Asylbewerber und Hammelburger stricken für guten Zweck

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Handarbeit verbindet: Anjani Ghai, Brigitte Bauer, Eleni Asrad und Margit Pfister (von rechts) freuen sich über die schönen Sachen, die sie schon gestrickt und geschneidert haben. Mit ihrer Arbeit wollen die Frauen gemeinsam Gutes tun. Foto: Markus Reeh
Handarbeit verbindet: Anjani Ghai, Brigitte Bauer, Eleni Asrad und Margit Pfister (von rechts) freuen sich über die schönen Sachen, die sie schon gestrickt und geschneidert haben. Mit ihrer Arbeit wollen die Frauen gemeinsam Gutes tun. Foto: Markus Reeh

Frauen aus Hammelburg und Asylbewerberinnen stricken gemeinsam für gute Zwecke. Mit ihrer Arbeit helfen sie dem Café Hoffnung, armen Kindern in Rumänien und den Flüchtlingen in der Stadt.

Stricknadeln klappern im Gruppenraum des Asylbewerberheims, die emsigen Frauen kommen mit ihren Handarbeiten gut voran. Unter ihren flinken Fingern entstehen originelle Sachen, zum Beispiel Beutel als Verpackung für Geschenke. "Die Wolle stammt vom Weltladen. Reinhard Beichel kam auf mich zu und hat gefragt, ob wir sie gebrauchen können", erläutert Brigitte Bauer vom Café Hoffnung.

Der Weltladen hatte nämlich zum Michaelsmarkt den Marktbrunnen mit einem 200 Meter langen, aus Wollresten in Patchwork-Technik hergestellten Band "fair-strickt". Um die Wolle verarbeiten zu können, mussten die einzelnen Teile des Bands nun erst wieder aufgetrennt und aufgezogen werden. Dann ging das Stricken von vorne los.

"Eine Heidenarbeit. Zwei Stunden braucht man ungefähr für einen der Geschenkbeutel", erklärt Heidelore Schneidt, "aber für einen guten Zweck mache ich das natürlich gerne." Auch Anjani Ghai aus Afghanistan freut sich, dass sie mit ihrer Arbeit "Menschen in Not helfen kann". Die anderen Asylbewerberinnen kommen aus Äthiopien, Aserbaidschan, Tschetschenien und dem Iran.

Wenn sie mit den Hammelburgerinnen zusammensitzen, ist das immer auch eine Art Sprachunterricht. "Wir bemühen uns alle, immer nur Deutsch miteinander zu reden", unterstreicht Brigitte Bauer. Klappt das nicht, geht es aber auch auf Englisch oder mit Händen und Füßen.

Eleni Asrad aus Äthiopien hat in ihrer Heimat schon als Schneiderin gearbeitet, allerdings vorwiegend für Heimtextilien wie zum Beispiel Gardinen. In Hammelburg hat sie jetzt auch ein paar schöne Schürzen, Kissen und Schals aus Stoffresten genäht. "Ich mag es, mit den anderen Frauen hier zu arbeiten. Ich lerne von ihnen und sie lernen von mir", erzählt Eleni.

Neben Unterschieden entdecken die Frauen auch Gemeinsamkeiten, zum Beispiel Anjani Ghai und Heidelore Schneidt. Die Hammelburgerin strickt nämlich französisch, das heißt, sie hält den Faden rechts und macht andere Maschen. "Bei Anjani Ghai aus Afghanistan habe ich gesehen, dass sie eine ähnliche Technik hat", erzählt Schneidt. Sie selbst hat das französische Stricken bei ihrer Großmutter erlernt, deren Ahnenlinie zu den aus Frankreich geflohenen Hugenotten zurückreicht. Somit hat sie auch eine ganz persönliche Beziehung zum Schicksal von Flüchtlingen.

Suche nach Beschäftigung

Die Asylbewerber sind auch regelmäßig im Café Hoffnung zu Gast. Schon im Frühjahr, kurz nach der Einweihung des Asylbewerberheims kamen die Frauen erstmals ins Pfarrzentrum. "Sie sind auf uns zugekommen und haben nach einer Beschäftigung gesucht", erinnert sich Brigitte Bauer. Deshalb soll das gemeinsame Basteln und Stricken auch weitergehen, wenn das aktuelle Hilfsprojekt beendet ist.

"Gerade in der trüben und kalten Zeit ist es schön, mit anderen zusammen zu sein", bestätigt auch Margit Pfister, "wir sitzen hier schon mal drei Stunden, bis alle Arbeiten fertig sind." Die Hammelburgerin hat sich zeitlebens, auch beruflich, um die Betreuung anderer Menschen gekümmert. Und diese soziale Ader hat sie natürlich auch noch als Rentnerin.

Ihre Handarbeiten wollen die Frauen beim Weihnachtsmarkt des Kindergartens Ober-/Untereschenbach am Sonntag, 24. November, anbieten. Der Erlös aus dem Verkauf kommt dem Café Hoffnung sowie den Hammelburger Asylbewerbern zugute.

Decken für kalten Winter

Mit den Wollresten, aus denen sie keine Beutel oder andere Artikel für den Markt stricken können, stellen sie Decken für den Verein "Das kunterbunte Kinderzelt" aus Schlüchtern her. "Darum hat uns Reinhard Beichel gebeten", erklärt Brigitte Bauer. Das neue Projekt des hessischen Vereins heißt "Warme Decken für eiskalte Nächte" und hat das Ziel, möglichst viele Säuglinge und Kleinkinder vor den Gefahren des rumänischen Winters zu schützen.

Insbesondere die kinderreichen Roma-Familien, die meist nur in notdürftig zusammen gezimmerten Holzhütten leben, haben es oft schwer, die wochenlangen Kälteperioden unbeschadet zu überstehen.