Armin Warmuth (CSU) hat seine ersten 100 Tage als Hammelburger Bürgermeister hinter sich. Im Gespräch erzählt er, wie es für ihn bisher gelaufen ist.
Seit 100 Tagen hat die Stadt mit Armin Warmuth einen neuen Bürgermeister. In die kurze Zeit fiel mit dem Viehmarkt bereits die erste große Aufgabe der Amtszeit.
Waren die ersten 100 Tage so, wie Sie sich das Bürgermeisteramt vorgestellt haben?
Armin Warmuth: Im Großen und Ganzen - natürlich ist es ein Unterschied, ob man von draußen auf das Amt schaut oder es selber innehat. Die Themenvielfalt, zwischen der man springt, ist immens.
Wie geht die Familie mit der neuen Situation bisher um?
Ganz am Anfang war es nicht einfach, immer im Fokus zu stehen. Aber es funktioniert gut. Dafür danke ich meiner Frau und meinen Kindern. Wo es sich vereinbaren lässt, versuche ich meine Familie einzubinden. So kann es schon mal passieren, dass wir unsere Fahrräder schnappen und gemeinsam bei einer Veranstaltung auftauchen. Ich glaube, das wertschätzen die Menschen auch.
Beschreiben Sie die 100 Tage.
Es standen, durch den Amtswechsel bedingt, zunächst viele Termine und konstituierende Sitzungen an, bis sich alle Gremien gefunden haben. So war ich außerhalb sehr oft gebunden. Es ist spannend, wie viele neue Leute man in einer sehr kompakten Zeit kennenlernt. Ich freue mich über die vielen Gespräche, Begegnungen und das Feedback von unseren Bürgerinnen und Bürgern.
War der Amtsantritt ernüchternd, als der Kämmerer Ihnen die kritische Finanzsituation vorstellte?
Zu hören, dass die Gewerbesteuer um eine Million hinter den Erwartungen liegt, war überraschend und ernüchternd. Auch wenn ich wusste, dass die Stadt finanziell nicht auf Rosen gebettet ist. Damit muss ich zurechtkommen. Es gibt jeden Tag Überraschungen. Bei der Gewerbesteuer können sich die Einnahmen schlagartig ändern.
Und im Augenblick ist der Fehlbetrag nicht mehr ganz so groß.
Mit dem Viehmarkt sind Sie in eine erregte Diskussion geraten.
Wir befanden uns im wettbewerbsrechtlichen Rahmen und konnten deshalb zunächst keine Informationen nach außen geben. Ich verstehe die Emotionen. Die gibt es immer bei Veränderungen, und wenn etwas Neues entstehen soll. Dass man aber gleich zum Regierungspräsidenten geht, hielt ich für etwas überzogen. Ich habe immer gesagt, lasst uns erst einmal miteinander reden, und dass ich Betroffene zu Beteiligten machen will. Daran werde ich mich messen lassen. Die Anliegerversammlung am Dienstag ist sehr sachlich und konstruktiv verlaufen. Daher bin ich überzeugt, dass wir auf diesem Weg gemeinsam eine konsensfähige und zukunftsträchtige Lösung für die Neugestaltung des Viehmarkts und damit für die Attraktivität unserer Stadt erarbeiten können.
Dem dient auch die Bürgerfahrt nach Mellrichstadt am 10. September und ein Workshop am 22. September.
Sie sind aus der Privatwirtschaft in den öffentlichen Sektor gewechselt. Mussten Sie sich umstellen?
Es gibt grundsätzliche Unterschiede zwischen den beiden Sektoren. Abstimmungsprozesse dauern im öffentlichen Bereich zum Beispiel grundsätzlich länger. Das hatte ich erwartet. Dabei wird auch meine Geduld manchmal ganz schön strapaziert. Ansonsten lerne ich jeden Tag dazu.
Womit geht es nach der Sommerpause - abgesehen vom Viehmarkt - weiter?
Unter anderem werde ich mich intensiv darum bemühen, im Rahmen des Biosphärenreservates ein Umweltbildungshaus nach Hammelburg zu holen. Die Frage, wo die Touristinfo unterkommen kann, ist mangels vorhandener Alternativen schwierig und noch nicht gelöst. An der Berliner Straße wird ein neues, stadtnahes Baugebiet entstehen.
Der Bebauungsplan soll bis Frühjahr fertig sein. Die Aufwertung unseres Museums unter Einbeziehung des Baderturms steht an. Ab 3. September werde ich jeweils mittwochs alle zwei Wochen Bürgersprechstunden für Kinder und Jugendliche sowie für Erwachsene anbieten.
Was steht sonst noch auf der Liste?
Ich habe versprochen, dass wir nach der Umgestaltung des Viehmarktes die Bahnhofstraße angehen. Auch die energetische Sanierung und der behindertengerechte Umbau des Rathauses stehen an vorderster Stelle. Die Sanierung ist dringend. Dafür brauchen wir ein Konzept. Ich merke selbst, wie es durch die Lücken pfeift. Ich weiß aber noch nicht, ob beziehungsweise wann wir dieses Millionenprojekt schultern können.
Wie bewerten Sie bei all den Aufgaben, die anstehen, die Zusammenarbeit im Stadtrat?
Die Atmosphäre empfinde ich als sehr gut. Dafür bin ich sehr dankbar.
Auch meinen Vertretern danke ich für das konstruktive Miteinander. Alle sind bemüht, die Stadt voranzubringen. Es gibt eine interessante Mischung aus erfahrenen und neuen Stadträten.
Was wünschen Sie sich für die kommenden 100 und mehr Amtstage?
Von den Hammelburgern wünsche ich mir, dass die positive Offenheit bleibt. Natürlich hängt das auch von mir ab. Ich werde alles daran setzen, diese zu erhalten. Ein großes Anliegen ist mir auch, dass wir mit Stolz auf unsere Stadt schauen und nicht immer alles schlechtreden. Dazu besteht absolut kein Anlass.
Wo erholen Sie sich jetzt erst einmal?
Wir machen Urlaub am Schliersee. Wir werden wandern und München besuchen.
Das Gespräch führte Arkadius Guzy.