Bei einer Kundgebung zeigen Hammelburger Solidarität mit den Flüchtlingen.
Die drohende Abschiebung von Kumengr Getahun Mulesa war am Donnerstagvormittag Anlass für eine Demonstration auf dem Marktplatz. Rund ein Dutzend Äthiopier, die in der Gemeinschaftsunterkunft in der Stadt leben, machten mit der Kundgebung auf die politische Situation in ihrem Land aufmerksam. Rund 60 Hammelburger solidarisierten sich mit ihnen.
Auf Plakaten in Englisch und Deutsch forderten die Flüchtlinge die Freilassung politischer Gefangener und ein Ende der Verfolgung von Studenten und Intellektuellen. Die Äthiopier skandierten immer wieder, dass in ihrem Land Unfreiheit herrsche und es keine demokratische Regierung gebe. Damit wollten sie in der Öffentlichkeit darlegen, weshalb sie ihr Land verlassen haben. Denn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat den Asylantrag von Kumengr Getahun Mulesa, einer jungen Mutter, abgelehnt.
Die Demonstranten und die Hammelburger verwiesen auf das grundgesetzlich verbriefte Recht auf Asyl und den Schutz vor Verfolgung.
Unterstützer aus dem "Freundeskreis für Flüchtlinge" hatten bei der Organisation der Demonstration geholfen. Sie hatten zum Beispiel die Kundgebung beim Landratsamt angemeldet. "Die Situation in Ländern wie dem Iran ist uns gut bekannt. Äthiopien aber kommt bei uns in den Nachrichten nicht vor", ergriff Gesine von Postel für den Freundeskreis das Wort. Dabei herrschten auch in Äthiopien undemokratische Verhältnisse. So solle die Kundgebung dazu dienen, das Wissen und die Kenntnisse über das Land zu verbessern.
Äthiopien ist ethnisch in mehrere Volksgruppen gespalten. Das führt zu innenpolitischen und regionalen Konflikten zwischen einzelnen Volksgruppen, die sich unterdrückt oder marginalisiert fühlen, und der Zentralregierung.
Kritik und Opposition wird von der Regierung bekämpft. "Die Regierung unterdrückte das Recht auf freie Meinungsäußerung, indem sie die Aktivitäten von unabhängigen Medien, Oppositionsparteien und Menschenrechtsorganisationen stark einschränkte", heißt es im Länderbericht 2013 von Amnesty International. Es ist auch von willkürlichen Festnahmen, Misshandlungen und Zwangsräumungen die Rede.
In Großstädten wie Frankfurt oder Berlin haben sich in Deutschland lebende Äthiopier bereits bei mehreren Gelegenheiten zu Demonstrationen versammelt.
In Hammelburg gehören die Äthiopier zu den Flüchtlingen, die am längsten in der Stadt untergebracht sind. Sie zählten zu den ersten Personengruppen, die im Frühjahr des vergangenen Jahres der Asylbewerberunterkunft in Hammelburg zugeteilt wurden, als diese neu eröffnet wurde.