Flüchtlinge blähen Haushalt des Bad Kissinger Jugendamtes auf

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Der Landkreis Bad Kissingen rechnet im kommenden Jahr mit einem deutlich wachsend Haushalt auf Grund der Flüchtlinge. Unser Bild zeigt zwei Flüchtlingskinder aus dem Irak. Foto: Patrick Pleul/dpa
Der Landkreis Bad Kissingen rechnet im kommenden Jahr mit einem deutlich wachsend Haushalt auf Grund der Flüchtlinge. Unser Bild zeigt zwei Flüchtlingskinder aus dem Irak.  Foto: Patrick Pleul/dpa

Alleine das Jugendamt erwartet für kommendes Jahr 5,58 Millionen Euro an zusätzlichen Aufwendungen. Unterm Strich steigt das Ergebnis jedoch nur um 418 000 Euro, weil der Freistaat die meisten Kosten übernimmt.

8,99 Millionen Euro hat das Jugendamt des Landkreises Bad Kissingen im Jahr 2014 aufgewendet. Für heuer stehen 11,63 Millionen Euro im Haushalt und für kommendes Jahr rechnet Jugendamtsleiter Siegbert Goll mit 17,21 Millionen Euro. Hauptursache für die Steigerung ist die Betreuung der Flüchtlinge, vor allem der unbegleiteten Minderjährigen. Bei der Vorstellung seines Teil-Haushaltes im Jugendhilfeausschuss wies Goll jedoch darauf hin, dass der Kreis nur einen kleinen Teil der Kosten selbst tragen muss: "Wir gehen davon aus, dass wir das Geld wieder weitestgehend zurück bekommen."


Auswirkung auf andere Bereiche

"Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die wir als Landkreis eben zum Teil übernehmen müssen", kommentierte Landrat Thomas Bold (CSU) die Steigerungen im Haushalt des Jugendamtes durch den Flüchtlingsstrom. Und: "Das wird sich durch den ganzen Haushalt ziehen", kündigte Bold den Kreisräten auch an, dass Steigerungen auch in anderen Sachgebieten bevorstehen. Bold dankte in der Sitzung den Mitarbeitern des Landratsamtes: "Viele arbeiten am Limit, das verlangt uns alles ab."
In seinem Überblick ging Goll auch auf viele positive Entwicklungen ein: So steigen die Erträge um 5,16 Millionen Euro, also 181 Prozent, auf 8,02 Millionen Euro. Unterm Strich hatte das Jugendamt im Jahr 2014 ein Ergebnis von 7,49 Millionen Euro. Für das laufende Jahr sind 8,78 Millionen Euro veranschlagt. Hier ist Goll zuversichtlich, dass der Plan mindestens eingehalten, vielleicht sogar unterschritten wird: "Wir haben noch knapp 2,8 Millionen Euro Luft", fasste er das Ergebnis der ersten zehn Monate zusammen.


Kreis als Vorzeige-Modell

Für das kommende Jahr rechnet das Jugendamt mit einem Ergebnis von 9,20 Millionen Euro: 17,22 Millionen Euro Aufwendungen minus 8,02 Millionen Euro Erträge. Das sind 418 000 oder 4,8 Prozent mehr. Dass der Haushalt nicht alles ist, sondern dahinter viele Schicksale stehen, wurde in der Beratung auch klar: "Die Zahlen muss ich nüchtern sehen, aber wenn es um Einzelfälle geht, kommt die Leidenschaft auf", kommentierte er seine tägliche Arbeit.
In der Beratung gab es viel Lob für das Jugendamt: "Bei der Betreuung der Flüchtlinge zeigt sich unsere Bürokratie von ihrer besten Seite", sagte CSU-Kreistag Walter Gutmann. "Der Landkreis Bad Kissingen ist da wirklich ein Vorzeige-Modell", sagte auch Karlheinz Friedel, der das "Netzwerk für soziale Dienste" im Jugendhilfeausschuss vertritt. Goll wiederum würdigte die Verdienste der Partner: "Ohne die Träger der freien Jugendhilfe wäre das alles nicht leistbar." Zudem müssten alle Beteiligten gerade bei der Betreuung der aktuell 66 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge "ganz anders denken und arbeiten" als in der klassischen Jugendhilfe.
Veränderungen gab es jedoch nicht nur im Asylbereich: Auch für die Jugendsozialarbeit an Schulen und die Kindertagesstätten investiert der Landkreis mehr Geld (siehe unten). "Voll bewährt" habe sich die Koordinierende Kinderschutzstelle, die Familienhebammen, -Begleiter und -Krankenschwestern einsetzt, um möglichst frühzeitig der Herausnahme von Kindern aus Familien vorzubeugen.

170 Vereine und Verbände haben bislang eine Vereinbarung mit dem Jugendamt Bad Kissingen zur Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes abgeschlossen. Das berichtete Jugendamtsleiter Siegbert Goll in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Unter anderem 57 Träger aus dem Sportbereich, 15 kirchliche Organisationen, 16 Feuerwehren und zehn Schützenvereine haben sich bereit erklärt, die Einsichtnahme in die Führungszeugnisse ihrer ehrenamtlichen Jugendbetreuer zu regeln. Dabei stellen die Kommunen eine Bescheinigung aus, wenn es keine relevanten Einträge gibt.
Das Jugendamt schlug vor, dass auch in Zukunft die Vereine und Verbände im Rahmen von Zuschuss-Verhandlungen beraten, aber nicht zur Teilnahme gezwungen werden sollen. "Wir hoffen, dass wir noch den ein oder anderen Verein oder Verband überzeugen können", sagte Goll. "Wir wollen natürlich kein ehrenamtliches Engagement abwürgen", ergänzte der stellvertretende Landrat Emil Müller (CSU).
Zurückgezogen wurde der Antrag der Grünen-Kreistagsfraktion, den Kreisjugendfeuerwehren die kreiseigenen Zeltplätze günstiger zu überlassen. Die Kommunale Jugendarbeit hatte sich dagegen ausgesprochen, eine einzelne Gruppe besser zu stellen. "Wir verstehen, dass das sehr schwierig ist", sagte die stellvertretende Landrätin Monika Horcher (Grüne) dazu.

Überblick Für das Jahr 2016 sind 8,02 Millionen Euro an Erträgen und 17,22 Millionen Euro an Aufwendungen eingeplant. Die Transfererträge steigen von 484 000 Euro im Jahr 2014 über 1,90 Millionen Euro heuer auf 6,98 Millionen Euro im kommenden Jahr. Der zweitgrößte Einnahmenposten, die Kostenerstattungen bleiben relativ konstant bei rund 630 000 Euro.

Betreuung Die Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen steigt von heuer 328 000 auf 429 000 Euro, die Förderung in der Tagespflege sinkt dagegen ganz leicht auf 215 000 Euro. Weil weitere Schulen dazu kommen steigen die Ausgaben für Jugendsozialarbeit an Schulen von 33 500 auf 104 000 Euro. Für Frühe Hilfen und die Kinderschutzstelle sind nach 159 000 Euro heuer für das kommende Jahr 240 000 Euro eingeplant.

Unterbringung Der Kreis ist aktuell für 35 Minder- und einen Volljährigen in Heimen zuständig, das kostet rund 2,2 Millionen Euro. Für die Vollzeitpflege sind im kommenden Jahr 771 000 Euro veranschlagt, für die sozialpädagogische Familienhilfe 320 000 Euro und für die Eingliederung seelisch Behinderter 1,46 Millionen Euro.