Die Villa Marienruh stand lange leer. Jetzt wurde sie verkauft und bleibt doch in Familienbesitz. Die neue Besitzer haben schon Pläne, wie das denkmalgeschützte Gebäude renoviert und genutzt werden soll.
Seit etwa zwei Jahren steht die Villa Marienruh nach dem Auszug des Restaurants "La Canchanchara" schon leer. Jetzt wechselte das denkmalgeschützte Gebäude in der Hartmannstraße 10, das unter der Nummer D-6-72-114-291 in der Bayerischen Denkmalliste registriert ist, innerhalb der Familie die Eigentümer. In Kürze soll mit der Generalsanierung und anschließender Vermietung der Räumlichkeiten begonnen werden.
Früher Restaurant
Im Sommer 2005 hatten die Kissingerin Anja Krug und ihre aus Thüringen stammende Partnerin Marika Hoffmann den 1899 vom Kissinger Baumeister Andreas Kiesel gebauten zweigeschossigen Klinkerbau mit Satteldach, Erker und historisierenden Ziergiebeln gekauft und nach gründlicher Renovierung im November ihr bald durch seine mexikanisch-kubanische Küche bekanntes Restaurant "La Canchanchara" eröffnet.
Im Sommer 2019 wurde das Restaurant ins Bad Kissinger Spielcasino verlegt. Seitdem suchten die beiden Eigentümerinnen nach Interessenten für die Villa, die sie schließlich innerhalb der eigenen Familie fanden: Anja Krugs ebenfalls in Bad Kissingen geborene Cousine Stefanie Wehner erwarb am 23. März gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Peter Koller und ihrem Bruder Sven das Gebäude. Demnächst soll es in Abstimmung mit künftigen Mietern generalsaniert und der dann gewünschten Nutzung räumlich angepasst werden.
Dachgeschoss fast bezugsfertig
Während die 110 Quadratmeter große Wohnung im Dachgeschoss "mehr oder weniger bezugsfertig" ist und nach Aussage der neuen Eigentümer nur noch geringfügig renoviert zu werden braucht, wurden im Hochparterre und erstem Obergeschoss bereits die für das bisherige Restaurant erforderlichen Einrichtungen entfernt und beide Geschosse bis auf die tragenden Mauern total entkernt.
Das 125 Quadratmeter große Erdgeschoss könnte in Zukunft als Praxis oder Büro genutzt werden, das ebenso große Obergeschoss als Wohnung. Sollte die Vermietung als Gewerbefläche nicht möglich sein, könnte auch das Erdgeschoss als Wohnung genutzt werden. Über eine Innentreppe können beide Geschosse bei entsprechendem Bedarf auch zusammengeschaltet werden.
Energetische Saneirung
"Wir wollen den Charme des Baudenkmals mit einer neuen und modernen Nutzung in Einklang bringen", haben sich die Eigentümer vorgenommen. Dabei hat sich die notwendige Barrierefreiheit im modernisierten Altbau als besondere Herausforderung herausgestellt. Wehner: "Aber auch dafür werden wir die passende Lösung finden."
Das Gebäude verfügt nach Wehners Aussage trotz seines Alters von mehr als 120 Jahren immer noch über "eine sehr gute Bausubstanz". Die historische Villa soll in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde nicht nur energetisch saniert werden, sondern besonderer Wert wird auf die Auffrischung der Klinkerfassade mit Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes gelegt.
Deshalb sollen die Glasbaufenster aus den 1960er Jahren entfernt und wieder wie einst durch Glasfenster ersetzt werden. Wehner: "Wir haben alte Postkarten gefunden, wo man dies schön sieht." Auch die Fensterrahmen sollen ihre einstige Farbe zurückbekommen, sofern sich dies in historischen Dokumenten feststellen lässt. "Wir haben nur alte Schwarz-Weiß-Fotos."
Den Kauf der Villa Marienruh begründet Stefanie Wehner mit ihrer Heimatverbundenheit. Zwar ist sie selbst an der Universität Passau beschäftigt und Bruder Sven arbeitet längst als Diplom-Physiker in Stuttgart. Doch da die Eltern in Bad Kissingen leben, kamen beide in den vergangenen Jahren immer mal wieder ins Elternhaus zurück. Diese Besuche werden sich mit Aufnahme der Sanierung der Villa Marienruh und deren Umnutzung wohl in Zukunft häufen.
Geschichte der Villa Marienruh
Der Bad Kissinger Baumeister Andreas Kiesel ließ 1899 den wohl als Kurvilla gedachten Backstein-Bau "Villa Marienruh" im historisierenden Stil bauen.
Ab 1901 ist der Privatier Christoph Ludwig Zapf als Eigentümer nachgewiesen. Auf einer historischen Postkarte ist als späterer Eigentümer M. A. Hohn genannt.
Seit den 1960er bis in die 1980er Jahre waren Obergeschoss und Dachgeschoss an das Familiengericht vermietet. Das Erdgeschoss wurde in jener Zeit zunächst von einem Elektrohandel, ab Mitte der 1970er Jahre als Tonstudio genutzt.
Schon seit 1992 wurde das Haus von wechselnden Pächtern gastronomisch genutzt.
Die Villa ist unter der Nummer D-6-72-114-291 in der Bayerischen Denkmalliste registriert.
Ab 2005 gehörte das Anwesen den Unternehmerinnen Anja Krug und Marika Hoffmann, die in der Villa bis Sommer 2019 ihr Restaurant "La Canchanchara" betrieben.
Seit Ende März 2021 gehört das Anwesen der erst zum Erwerb gegründeten SPS-Marienruh GbR. Die Abkürzung SPS steht für die Eigentümer Stefanie Wehner, Peter Koller und Sven Wehner.