Eine Million Euro will der Gemeinderat für zeitgemäße Bildung in Burkardroth ausgeben. Für Schulleiter Wolfgang Halbig ist das ein gutes Signal.
"Schauen Sie sich um in meinem Büro", sagt Schulleiter Wolfgang Halbig. "An meinem Schreibtisch saß schon Rudolf Rost." Rost war von 1978 bis 1990 Bürgermeister eines seiner eigenen Erinnerung nach hochverschuldeten Gemeindegebildes, dessen einst selbstständige Ortsteile sich mit der Gebietsreform von 1972 zunächst nicht abfinden wollten. Der Stralsbacher förderte damals schon Kindergärten und die Sanierung von Schulen. Manches Rathausmobiliar aus dieser Zeit wurde offenbar aus Sparsamkeitsgründen in die damalige Hauptschule "entsorgt".
Der Gemeinderat hat den Hilferuf der Schulleitung wahrgenommen und den Weg für eine gewaltige Investition in die Innensanierung des Gebäudes freigemacht. Es geht um eine Million Euro. Im Büro von Rektor Halbig stehen moderne Medienapparate auf unpraktischen Schreibtischen aus der Rost-Zeit, schon in der Farbgebung von museumsreifem Charme. Damit könne er selber noch lange leben, sagt Halbig. Aber: Das gesamte Gebäude könne wegen der sperrigen Innenarchitektur den Ansprüchen einer effizienten Mittelschule nicht mehr genügen. Gutes gemeinsames Lernen erfordere eine harmonische Atmosphäre. Dazu müsse auch die Schularchitektur passen.
Die stellvertretende Schulleiterin Heidrun von Schön zeigt den Ist-Zustand des Gebäudes bei einem Rundgang: Schon der Eingangsbereich wirkt abweisend, würde er nicht aufgelockert durch Stellwände, auf denen die Schüler ihre Auseinandersetzungen mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen dokumentieren. Der innere Lichthof könne bei besucherfreundlicher Umgestaltung als Ort für Veranstaltungen genutzt werden, lautet der Vorschlag der Schulleitung an die Räte.
Das Gebäude wurde 1968 und 1971 in zwei Bauabschnitten errichtet. Es gibt daher keine Zugänge für junge Menschen etwa in Rollstühlen. Die Toilettenanlagen sind erst recht nicht dafür eingerichtet. Brandschutz und Elektroinstallation müssen der Schulleitung zufolge ebenso optimiert werden wie Beleuchtung und Schallschutz in den Klassenzimmern beim Einsatz energiesparender Maßnahmen.
Die Türen sind nach mittlerweile 40 Jahren oft übel abgestoßen, wurden manchmal nur notdürftig mit Schreinereikunst und Leim geflickt und werden etwa beim Kunstraum gerade noch in den Angeln gehalten. In der Turnhalle ist der Prallschutz defekt. Im Sportbereich müssen die Mädchen bislang auf dem Weg zu ihrem Umkleidebereich durch den der Jungs. Auch dies soll künftig durch separate Zugänge neu geregelt werden.
Der Gemeinderat ist überzeugt, dass das Gebäude dringend der Modernisierung bedarf. Obwohl es nach der Erneuerung des Heizungssystems um weitere Kosten von etwa einer Million Euro geht, stimmte das Gremium zu, nach Planung durch Fachleute die Innensanierung in Angriff zu nehmen und die Summe in drei jährlichen Bauabschnitten zu verwirklichen. Wolfgang Halbig: "Ich bin froh und dankbar, dass Gemeinde und Schule an einem Strang ziehen, um den Standort Burkardroth zu stärken."
So funktioniert die Mittelschule BurkardrothKonzept Im August 2010 wurden die Hauptschulen in Mittelschulen umgewandelt. Deren Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler auch durch Betriebspraktika optimal auf das Berufsleben vorzubereiten. Das Motto lautet "gemeinsam leben, gemeinsam lernen, gemeinsam leisten".
Kooperation Die Mittelschule Burkardroth kooperiert in den Fächern Wirtschaft, Technik, Soziales mit den Mittelschulen in Bad Bocklet, Oberthulba und Bad Kissingen. Zum handlungsorientierten Unterricht zählt die individuelle Förderung von Allgemeinbildung und praktischen Fähigkeiten wie der Umgang mit modernen Medien. Die offene Ganztagsschule unterstützt das Konzept und die Möglichkeiten, weitere Bildungsabschlüsse zu erreichen.
Schüler In der Mittelschule Burkardroth werden derzeit 133 Schüler in sieben Klassen unterrichtet.