Die Pakete werden geschnürt

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Jede Menge Kleidungsstücke schicken die Oerlenbacher Strickfrauen auf die Reise ...
Jede Menge Kleidungsstücke schicken die Oerlenbacher Strickfrauen auf die Reise ...
... bis sie schließlich beim Empfänger landen. Fotos: Martina Straub/privat
... bis sie schließlich beim Empfänger landen. Fotos: Martina Straub/privat
 

Im Strickkreis Oerlenbach klappern die Nadeln für einen guten Zweck. Mützen, Socken und vieles mehr gehen in die Ferne. Auf Mitstreiterinnen warten die Frauen bislang vergebens.

Socken in Größe 47? Die sind so lang wie ein Lineal mit 30 Zentimetern. Für die Damen vom Strickkreis Oerlenbach ist das kein Problem. Sonderfälle sind für sie nichts Neues. Fünf Paar dieser großen Exemplare hat ein Bergbauer in Südtirol bei den Damen bestellt. Socken werden in allen Größen von den 12 Frauen des Strickkreises gefertigt.
"Solche Sondergrößen machen wir aber nur auf Bestellung", sagt Gabriele Hoch, die Leiterin des Strickkreises. Die Frauen lassen auch zu Hause die Nadeln klappern, zum Beispiel beim Fernsehen. Neben den Strickerinnen, die sich 14-tägig bei Gabi Hoch treffen, hat sie sechs Frauen aus Ebenhausen, die zu Hause häkeln, stricken oder auch nähen.

100 Paar Fäustlinge in Größen für Babys, Kinder bis zu Erwachsenen sind ordentlich in einen Karton gestapelt. Alle hat eine einzige Strickerin angefertigt. Zusammen mit vielen Mützen, Schals, Socken und Pullovern werden die Sachen nach Namibia, Indien, Brasilien und Rumänien geschickt. "Hauptsächlich sind es Kindersachen", sagt Gabi Hoch. Als Beweis, dass die handgefertigten Kleidungsstücke auch ankommen, werden Fotos geschickt von lachenden Kindern, sie sich für den Winter mit Mützen, Schals etc. eingedeckt haben. Ein weiteres Paket geht nach Südtirol. Dort verkauft eine Frau die Sachen aus Oerlenbach auf einem Markt. Der Erlös geht an die Indienhilfe des Ebenhäusers Heinrich Hackenberg.

Auf Spenden angewiesen

Seit 2001 gibt es den Strickkreis. Dringend angewiesen sind die Frauen auf Woll- oder alternativ auf Geldspenden. Das können Wollreste sein. "Jeder Rest wird verarbeitet", sagt Gabi Hoch, zum Beispiel für Streifen in Mützen, Schals oder auch Socken. Aus Wildflecken hat sie vor einiger Zeit zwei Pakete mit Wollresten bekommen. " Leider war kein Name drauf, ich hätte mich gerne dafür bedankt", sagt Gabi Hoch. Über eine Wollspende war sie erstaunt: die Knäuel waren nach Farbe und Nummer sortiert, in Folie eingeschweißt und sogar gewogen. "Das habe ich noch nicht erlebt", sagt sie. "Aber das ist toll." Das ist die Luxusvariante. Spender dürfen die Wolle gerne einfach unsortiert in den Behälter vor ihrer Haustüre legen. Auch Nähutensilien wie Schrägband, Webbänder, Stoffe (keine Fetzen), Scheren, Nadeln, Faden können abgegeben werden.

Die Sachen werden nach Rumänien geschickt, Stoffe nach Indien, denn dort haben einige Frauen Nähmaschinen, mit denen sie arbeiten können, um Geld zu verdienen. Wer die Frauen unterstützen will, kann auch Socken, Mützen etc. in Auftrag geben. Manche Handarbeiten werden zum Beispiel beim Frauenfrühstück am 23. September im Pfarrsaal in Oerlenbach verkauft. Der Erlös wird wieder in Wolle investiert oder für die Portokosten verwendet.

Am 23. Juli treffen sich die Frauen letztmals vor der Sommerpause. Da geht es recht locker zu. "Wir feiern auch mal, wenn jemand Geburtstag hat", sagt die Leiterin des Kreises. "Es soll ja auch ein bisschen Geselligkeit dabei sein."

Neue Strickerinnen kommen selten dazu, obwohl sie sehr willkommen wären. Sie müssen gar nicht mit Wolle und Nadeln umgehen können. Es gibt auch andere Arbeiten wie Fäden vernähen, Wolle aufwickeln usw. Und wenn jemand beim Stricken oder Häkeln nicht weiter weiß, dann gibt‘s erfahrene Frauen in der Runde, die mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dann klappt's auch mit dem Sockenstricken.