Die Natur in Hammelburg entdecken

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Jochen Willecke zeigte den Teilnehmern der Exkursion, wie ein Eichelhäher aussieht, der auch immer öfter in Städten zu sehen ist. Franz Becker stellte dankenswerterweise einige präparierte Tiere zur Verfügung. Fotos: Markus Reeh
Jochen Willecke zeigte den Teilnehmern der Exkursion, wie ein Eichelhäher aussieht, der auch immer öfter in Städten zu sehen ist. Franz Becker stellte dankenswerterweise einige präparierte Tiere zur Verfügung. Fotos: Markus Reeh
 
Jochen Willecke mit Hirse vom Dachgarten.
Jochen Willecke mit Hirse vom Dachgarten.
 
Leckere Himbeeren aus der Stadt.
Leckere Himbeeren aus der Stadt.
 
Ein präparierter Fuchs.
Ein präparierter Fuchs.
 
Ein ausgestopfter Marder.
Ein ausgestopfter Marder.
 
Ein präparierter Specht.
Ein präparierter Specht.
 
Mittagspause im Hof.
Mittagspause im Hof.
 
Wie das duftet.
Wie das duftet.
 
Eine Schildkröte lebt am und im Schlossweiher.
Eine Schildkröte lebt am und im Schlossweiher.
 
Stockenten und Schildkröte kommen miteinander aus.
Stockenten und Schildkröte kommen miteinander aus.
 
Ein kleiner Teil der in der Stadt gesammelten Pflanzen.
Ein kleiner Teil der in der Stadt gesammelten Pflanzen.
 
Der Gelbe Lerchensporn wächst in der Rineckerstraße.
Der Gelbe Lerchensporn wächst in der Rineckerstraße.
 
Gottfried Hummel erklärt heimische Pflanzen in der Stadt.
Gottfried Hummel erklärt heimische Pflanzen in der Stadt.
 
 
Leckere Himbeeren aus der Stadt.
Leckere Himbeeren aus der Stadt.
 
Ein präpariertes Eichhörnchen.
Ein präpariertes Eichhörnchen.
 

Eine erstaunliche Vielfalt von Pflanzen und Tieren gibt es mitten in Hammelburg zu entdecken. Doch für bestimmte Arten werden die Lebensräume auch stetig kleiner.

Manchmal wachsen schöne Blumen, wo sie keiner erwartet. So blüht zwischen Gully und Mülleimer in der Rineckerstraße der Gelbe Lerchensporn. Dass er heute nicht übersehen wird, liegt an Gottfried Hummel. Er zeigt den Teilnehmern der Exkursion des Bund Naturschutz (BN) die genügsame Pflanze. Sie kommt mit wenig Erde und Wasser aus und siedelt sich in Fugen und Ritzen an.

Schon bei der ersten Station, im Hof der Gärtnerei Hurrlein, grünt eine
vielfältige Gesellschaft zwischen den Pflastersteinen. Löwenzahn, Kamille und Wegerich werden die meisten noch kennen. Doch wer weiß schon, wie Braunelle, Sauerklee, Mastkraut, Vögelknöterich und Nelke aussehen? Gottfried Hummel weiß es und erläutert auch, wie die Pflanzen dorthin kommen: Die Samen werden vom Wind zwischen die Steine geweht oder Vögel bringen sie in ihren Krallen mit.

"Ich habe mich schon immer für die Natur interessiert. Und seit ein paar Jahren beschäftige ich mich intensiver mit Pflanzen, auch weil ich als Pensionär einfach mehr Zeit dafür habe", erklärt Hummel sein Engagement.

Kein Platz für Vogelnester

Im nächsten Hof übernimmt BN-Vogelexperte Jochen Willecke das Wort. Er zeigt auf die glatten Wände eines Neubaus und die drastisch zurückgeschnittenen Bäume. "In dieser Umgebung gibt es eigentlich keine Nistmöglichkeiten für Vögel mehr", macht der Fachmann deutlich. Dass es auch in Neubauten grüne Oasen gibt, zeigt die anschließende Besichtigung eines Dachgartens. Viele heimische Kräuter und Moos wachsen hier, aber auch Hirse entdecken die Exkursionsteilnehmer. "Vermutlich ist das aus Samen entstanden, die im Vogelfutter waren und hier gelandet sind", spekuliert Willecke.

Ein Kontrastprogramm zu dem modernen Hof bietet auch der Schafhof, wo die Natur viel Platz hat, sich zu entwickeln. Hier wachsen sogar Himbeeren, und eine Rauschwalbe nistet in einem frühreren Stall. "Solche Möglichkeiten zu brüten, finden sich kaum noch, weshalb diese Schwalben auch vom Aussterben bedroht sind", macht Willecke deutlich.

Eine Höhle in der Fassade

Die Zahl anderer Vögel in den Städten nimmt hingegen zu. So werden zum Beispiel immer öfter Spechte gesehen. "Wenn sie auf den modernen Wärmeschutz von Häusern hacken, dann klingt es hohl und sie fangen an zu hämmern, weil sie sich eine Höhle bauen wollen", weiß Willecke. Das bereite natürlich den Hausbesitzern Probleme.

Auch Rabenvögel, zu denen unter anderem Dohlen, Elstern und Eichelhäher gehören, breiten sich immer mehr in der Stadt aus. "Sie werden auch Kulturfolger genannt", erklärt Jochen Willecke. Der Mensch biete ihnen in seinem Umfeld gute Lebensbedingungen. Als Beispiel führt er offene Komposthaufen an, auf denen häufig auch Speisereste landen. "Das lockt die Aasfresser unter den Vögeln an, und außerdem Ratten und weiteres Ungeziefer", betont er.

Giftige Hundspetersilie

Im Hof vor dem ehemaligen Waisenhaus ist Gottfried Hummel wieder an der Reihe. Er hat am Hoftor eine Hundspetersilie entdeckt und warnt: "Die ist giftig. Bitte nicht verwechseln mit der normalen Petersilie." Auf dem Weg zur nächsten Station verbindet Hummel Botanik mit Sprachkunde. Er hat nämlich einen Mauerlattich erblickt, der durch ein Gitter am Boden dringt. "Der Lattich enthält einen milchartigen Saft, von dem er auch seinen Namen hat", erklärt er. Auf Latein heißt die Pflanze Lactuca, was von Lac (Milch) kommt.

Im Hof Bußmann übernimmt Jochen Willecke wieder und erklärt die Nistkästen für Fledermäuse und Vögel, wie Rotschwanz, Bachstelze und Grau-schnepper. Wer dort einzieht, hängt auch von der Größe des Schlupfloches ab. So kann der Mensch auch ein wenig Einfluss nehmen auf die Ansiedlung bestimmer Tiere. "Ganz wichtig ist es in jedem Fall, die Kästen so aufzuhängen, dass die Katze nicht dran kommt", unterstreicht der Naturschützer.
Den letzten Halt legt die Gruppe am Schlossweiher ein, wo neben den Enten nun auch Rotwangenschildkröten leben. "Wahrscheinlich sind sie ausgesetzt worden, vielleicht von Leuten, die dann in den Urlaub gefahren sind", vermutet Willecke. Er geht davon aus, dass die neuen Bewohner hier auch überwintern können und sich wie die Frösche in den Morast begeben, wenn es kalt wird.

Auf der Mauer des Weihers breiten die rund 20 Teilnehmer der Exkursion dann auch alle Pflanzen aus, die sie gesammelt haben. Rund 80 verschiedene Arten werden gezählt. Mit so vielen hat niemand gerechnet.
Wer auch helfen möchte, den Lebensraum für Vögel zur erhalten, kann sich an die Geschäftsstelle des Bund Naturschutz in Bad Brückenau wenden (Telefon 09741/ 938 3240, E-Mail: bn-badkissingen@gmx.de). Der BN hilft allen, die Nistkästen anschaffen und anbringen wollen.