Diesmal war die Bürgerversammlung in Stralsbach nicht gut besucht. Nur etwa 30 Männer und eine Frau folgten den Ausführungen von Bürgermeister Waldemar Bug (ÖDP), der rasch auf die brisanten politischen Themen zu sprechen kam, die in der Marktgemeinde richtig wehtun.
Dort wird vom Gemeinderat zwar sehr gut gewirtschaftet, die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt lächerliche 1,60 Euro, doch der Verlust an Einwohnern ist besorgniserregend, die Geburtenrate seit vielen Jahren rückläufig. Überalterung und Sterbefälle können längst nicht mehr durch Zuzüge ausgeglichen werden. "Junge Leute gehen nach guter schulischer und beruflicher Ausbildung weg in die Metropolregionen, etwa in den Nürnberger und Frankfurter Raum. Die kommen nicht mehr zurück", sagte Bug.
"Darüber muss man sich gar nicht wundern", warf Dora Mayerl gleich ein. "In Stralsbach ist tote Hose. Die Busverbindungen sind schlecht." Ältere Leute kämen kaum noch raus aus dem Dorf.
Diesen Einwand ließ Bug nicht gelten. Der Öffentliche Nahverkehr sei keineswegs optimal, aber letztlich auch teuer und personalintensiv. "Da muss man sich neue und flexible Lösungen überlegen."
Abgesehen davon gebe es in Stralsbach sehr viele Aktivitäten rund um die Renovierung der alten Schule zur Schaffung eines neuen Dorfmittelpunkts. Ein Grund für die Abwanderung aus der Marktgemeinde sei auch, dass es dort noch keine Möglichkeiten für betreutes Wohnen im Alter gebe. Es sei eine richtige Entscheidung gewesen, keine neuen Baugebiete mehr auszuweisen. Es gehe jetzt darum, leer stehende Häuser in den Ortskernen neu zu beleben.
Andeutungen Der Bürgermeister machte zur gesundheitlichen Versorgung in der Marktgemeinde und zum Ärztemangel nur einige Andeutungen. Offensichtlich werden hinter den Kulissen bereits intensivere Gespräche geführt. Für die anwesenden Stralsbacher war das im offiziellen Teil der Bürgerversammlung kein Aufregungsthema.
Bug warb in seiner ausführlichen und reich bebilderten Rede ausdrücklich für das Engagement der Bürger in der neuen "Allianz Kissinger Bogen". Darin haben sich Burkardroth, Nüdlingen, Oberthulba und Bad Bocklet zusammengeschlossen, um Ideen und Kräfte für die Entwicklung diese Gemeinden zu bündeln.
Man könne auch darüber nachdenken, den in der Gemeinde reichlich anfallenden Grünschnitt in einer Biogasanlage zu verwerten, so Bug. Für die Anerkennung als Biosphärenreservat seien 20 Hektar Waldfläche im Tauschverfahren mit angrenzenden Staatsforsten angeboten worden.
Es gab bei der Versammlung auch von Ortsreferent Werner Schoch Zustimmung zum Abriss des Buswartehäusles an der Verbindungsstraße Aschach/Zahlbach bei der Abzweigung nach Frauenroth. Das ist mit Veranstaltungsplakaten fast völlig zugeklebt. "Ein Schandfleck", war die einhellige Meinung. Die Haltestellen auf beiden Straßenseiten bleiben aber erhalten. Busse mit Stralsbacher Schulkindern sollten diese nachmittags in die Ortsmitte fahren, sagten Norbert Straub und Elmar Zwiefel.
Sehr unzufrieden sind die Stralsbacher mit dem schlechten Zustand des Weges zur Hermannsruh. "Der muss wegen problematischer Wasserführung mit Kalkgestein ausgebessert werden", forderte Egon Schlereth. "Dieser Weg ist für die Würzburger Wallfahrer Richtung Kreuzberg die erste Visitenkarte von Stralsbach und Burkardroth." Bürgermeister Bug versprach Ausbesserungen ebenso wie die Renovierung Stralsbacher Brunnen, für die sich Andreas Schmück und Thomas Hergenröder einsetzten.
Nun wurde bei der Bürgerversammlung auch per Stimmungsbild entschieden, wie sich die Stralsbacher eine Urnenbeisetzung auf dem Friedhof wünschen. Steinmetzmeister Daniel Schlereth erläuterte vielfältige Aspekte der Urnenbeisetzung. Wahrscheinlich wird es sogenannte "Urnenröhren" aus Beton geben, darüber kurze Stelen, umgeben von kleinem Grabfeld, auf dem auch Blumen abgelegt werden können.