Auch der neue Korridor streift zwar an Bad Brückenau vorbei, doch im Raum Zeitlofs würde er die Lebensgrundlage für das Pferdeparadies Grieshof zerstören.
Auf der Höhe von
Zeitlofs wirkt das Pferdeparadies Grieshof wie eine natürliche Barriere zwischen den beiden Bundesländern Bayern und Hessen. Doch dieses Paradies ist bedroht, und zwar ganz real, denn die neue unterirdische Stromleitung von Tennet kennt weder Grundstücks- noch Landesgrenzen.
"Der Hof läuft sehr gut", bekunden die neuen Besitzer des Grieshofes, Charlotte und Hendrik Kiefner, beide 30 Jahre alt.
Erst im Januar dieses Jahres haben sie kurzfristig die Nachfolge von Elisabeth Strick angetreten. Doch die Überlegung, den Hof zu übernehmen, gab es schon länger. "Es war schon immer ein Traum von mir, die Pferde auf dem Hof in Zeitlofs zu betreuen", erzählt Tierärztin Charlotte Kiefner.
Dass es dann so schnell gehen sollte, hätte niemand gedacht.
Nach dem tragischen Unfall ihrer Patentante im Dezember 2015 musste sich das Ehepaar Kiefner schnell entscheiden und ihre Jobs in der Nähe von Pforzheim aufgeben, denn die Pferde mussten ja weiter versorgt werden. Hendrik Kiefner hat dafür sogar seine Stelle als Polizeibeamter aufgegeben.
Altes Leben aufgegeben
Für ihren Traum haben sie ihr altes Leben zurückgelassen.
Momentan sind sie dabei, einige Dinge auf dem Hof zu modernisieren. Ansonsten nimmt die Arbeit auf dem Hof alle Zeit in Anspruch. 85 Tiere finden hier viel Platz, um ihrer Natur freien Lauf zu lassen. Neben Rentnerpferden können sich hier auf den Weiden auch rekonvaleszente Pferde nach einer Verletzung erholen, und Jungpferde werden aufgezogen.
"Für die Pferde ist das hier wirklich ein Luxus, den ihre Besitzer ihnen zugestehen", meint Charlotte Kiefner, die sich liebevoll um die
Tiere kümmert.
Quellen dringend nötig
Doch seit Ende September ist das Pferdeparadies in Gefahr, denn eine der Trassen von Tennet führt genau durch die Weiden des Grieshofes. "Das wäre eine Katastrophe für den Hof, denn wir versorgen uns und die Pferde über drei eigene Wasserquellen selbst", erklären die Kiefners. Ein Pferd trinke an warmen Tagen schon mal gut 30 Liter, ergänzt die Tierärztin.
Bei so vielen Pferden und dem gesamten Wohnhaus gehe einiges an Wasser drauf.
Eine Wasserleitung von Zeitlofs aus gibt es nicht. Gemeinsam haben die Kiefners ihren Pferdehof bei Tennet als Raumwiderstand eingetragen. Beide waren auch bei einer Versammlung von Tennet in Sterbfritz, wo sie ihre Bedenken gegenüber dem Planungsingenieur Thomas Grimm geäußert haben. Er habe ihnen offen zugehört und alles aufgenommen, meint Hendrik Kiefner.
Doch wie es nun weitergehe, konnte er nicht sagen. "Die Erdbohrungen würden zweifelsohne zu einer Störung der drei oberflächlichen Quellen führen", sind sich die Kiefners sicher.
Etwas ganz Besonderes
"Bei uns haben jetzt das Wasserschutzgebiet und der Grieshof oberste Priorität, was die Trasse angeht", unterstreicht Bürgermeister Wilhelm Friedrich.
Denn der Grieshof gehöre einfach zu Zeitlofs dazu, und die Serpentinen, die auf die Höhe führen, seien etwas ganz Besonderes, ergänzt er. "Wir verlangen, dass in diesen beiden Bereichen nichts passiert", meint er.
Bei Planung berücksichtigen
Der Vorsitzende der Bürgerinitiative "Sinntal gegen die Stromtrasse", Ingo Queck, begrüßt das Verhalten der Kiefners: "Das sollten auch unbedingt jetzt alle
anderen Bürgerinnen und Bürger tun, die solche Probleme im Korridor vor der Haustüre kennen. Wenn das Vorhaben verwirklicht werden sollte, dann ist es wichtig, dass alle diese Punkte bei der Planfeststellung berücksichtigt werden."
Bis es zu einer Entscheidung kommt, kann es eine Weile dauern. Tennet äußert sich momentan nicht zur Bewertung der Alternativen.
"Im Antrag, der im Frühjahr gestellt werden soll, müssen auf jeden Fall Alternativen geprüft werden", meint Queck. In diesem Antrag werde man dann auch eine Bewertung vornehmen beziehungsweise eine Empfehlung geben. Charlotte und Hendrik Kiefner bereuen die Übernahme des Grieshofes dennoch nicht. "Es ist eine tolle Lage in der Natur, und die Arbeit mit den Pferden ist sehr befriedigend", bestätigen beide. Einfach ein Traum, der wahr geworden ist.