Der Krieg brachte Veränderungen mit sich. Manches davon lässt sich heute nur schwer vorstellen. Das veränderte sich unter anderem für die Kissinger mit dem Kriegsbeginn:
Sich am morgen nass rasieren, frühstücken worauf man Lust hat und anschließend mit dem Auto zur Arbeit fahren - heute ein normaler Start in den Tag. Vor etwas mehr als 80 Jahren war das nicht möglich. Schon im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs gab es Erlasse, die bestimmte Bereiche des täglichen Lebens regulierten.
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Für die Bad Kissinger war das nichts Neues. Der erste Weltkrieg, mit Rationierungen und dem Steckrübenwinter, lag noch nicht lange zurück. Die Erinnerungen daran waren noch lebendig.
Erste Zeichen davon, dass sich die Krise des Spätsommers 1939 zu einem Krieg verschärfen würde, gab es selbst in den gleichgeschalteten Tageszeitungen zu lesen. Lebensmittel, Seife und Kohle gab es gegen Ende August nur noch gegen einen Bezugschein. Laut der Mitteilung sollte ein jeder Bürger die gleiche Menge an Gütern erhalten.
Bad Kissingen: Wer erhält wie viel Seife?
Dafür gab es sogar eigene Erlasse, wie die "Verbrauchsregelung für Seife". Darin war geregelt wer wie viel Seife erhält. Männer, die sich rasieren wollten, mussten einen Antrag für Bezugsscheine stellen, um Rasiercreme oder -Seife in "handelsüblicher Größe" zu erhalten. Der Antrag musste auf einen Zeitraum von fünf Monaten gestellt werden. Ein Grund, warum derartige Regelungen in Kraft traten, findet sich nirgends.
Nur wenige Tage darauf veröffentlichte der Landrat am 31. August die Meldung, dass nun auch Benzin- und Dieselkraftstoff der bezugsscheinpflichtig waren. Allerdings gab es hier die Einschränkung, dass nicht jeder sein Motorrad oder Auto tanken durfte. Einen Bezugsschein für Benzin oder Diesel erhielt nur derjenige, der ein begründetes öffentliches Interesse vorweisen konnte. Dafür musste er persönlich im Landratsamt, dem Münnerstädter oder Burkardrother Rathaus vorstellig werden und sein Anliegen darlegen.
Aber nicht nur Waren des täglichen Bedarfs fielen der Rationierung zum Opfer. Am 26. August veranlasste die Regierung eine zehntägige Postsperre für das Heer und die Luftwaffe. Die Soldaten verloren dadurch ihren Draht in die Heimat. Der Sinn dahinter: Kein Soldat konnte seiner Familie etwas über den anstehenden Feldzug erzählen. Zu diesem Zeitraum war ein Großteil der deutschen Streitkräfte bereits in den Bereitstellungsräumen für den Angriff stationiert.