Im September vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg. Wie haben Zeitzeugen diesen Tag damals wahrgenommen?
Der 1. September 1939 war ein sonniger Freitag. Aus dem Süden wehte ein leichter Wind. In Bad Kissingen herrschte Normalität. In den Kinos lief die Komödie "Ein hoffnungsloser Fall" und das Kurorchester spielte Verdi. Getrübt wurde das Idyll einzig durch die Nachrichten. Seit Wochen berichtete die damals - wie alle anderen Zeitungen auch - gleichgeschaltete "Saale-Zeitung" von angeblichen polnischen Gräueltaten gegenüber Deutschen.
Bad Brückenau: Else Prause wurde von ihrem Onkel nach Hause geschickt
Else Prause war da schon längst in ihre Heimatstadt Brückenau zurückgekehrt. Die damals 13-Jährige hatte einige Ferientage bei Onkel und Tante in Frankfurt verbracht, sollte dort eigentlich noch länger bleiben. Doch ihr Onkel Max, Oberamtmann bei der Stadt Frankfurt, schickte in weiser Voraussicht seine Nichte am Wochenende vor Kriegsbeginn per Eisenbahn heim. "Er hat gesagt, sonst schaffe ich es nicht mehr dorthin. Und Tante Anna sollte fortgehen, um eine Stange Brot zu kaufen. Es gebe bald nicht mehr viel zu essen", erinnert sich die heute 93-Jährige. In der Tat wurden gleich nach Kriegsbeginn Lebensmittel rationiert, wie ein Artikel in der Saale-Zeitung vom 28. August 1939 belegt. Bezugsscheine gab es jedoch nicht nur für Fleisch und Brot, sondern auch für Seife und Kohle.