Blechschaden im Regentenbau: Überflieger mit irren Trompeten

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Blechschaden punkten im Regentenbau auch mit den witzigen Moderationen von Dirigent Bob Ross (links) Foto: Werner Vogel
Blechschaden punkten im Regentenbau auch mit den witzigen Moderationen von Dirigent Bob Ross (links) Foto: Werner Vogel
Bob Ross mit einer Maske von US-Präsident Donald Trump. Foto: Werner Vogel
Bob Ross mit einer Maske von US-Präsident Donald Trump. Foto: Werner Vogel
 
Bei Blechschaden wird auch der Gartenschlauch zum Blasinstrument. Foto: Werner Vogel
Bei Blechschaden wird auch der Gartenschlauch zum Blasinstrument. Foto: Werner Vogel
 
Dirigat mit vollem Körpereinsatz. Foto: Werner Vogel
Dirigat mit vollem Körpereinsatz. Foto: Werner Vogel
 
Solo für Alphorn. Foto: Werner Vogel
Solo für Alphorn. Foto: Werner Vogel
 

Die Spaßfraktion der Münchner Philharmoniker begeistert das Bad Kissinger Publikum mit ihrem verrückten Musikcrossover und witzigen Moderationen.

Egal ob Klassikfan oder eher der Popmusik zugetan: Das verrückt-kultige Brassorchester Blechschaden begeistert jeden. Das Ensemble passt in keine Schublade, es löst musikalische Grenzen auf und gewinnt jedem Stück eine spaßige Seite ab. Das Crossover aus Brass, Klassik und Pop versprüht Lebensfreude und reißt mit. Wie sagt Dirigent Bob Ross: "Blechschaden ist Partytime." Wer aber denkt, bei den Münchnern handelt es sich um eine reine Klaumauk-Truppe, liegt falsch: Trotz aller Show musiziert die Spaßfraktion der Münchner Philharmoniker seit über 30 Jahren auf höchstem Niveau und wurde bereits zweimal mit dem Echo Klassik ausgezeichnet.

Blechschaden: Das ist nicht zuletzt der Erfinder und Dirigent Bob Ross, der kleine Irrwisch im Schottenkarosmoking. Er ist ein umtriebiger, vor Energie nur so sprühender Entertainer, ein musikalischer Clown im besten Sinn. Seit über 30 Jahren geht ihm dieser Ruf voraus, und deshalb füllt er wie selbstverständlich den Großen Saal im Regentenbau und sorgt beim vorösterlichen Konzert in Bad Kissingen für begeisterten Applaus.


Bester Konzertsaal Deutschlands

Das Publikum zieht er ab der ersten Moderation auf seine Seite, etwa wenn erzählt, dass die Münchner Philharmoniker einst die Hälfte des Jahres als Kurorchester den Ruf Kissingens mitgetragen haben. "Wir spielen heute im besten Konzertsaal Deutschlands! Wussten Sie das?", fragt er charmant.

Dann zeigen die Musiker, wie fetzig Händel klingen und wie kokett eine Bassposaune Schuberts "Fröhliche Landvariationen" erzählen kann. Klassiker der Popmusik, wie Albert Hammonds "One Moment in Time", sind nicht nur schwelgende Erinnerungen an die 1980er Jahre, sondern ein brillanter Dialog zwischen warmem Horn und fordernder Bachtrompete. Blechschaden unternimmt auch einen Ausflug zur Folklore - ihr "Tölzer Schützenjazz", würde jedes Oktoberfestzelt zum Kochen bringen. Der Regentenbau klatscht jedenfalls begeistert mit. "Mexiko! Da war doch was mit Donald Trump", kündigt der Dirigent mit Präsidentenmaske den Ausflug nach Südamerika an und führt die Trompeten auf die Spuren von Herb Alpert & The Tijuana Brass.


Gartenschlauch als Trompete

Bob Ross überrascht in seinem neuen Programm mit einer echten Entdeckung: Ein dreistimmiger Kanon des Nürnberger Barockkomponisten Johann Pachelbel wird bei Blechschaden zum eindrucksvollen Beweis, mit welcher Hingabe sich die Musiker eines Stückes annehmen, einzelne Takte immer wieder neu zusammensetzen und so überraschende Klangbilder schaffen. Schade, dass Pachelbels Kanon so kurz ist, gerne hätte man ihm länger nachgeträumt. Frenetischen Beifall gibt es dafür, den Bob Ross nochmals befeuert, indem er auf die einzigartige Akustik des Max-Littmann-Saales hinweist.


"So schön war es noch nie"

Der Abend kann nicht zu Ende gehen, ohne dass jedes Instrument sein Solo bekommt. Auch der Gartenschlauch mit Trompetenmundstück und das Alphorn dürfen zeigen, welche Töne sie erzeugen können. Bob Ross lässt sich mitreißen von der Musik, reißt die Musiker mit und die spielen die Zuhörer von den Sitzen. Die wiederum werden bei einem Landler als Rhythmusinstrument einbezogen. Zugabe folgt auf Zugabe, bis Bob Ross feststellt: "Wir waren schon oft in Bad Kissingen. So schön war's noch nie." Man ist bereit, ihm zu glauben, wäre der Mann nicht so ein Schelm.