Die Ärzte gaben Cornelia Kuppe 1999 nur noch zwei Jahre. Nach einer Chemo und zwei Operationen brach sie die Therapie ab und lebt heute ohne Medikamente, aber im Einklang mit sich selbst. In ihren Büchern erzählt sie davon.
Die eigene Krebs-Erkrankung annehmen, ja als Chance erkennen und sogar lieben? Das ist für viele Betroffene und Angehörige eine verstörende Vorstellung. Für Cornelia Kuppe dagegen war es der Schlüssel zu einem neuen Selbstverständnis: "Ich brauchte den Krebs, um zu mir zu finden", sagt die 56-Jährige heute, und: "Ich habe mich lange über das Leben hinweg gesetzt und gedacht, ich könnte mit dem Verstand alles beherrschen."
Seit 2009 lebt Cornelia
Kuppe in Bad Kissingen und sie scheint nicht nur örtlich, sondern auch bei sich angekommen zu sein. "Nach der Diagnose 1999 habe ich mich von meinem Krebs führen lassen, jetzt lasse ich mich von der Göttin in mir und meiner inneren Stimme führen", sagt die gebürtige Hamburgerin und lächelt zufrieden. "Ich möchte das Ich wirklich zum Funkeln bringen."
Der Weg zu dieser starken Selbstliebe war lang - und schmerzhaft: "Ich war schon als Kind immer nur brav
und angepasst", erinnert sie sich. Ihr Über-Vater habe sie lange beherrscht: "Ich habe mich selbst unter Druck gesetzt, weil ich werden wollte wie er." Auch in anderen Lebensbereichen habe sie sich zu oft einschüchtern lassen, ihre Bedürfnisse zurückgestellt. Einfach funktioniert eben. Im Job. In der Beziehung. Als Tochter. Als Frau.
Zunächst Schulmedizin vertraut
Selbst als sie 1999 die Krebs-Diagnose bekam, griff
dieser Mechanismus: "Ich saß beim Arzt und mein erster Gedanke war, dass ich den Hund bürsten und die Wäsche bügeln muss." Heute kann sie darüber lachen. Damals versetzte sie die Diagnose Eierstock-Krebs in eine Art Schock-Starre, schließlich war ihre Mutter zwei Jahre zuvor an genau dieser Krankheit gestorben. "Meine Mutter hatte Chemo-Therapie bekommen, damals hatte ich für mich beschlossen, das nie zu machen."
Vor die Entscheidung gestellt, willigte
sie dann aber doch ein: Die Chemo dämmte den Krebs soweit ein, dass zumindest operiert werden konnte. Die Ärzte gaben ihr damals noch zwei Jahre, teilten das aber nur ihrem Mann mit. "Zum Glück hat man mir das nicht gesagt, ich weiß nicht, wie mein Weg weitergegangen wäre." Sie würde sich wünschen, dass Mediziner nie Prognosen abgeben, denn: "Heilung ist aus meiner Sicht immer möglich."
Zwei Jahre nach der ersten Operation kam der Krebs
zurück: Ein Rezidiv. Nach der erneuten Operation lehnte sie die Chemo-Therapie ab. "Das kam aus meinem Innern." Stattdessen krempelte sie ihr Leben um: Zum einen verließ sie ihren Mann. "Ich wollte lieber für mich alleine glücklich sein, als in einer Beziehung sterben", begründet sie den Schritt. Zum anderen setzte sie konsequent auf Selbstheilungskräfte: "Außen habe ich immer sehr für Ordnung gesorgt, aber ich habe nie akzeptiert, was ich in mir
für ein Chaos habe", sagt Cornelia Kuppe heute selbstkritisch.
Metastasen im Bauchfell
Geheilt ist Cornelia Kuppe auch heute nicht: "Aber ich habe die Krankheit im Griff", fasst die 56-Jährige ihren Gesundheitszustand zusammen. Drei Jahre lang war nach der zweiten OP komplett Ruhe. Aber: "Ein paar Krebszellen sind immer noch da, ich habe Metastasen im Bauchfell." Seit 2005 lagert sich deshalb stetig Wasser im Bauch und später
auch in der Lunge an. Trotzdem nimmt Cornelia Kuppe keine Medikamente ein: "Bis auf die Punktionen komme ich ohne Schulmedizin aus", berichtet sie. Bereits 54 Mal habe sie sich Körperflüssigkeit entnehmen lassen. "Ich bin ein kleines medizinisches Wunder, meine Ärzte von früher waren überrascht, dass ich überhaupt noch lebe", sagt die lebensfrohe Bad Kissingerin und strahlt dabei.
Schon früh begann Cornelia Kuppe, Tagebuch zu schreiben.
"Das ist fast schon eine therapeutische Handlung." Bücher schreibe sie dagegen aus einem anderen Grund, obwohl auch das sehr befreiend wirke. "Ich möchte die Menschen, vor allem natürlich Frauen, dazu bringen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihre Bedürfnisse zu sehen", nennt Kuppe als Antrieb für ihre Bücher. "Ja, ich lebe jetzt mein Leben" laute deshalb auch der Titel ihres ersten Buches.
"Obwohl ich damals selbst noch gar nicht so weit war", schränkt die Autorin ein, denn: "Ich habe nach allen Hiobsbotschaften immer wieder so weiter gemacht."
Raum für Geist und Seele
Erst nach weiteren Krisen hofft sie nun angekommen zu sein: "Ich denke, dass ich jetzt selbstbestimmt bin", fasst sie ihr aktuelles Leben zusammen.
Dabei spielt auch ihr Single-Dasein eine große Rolle: "Ich lebe seit 2013 bewusst allein, um die Beziehung zu mir zu stärken." Eine neue Beziehung einzugehen, schließt sie aber nicht ganz aus: "Da würde sich zeigen, wie stabil ich bin."
Teil ihrer Wohnung ist auch ein Atelier, in dem sie andere Menschen zum Malen anleitet und sie in Lebenskrisen begleitet: "Hier ist Raum und Zeit für Körper, Geist und Seele." Malen habe sie schon vor langer Zeit als Therapie
für sich entdeckt. "Ich bin mir beim Malen sehr nahe, das möchte ich gerne mit anderen teilen." Es sei ein sehr schönes Gefühl, wenn die Menschen zufrieden mit ihrem eigenen Bild nach Hause gehen. Beim Malen wie beim Bücherschreiben gibt es für Cornelia Kuppe aber einen wichtigen Grundsatz: "Ich freue mich, wenn ich jemanden inspirieren kann, aber ich will nicht missionieren.
Ich akzeptiere, wenn andere das anders sehen."
Privat Cornelia Kuppe wurde am 7. März 1959 in Hamburg geboren. Aufgewachsen ist sie in Ahrensburg, Schleswig-Holstein. 1986 heiartete sie, 2002 trennte sie sich von ihrem Mann. 2005 zog sie nach Unterfranken, 2009 nach Bad Kissingen.
Beruf Mit 15 machte Cornelia Kuppe zunächst eine Banklehre, danach schloss sie eine Tischlerlehre an.
Danach leitete sie das Büro im Unternehmen ihres Vaters, ab 1990 übernahm sie die Geschäftsführung. Nach drei Jahren ging sie jedoch eigene Wege und machte sich mit einem Laden im Ostsee-Heilbad Grömitz selbständig. 2003 erhielt sie wegen ihrer Krebs-Erkrankung die Rente.
Bücher 2007 erschienen ihre ersten beiden Bücher: "Ja, ich lebe jetzt mein Leben" und "Eine Liebe zu dritt". Acht Jahre später hat sie nun ihr drittes Buch "Ja, ich lebe
jetzt die Göttin in mir" herausgebracht. Die Bücher kann man in allen Buchläden bestellen, in Bad Kissingen liegen sie bei Reinisch, Schöningh und im OPC-Shop aus.
Termine Cornelia Kuppe bietet 2016 Wohnzimmer-Lesungen in ihrem Atelier in der Theresienstraße 11 an. Sie finden jeden ersten Donnerstag in geraden Monaten statt, erstmalig am 4. Februar, zweiter Termin ist der 7. April.
Beginn ist jeweils um 19 Uhr.
Info Kontakt mit Cornelia Kuppe können Interessierte über ihre Homepage
www.corneliakuppe.de aufnehmen. Dort kann man auch die Bücher bestellen oder Termine mit Cornelia Kuppe im "Creativen Atelier" vereinbaren.