Ständig verlängerte Ausschreibungen, hohe Hürden: Das Finanzministerium gibt nach Meinung von Branchen-Experten kein gutes Bild ab.
                           
          
           
   
          Berno Feuring und Gert Prantner sind alte Hasen in der Hotel-Branche: Seit Jahrzehnten im Geschäft, hunderte von Hotels gebaut, laufend eröffnen sie neue. Beide haben sich schon mit dem Standort 
Bad Kissingen beschäftigt, beide winken ab, wenn sie nach der Ausschreibung für das Kurhaushotel gefragt werden. "Keiner wird diese Auflagen erfüllen", sagt Berno Feuring voraus. "Wir machen nie Ausschreibungen mit", kritisiert Prantner das Vorgehen des Freistaates.
Die "Feuring Hotelconsulting" ist seit mehr als 60 Jahren auf dem Markt. "Wir haben schon über 500 Hotels weltweit entwickelt und gebaut", sagt der 80-jährige Senior-Chef. "Von höchster Stelle" sei er vor sechs Jahren darum gebeten worden, ein Konzept für das ehemalige Steigenberger zu entwickeln. Doch selbst Gespräche mit Söder und Seehofer brachten am Ende keinen Erfolg, der Freistaat entschied sich für den Abriss und schrieb das Areal 2014 selbst aus - bis jetzt ohne Erfolg.
Für Feuring ist Bad Kissingen mittlerweile verbrannte Erde: Zwar habe die Stadt eine der Feuring-Forderungen erfüllt und erlaubt in der Kurzone bis zu 25 Prozent Wohnzwecke, trotzdem bleibt Feuring pessimistisch: "Alles, was wir erlebt haben, deutet darauf hin, dass der Freistaat keinen Investor findet", sagt der 80-Jährige. Und das wäre laut Feuring eine Katastrophe: "Ein Premium-Hotel ist dringend notwendig, um das, was in Bad Kissingen aufgebaut wurde, in die Zukunft zu führen." Was müsste passieren, dass die Feuring Hotelconsulting hier wieder aktiv wird? "Da müsste schon der Ministerpräsident persönlich fragen."
Gert Prantner, Geschäftsführender Gesellschafter von "RIMC International Hotels & Resorts" hängt die Latte etwas niedriger: "Wenn sich der Oberbürgermeister meldet und mir sagt, wie ich nicht wieder sinnlos Zeit verschwende, würde ich das angehen." Aber auch für ihn ist Bad Kissingen vor allem mit einer Enttäuschung verbunden: Viel Zeit und Geld habe er in die Idee investiert, das alte Steigenberger zu sanieren. "Wir hatten sogar vor, mit dem Unternehmen Steigenberger einen Franchisevertrag zu zeichnen, um die bestehende Gästestruktur halten zu können", berichtet Prantner. Gescheitert sei das vor allem, weil sich Stadt und Freistaat nicht einig wurden.
  
  "Renaissance der Kurorte"
 
Gert Prantner (77) ist seit 1954 im Geschäft, sein Unternehmen führe aktuell 50 Hotels in neun Ländern. Für den Standort Bad Kissingen sieht er immer noch "herrliche Chancen", zudem gebe es durch den Gesundheitstourismus eine "Renaissance der Kurorte", an dem das Staatsbad an der Saale aber nicht teil habe, weil ihm ein international aufgestelltes Fünf-Sterne-Hotel als Flagschiff fehle. In der mittlerweile möglichen Kombination von Hotel und Residenzen sieht auch Prantner einen richtigen Schritt, aber die Ausschreibung des Freistaates sei trotzdem der völlig falsche Weg.
Kritik an den Auflagen übt auch ein aktueller Interessent, laut gut informierter Kreise wohl sogar der einzig noch verbliebene: Die "Projektgesellschaft Bad Kissingen" hat kurz vor Ablauf der letzten Ausschreibungsfrist am 31. Juli Pläne für ein neues Hotel eingereicht. Die Rückmeldungen bezeichneten die Verantwortlich als sehr ernüchternd: Jede Menge Referenzen und Zusagen seien gefordert. Um alle Auflagen zu erfüllen, müssten sie viele hunderttausend Euro investieren. Noch halten sich die Verantwortlichen bedeckt, wollen aber demnächst eine Bauvoranfrage für das moderne achtstöckige Gebäude bei der Stadt einreichen. Zudem sollen Beteiligungen aus der Bevölkerung ermöglicht werden, weitere Infos gibt es per Mail unter 
kurhaushotel.kissingen@gmail.com.
  
  Vorgaben "nicht unüblich"
 
"Die Entscheidung über eine Verlängerung der Angebotsfrist steht im Ermessen des Freistaates", rechtfertigt das Finanzministerium sein Vorgehen. Vorgaben für Angebote seien "nicht unüblich" und sollen im Interesse der Stadt den Veräußerungszweck "Errichtung eines Hotels" sichern sowie einen Erwerb für reine Spekulationszwecke ausschließen. Ausgeschlossen sei definitiv auch die Veräußerung von Kurhausbad und Neumannflügel, weil dort staatlicher Bedarf für die neue Außenstelle des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bestehe: "Dafür laufen, wie bekannt, bereits umfangreiche Baumaßnahmen."