Bad Kissingen: Investoren ziehen Bremse beim Thermenhotel

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Auf dem rund 13 000 Quadratmeter großen Areal hinter der Kisssalis-Therme ist das Thermenhotel geplant.
Auf dem rund 13 000 Quadratmeter großen Areal hinter der Kisssalis-Therme ist das Thermenhotel geplant.
Benedikt Borst

Die Sonnenhotels GmbH plant an der Kisssalis ein Vier-Sterne-Hotel. Die Pandemie zwingt das Unternehmen dazu, die Pläne für das 23,6 Millionen-Euro-Projekt vorerst auf Eis zu legen.

Es ist eines der großen Prestige-Projekte für die Kurstadt: Der Bau eines Vier-Sterne-Thermenhotels an der Kisssalis. Optisch soll sich das Gebäude mit einer geschwungenen Architektur an die Heilbadelandschaft anpassen. Geplant ist ein viergeschossiges Gebäude mit um die 136 Zimmern, 300 Betten , Skybar, Restaurant, Parkdeck und Bademantelgang als Zugang zur Therme. Im November 2018 haben die Stadtwerke Bad Kissingen ein 13 000 Quadratmeter großes Grundstück neben der Kisssalis verkauft. Als Andreas Dörschel für die Sonnenhotels GmbH, eine mittelständische Hotelgesellschaft aus Goslar, die Unterschrift unter den Kaufvertrag setzte, war an eine weltweite Viruspandemie noch nicht zu denken - entsprechend ehrgeizig formulierte das Unternehmen seinen Zeitplan für das 23,6 Millionen Euro teure Projekt. 2019 sollten die Bauarbeiten beginnen, das Hotel 2021 öffnen.

Projekt momentan nicht finanzierbar

Daran ist aktuell nicht mehr zu denken. Wie Geschäftsführerin Karina-Anna Dörschel gegenüber dieser Redaktion berichtet, liegt das Projekt derzeit auf Eis. "Die Finanzierung ist absolut kritisch. Wir mussten die Bremse ziehen", sagt sie. Bereits der erste Lockdown habe sich sehr negativ auf den Hotel-Immobilienmarkt ausgewirkt. Die Pandemie hat die Hotellerie im vergangenen Jahr schwer gebeutelt. Wie es in diesem und den nächsten Jahren für die Branche weitergeht, lässt sich kaum vorhersagen. Aktuell sei es daher sehr schwer, einen Geldgeber zu finden, die Kredite für den Neubau zur Verfügung stellen.

Investoren halten am Standort fest

Gleichzeitig betont Dörschel, dass die Sonnenhotels am Standort Bad Kissingen festhalten. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass es ein gutes Projekt ist. Wir möchten es realisieren", versichert sie. Die Pläne für das Thermenhotel seien bereits sehr ausgegoren. An den 2018 vorgestellten Plänen (Größe, Zimmeranzahl, Aussehen) habe sich auch durch Corona nichts geändert. Inzwischen "sind wir aber an einem Punkt, an dem für alle weiteren Schritte erhebliche Kosten aufkommen." Und weil die in der momentanen Situation nicht zu finanzieren sind, wurde dem Projekt eine Zwangspause verordnet.

Dörschel berichtet, dass in der vergangenen Woche Gespräche mit den Stadtwerken als Eigentümer der Therme geführt wurden. "Wir wollen nicht gegen Fristen verstoßen, aber wir brauchen Zeit, um die Situation weiter zu beobachten", erklärt sie. Stadtwerke-Geschäftsführer Manfred Zimmer habe für die Situation Verständnis gezeigt. "Wir haben uns auf Richtung Sommer verständigt. Da wollen wir schauen, wie der weitere Fahrplan aussieht", sagt die Hotelierin.

Stadtwerke geben mehr Zeit zur Umsetzung

Manfred Zimmer bestätigt das: "Wir haben uns da noch Zeit gegeben." Die Stadtwerke hatten sich beim Verkauf des Grundstücks unter anderem auch für die Sonnenhotels entschieden, da es sich um "einen ausgewiesenen familiengeführten Hotelbetrieb handelt, der mit Herzblut hinter seinen Projekten stehen". Nach den ursprünglichen Vorgaben hätten jetzt allmählich bauvorbereitende Arbeiten starten müssen, jedoch wurde noch nicht einmal endgültiges Baurecht geschaffen. Aber Zimmer weiß um die schwierige Lage - schließlich schreiben die Stadtwerke 2020 auch Verluste und haben Probleme, den Hallenbadneubau an der Therme finanziell zu stemmen. "Die Finanzierung von Freizeit- und Hotelimmobilien ist im Moment schwierig bis unmöglich. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir einen Weg finden und dass an der Kisssalis in den nächsten Jahren ein Hotel stehen wird", betont Zimmer.

Für das Thermenhotel arbeitet die Stadt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aus. Laut Rathaussprecher Thomas Hack ist das Verfahren dafür formell abgeschlossen. Der Stadtrat könne den Bebauungsplan jedoch erst verabschieden, wenn die Investoren einen Durchführungsvertrag vorgelegt haben. Dies ist abzuwarten.

Neun Millionen Euro Umsatzverluste

Die Sonnenhotels GmbH hat rund 400 Mitarbeiter und betreibt elf Hotels an Standorten in Deutschland - das nächste befindet sich in Volkach - und in Österreich. Dörschel: "2020 war für uns sehr teuer. Wir haben neun Millionen Euro weniger Umsatz erzielt." Weil die Ferienhotels im Sommer vom Inlandstourismus profitierten und gut ausgelastet waren und wegen Hilfen wie dem Kurzarbeitergeld, fiel der Schaden jedoch nicht noch größer aus.

Dennoch: Ein Hotel, den Salinengarten in Bad Rappenau, musste das Unternehmen nach einem Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung coronabedingt nach einem Jahr Betrieb wieder schließen. Die Sonnenhotels bauen ihre Häuser nicht selbst, sondern lassen sie von Investoren errichten und pachten sie anschließend. Weil während des Lockdowns die Einnahmen gegen Null gingen, die Pachtkosten aber weiterliefen, entschied sich die Hotelierin erstmals in ihrem Unternehmerleben zu einer Schließung.

Für das Hotel an der Kisssalis arbeitet Sonnenhotels laut Dörschel mit einem Projektentwickler aus der Region zusammen.