Bad Brückenauer Realschüler haben sich mit den Strukturen des Islamischen Staats (IS) beschäftigt. Ausstellung und Vortrag bildeten den Abschluss.
Die Idee zu der Projektarbeit der 10. Klassen entstand im November vergangenen Jahres, als die Lehrkräfte Ines Pollithy und Marcel Tuchenhagen eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema "Der Islamische Staat - eine Gefahr für den Weltfrieden" im Kloster Banz besuchten. Besonders beeindruckt hatte sie dabei ein Vortrag von Oberst a.D. Heinrich Quaden, der während seiner aktiven Bundeswehrzeit unter anderem Militärattaché in der Türkei gewesen ist. "Diesen Referenten müssen wir unbedingt nach Bad Brückenau holen", waren sich die beiden Lehrkräfte sofort einig.
Vorher sollte das aktuelle und brisante Thema, das gut mit dem Lehrplan vereinbar war, aber intensiv mit den Schülern aufgearbeitet werden. So fiel am 9. März der Startschuss für die Projektarbeit. Zum Einstieg sprach Jugendoffizier Jonas Heim aus Würzburg vor den Realschülern und gab grundlegende Informationen zum Terrorismus und zum Islamischen Staat.
Anschließend ging es für die Klassen 10a und 10c in die Vorbereitungsphase. Die Thematik wurde in acht kleinen Gruppen erarbeitet. Eckpunkte dabei waren die Strömungen des Islams allgemein sowie Entstehung, politischer Aufbau, Ideologie und Finanzierung des IS und eine mögliche Koalition gegen den Islamischen Staat. Weiteres Augenmerk wurde auf die Mediennutzung und die Außenwirkung des IS auf Europa gelegt.
"Quellen und Material haben wir selektiert, um den Schülern eine Vorauswahl zur Verfügung zu stellen", erläutern Pollithy und Tuchenhagen die Vorgehensweise. Dabei sei auch die vom Kultusministerium zur Verfügung gestellte Lernplattform "Mebis" zur Kommunikation und zum Informationsaustausch genutzt worden.
Mitte März ging es an die praktische Projektarbeit in den IT-Räumen der Schule.
Die Schüler sammelten Informationen aus den vorgegebenen Quellen und recherchierten eigenständig weiter, wobei immer wieder Inhalte gefiltert, reduziert und zusammengefasst wurden. Dann wurden Plakate mit individuellem Layout gestaltet und gedruckt.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wovon sich zahlreiche Gäste beim Abschlussabend des Projekts in der vollbesetzten Georgi-Kurhalle überzeugten. Die Schautafeln waren schon vor Beginn der Veranstaltung dicht umlagert und es entwickelten sich unter den Gästen interessante Gespräche, in die auch Bad Brückenaus Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) involviert war. Nachdem er knapp zwei Stunden über den Islamischen Staat referiert hatte, lobte auch Heinrich Quaden die Schüler mit Blick auf die Präsentation: "Große Anerkennung, das ist schon professionell".
Infos aus erster Hand
Der Oberst a.D., Jahrgang 1944, hat
während seiner aktiven Bundeswehrzeit von 1965 bis 2004 beruflich und später auch privat einige Krisenregionen dieser Welt kennen gelernt und erst kürzlich den Nordirak bereist. So konnte er den Zuhörern Informationen aus erster Hand liefern. Nach seinen Worten kommt der IS, "ein Gebilde, das die Welt beschäftigt", nicht aus dem Nirwana. Es habe sich hier etwas entwickelt, was von der Weltpolitik lange Zeit unterschätzt worden sei: "Wir haben die Warnzeichen übersehen".
Bei den IS-Mitgliedern aus aller Herren Länder, "einer Mischung aus allen möglichen Desperados", handele es sich aber keineswegs nur um die sprichwörtlichen Looser (Verlierer). Das ganze Gebilde agiere hoch professionell, verfüge über organisatorische Wandlungsfähigkeit und ideologische Kompromisslosigkeit.
Das beweise unter anderem die Tatsache, dass der IS einen jährlichen Rechenschaftsbericht erstellt, in dem detailliert alle weltweiten Aktionen aufgelistet sind. Der Referent veranschaulichte seine Aussagen mit aktuellen Schaubildern und Videoeinspielungen.
Vermittler fehlt
Quaden zeigte sich zwar optimistisch, dass man den IS, der über ein Staatsgebiet von der Fläche Großbritanniens verfügt, in einigen Regionen besiegen werde, "nicht aber in seiner Ideologie". Was momentan in der Weltpolitik fehle sei ein Dialogpartner, der zwischen Okzident und Orient vermittelt. Und in Nahost werde es ohne den russischen Präsidenten Putin keine Lösung geben, war sich der Redner sicher.
Die Schüler selbst hatten "zunächst großer Respekt vor der Thematik" (Ricarda Zeier, 10c). Aber nachdem "wir uns mit der Thematik vertraut gemacht hatten, haben wir viel Neues erfahren" (Helena
Preisendörfer, 10c). Carolin Schmitt und Marie-Christin Noll (10c) lobten vor allem das entspannte Arbeiten. "Es war eine andere Unterrichtsform, die Kommunikation und Zusammenarbeit fördert." Auch Nikolas Brust (10a) fand das "eigenständige Arbeiten war sehr angenehm und abwechslungsreich". Und Stefan Bühner (10a) sprach von einer "spannenden und informativen Recherchearbeit".
Laut Realschullehrerin Ines Pollithy ist geplant, die Ausstellung mit den Projektarbeiten später auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ort und Termin stehen momentan aber noch nicht fest.