Flüchtlinge aus Syrien finden ab der kommenden Woche eine neue Unterkunft in Roßbach. Das haben die Teilnehmer bei einer sehr gut besuchten Informationsveranstaltung im Schützenhaus des Zeitlofser Ortsteils erfahren.
"Ich habe hier noch nie so einen vollen Saal gesehen", sagte Zeitlofs Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU) angesichts der großen Resonanz aus der Bevölkerung. Aber schließlich ist die Thematik in der Marktgemeinde nicht ganz neu, da in Zeitlofs bereits vor geraumer Zeit eine Erstbelegung mit 26 Flüchtlingen stattgefunden hat.
Mit dem Integrations-Beauf-tragten des Landratsamtes, Stefan Seufert, war ein absoluter Fachmann in Sachen Flüchtlinge und Asyl als Referent in die Rhön gekommen.
Zum Einstieg legte er erst einmal ganz allgemeine Fakten zur aktuellen Situation im Landkreis Bad Kissingen auf den Tisch und räumte gleichzeitig mit einigen in der Bevölkerung grassierenden Vorurteilen und Fehlinformationen auf. Das Konzept der regionalen Verteilung habe sich nach seiner Aussage bewährt.
Der Landkreis, betonte der Redner, bekomme eine sogenannte Wochenzuweisung, was heißt, dass in diesem Zeitraum auf seinem Gebiet aktuell jeweils 23 Personen unterzubringen sind.
In die neue Unterkunft in der Rhönstraße in Roßbach wird nach Auskunft des Flüchtlingskoordinators ein einziger großer syrischer Familienverband unterschiedlicher Altersstruktur, mit voraussichtlich um die 25 Personen, einziehen, von denen die meisten aber Kinder und Jugendliche sind. Vermieter ist der deutsche Kristian Kamenov, dessen Familie selbst einen Migrationshintergrund hat. Der 30-Jährige agiert bereits in Garitz erfolgreich als Vermieter einer dezentralen Unterkunft. Ihm obliegt in Roßbach auch erst einmal die Alltagsbetreuung der Neuankömmlinge.
Im Hinblick auf die dezentralen Unterkünfte machte Seufert in diesem Zusammenhang deutlich, dass deren Anmietzeit immer relativ kurz sei und in der Regel momentan nur ein Jahr betrage.
Dank an Ehrenamtliche
Nachdem der Flüchtlingskoordinator noch einige Beispiele aus seiner täglichen Praxis geschildert hatte, vergaß er nicht, sich bei den vielen Ehrenamtlichen zu bedanken, ohne deren Hilfe man den großen Flüchtlingsansturm und alle damit verbundenen Aufgaben gar nicht bewältigen könnte.
Speziell an die Roßbacher appellierte er, auf die Syrer nach ihrer Ankunft zuzugehen. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass eine Verständigung vielfach auch ganz gut ohne irgendwelche Sprachkenntnisse funktionieren würde.
Und noch einen Punkt hob Seufert hervor: "Die Flüchtlinge haben mehr Angst vor der neuen Situation als wir."
Man müsse immer bedenken, was diese Menschen auf ihrem Weg durchgemacht haben, ehe sie in Deutschland erst einmal in Sicherheit waren. "Die wollen einfach nur leben", unterstrich auch Vermieter Kamenov. Die Standorte der dezentralen Unterkünfte in kleineren Ortschaften wie Roßbach sieht Seufert durchaus als Vorteil für alle Seiten. "Die soziale Kontrolle auf dem Dorf funktioniert sehr gut", weiß der Experte aus langjähriger Erfahrung. Konkret heißt das, dass man besser als in der Anonymität einer größeren Stadt untereinander in Kontakt kommen kann.
Andererseits bedeute das aber auch, dass sich Dinge, die nicht so laufen, schnell herumsprechen und geändert werden können.
Sehr moderate Diskussion
Die Diskussion mit den Bürgern verlief sehr moderat. Auch detaillierte Fragen konnte Seufert umgehend beantworten. Zudem berichteten etliche Ehrenamtliche über ihre persönlichen Erfahrungen, die sie schon mit den in Zeitlofs ansässigen Flüchtlingen gemacht haben. Es entstand der Eindruck, dass die Roßbacher ganz ruhig und sachlich die in Kürze neue Situation auf sich zukommen lassen.
"Unzureichende Anbindung"
Einen Knackpunkt gab es dann aber doch noch, als es um die Mobilität der Flüchtlinge ging, die zum Einkaufen oder zu Behörden- und Arztterminen nach Bad Brückenau oder sogar Bad Kissingen und Schweinfurt müssten.
Das dürfte bei der "unzureichenden Anbindung" an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sehr schwierig sein, hieß es in mehreren Wortbeiträgen. Hier legte Seufert dar, dass diese Problematik aber nicht speziell nur die Flüchtlinge, sondern praktisch auch viele andere Einwohner betreffe. "Vielleicht könnte die Gemeinde einmal über einen Bürgerbus nachdenken", schlug er Rathauschef Friedrich vor.