Neues Leben für Brückenaus altes Hotel "Post"

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Das äußere Erscheinungsbild der Vorderfront des ehemaligen Hotels "Post" bleibt allein schon aus Denkmalschutzgründen nach der Sanierung erhalten. Ins Untergeschoss zieht großflächiges Gewerbe ein, darüber entstehen mehrere Praxisräume. Foto: Rolf Pralle
Das äußere Erscheinungsbild der Vorderfront des ehemaligen Hotels "Post" bleibt allein schon aus Denkmalschutzgründen nach der Sanierung erhalten. Ins Untergeschoss zieht großflächiges Gewerbe ein, darüber entstehen mehrere Praxisräume. Foto: Rolf Pralle
Im hinteren Bereich des Ensembles an der Ludwigstraße sind mehrere Wohneinheiten unterschiedlicher Größenordnung vorgesehen. Diese werden barrierefrei mit Stellplätzen und Aufzug konzipiert. Foto: Rolf Pralle
Im hinteren Bereich des Ensembles an der Ludwigstraße sind mehrere Wohneinheiten unterschiedlicher Größenordnung vorgesehen. Diese werden barrierefrei mit Stellplätzen und Aufzug konzipiert. Foto: Rolf Pralle
 

Das ehemalige Hotel "Post" in der Bad Brückenauer Ludwigstraße wird aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Ein Investor plant auf dem Areal den Neubau eines Wohnparks mit Gewerbe. Der Stadtrat begrüßte die Pläne.

Rund 27 Jahre dämmerte die geschichtsträchtige Häuserzeile, die unter Denkmalschutz steht, vor sich hin. "Unser Problemkind", wie es Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) bei der jüngsten Stadtratsitzung noch einmal auf den Punkt brachte. Jetzt lag eine Bauvoranfrage der Investimento Grundstücksverwertung GmbH aus Aurachtal auf dem Tisch des Gremiums. Nach deren Plänen sollen in zentraler Lage moderne barrierefreie Eigentumswohnungen mit Stellplätzen und Aufzug entstehen. Platz finden in dem Ensemble neben den Privatwohnungen auch Praxen und Gewerbeeinheiten.

"Wir wollen der alten Post zu neuer Stärke verhelfen", sagte Projektentwickler Günther Rieker von der IMO Bau GmbH Bayern Immobilien aus Neumarkt, der zusammen mit dem Leiter der Immobilienabteilung, Francesco Ranieri, in die Georgi-Kurhalle gekommen war. Ihr Unternehmen ist für den Vertrieb und Verkauf des zukünftigen Wohnparks "Alte Post" zuständig.


Für Senioren, aber kein Altenheim

Obwohl man in erster Linie innerstädtische Seniorenwohnungen bauen werde, würde kein Altenheim entstehen. Auch mit dem Thema Denkmalschutz war der Projektentwickler bereits vertraut: "Wir wissen vom Denkmalschutz her, was wir können und was wir tun dürfen". Im Detail führte er aus, dass man die Vorderseite wie bisher belassen wolle. Natürlich werde das äußere Erscheinungsbild "ausgeschmückt". Im Untergeschoss soll großflächiges Gewerbe in zwei bis drei Einheiten angesiedelt werden. In der Etage darüber ist Platz für drei Arztpraxen. In den verbleibenden Arealen entstehen Wohnungen zwischen 50 und knapp 140 Quadratmeter für ältere Menschen, "und zwar behindertengerecht bis Pflegestufe III". Rieker glaubt, dass dafür ein Markt in Bad Brückenau vorhanden ist.

Für die IMO Bau sei der Neubau des Hauses Waldenfels ein Maßstab gewesen, dessen Vermarktung ja sehr gut gelaufen sei. Außerdem werde das Gesamtensemble nach seiner Fertigstellung "als Leuchtturm" wesentlich zur Belebung der momentan "nicht gerade attraktiven Fußgängerzone" beitragen.


Stadträte schon jetzt Botschafter

"Die Stadt muss dahinter stehen" appellierte der Referent an die Kommunalpolitiker. Man brauche die Unterstützung aller Verantwortlichen, "damit wir das Ding auch voll kriegen". Der spätere Vertrieb werde sowohl regional als auch überregional laufen, deswegen sollten die Stadträte schon jetzt Botschafter für dieses Objekt werden. "Wir bauen nicht für uns, wir bauen das, was der Markt braucht", schloss Rieker seine Ausführungen.

"Freude und Ärger liegen bei mit sehr eng zusammen", meinte 2. Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) zu Beginn der anschließenden Diskussion. "Die Pläne haben mich überzeugt", unterstrich er den positiven Aspekt. Sein Unmut gründe in dem Umstand, dass er sich in der Vergangenheit mehr Aktivitäten vom momentanen Eigentümer, der Handelsgesellschaft Edeka, und von der Denkmalschutzbehörde erwartet hatte: "Dann wäre das Gebäude nicht so verfallen".


Rund zwei Jahre Bauzeit

Auch Karlheinz Schmitt (CSU) war von dem vorgelegten Konzept überzeugt, stellte aber gleichzeitig die Frage nach dem Baubeginn. Rieker machte bei dieser Gelegenheit deutlich, dass man für die weitere Vorgehensweise erst das positive Signal des Stadtrates brauche. Bis dann alles im Hinblick auf Anträge, Fördermittel und andere Formalitäten beieinander sei, werde noch mindestens ein halbes Jahr vergehen. Die reine Bau- und Sanierungszeit in vier Abschnitten veranschlagte der Projektentwickler mit rund zwei Jahren.

"Die Planung ist gelungen, das passt nach Bad Brückenau", sagte 3. Bürgermeister Dieter Seban (CSU). Er wollte unter anderem wissen, ob es mit dem jetzigen Mieter, einem Sonderposten-Baumarkt, schon Kontakt im Hinblick auf die weitere Entwicklung gegeben habe. Das ist laut Rieker noch nicht geschehen, stehe aber zeitnah auf der Agenda.


Großflächig vermieten

Adelheid Zimmermann (FDP) fragte nach dem voraussichtlichen Quadratmeterpreis. Dazu konnte die IMO Bau GmbH derzeit noch keine Angaben machen. Manfred Kaiser (CSU) lobte die Tatsache, dass man das Gewerbeareal großflächig vermieten wolle. Solche Angebote hätten bisher in Bad Brückenau gefehlt.


Kapitalstarke Privatperson


Für Benjamin Wildenauer (SPD) waren die vorgestellten Pläne die "einzig logische Variante". Auskünfte erbat er sich aber über die Firma Investimento, die bei seinen Recherchen im Internet "öffentlich nicht existent" gewesen sei. Auch hier konnte der Projektentwickler zur Aufklärung beitragen. Hinter diesem Unternehmen stehe der 69-jährige Manfred Müller, eine kapitalstarke Privatperson, die für derartige Objekte Geld zur Verfügung stelle.
Nach der ausführlichen Beratung sprach sich das Ratsgremium einstimmig für die Bauvoranfrage aus. Die Bürgermeisterin hatte im Vorfeld noch einmal verdeutlicht, dass die Stadt praktisch nur im Hinblick auf die Gestaltung ein Mitspracherecht habe. Alles andere sei Sache der beiden Vertragspartner, also zwischen der Edeka Handelsgesellschaft und dem Investor.