Die Bestattungskultur hat sich überall gewandelt. Dieser Tatsache trägt die Stadt Bad Brückenau unter anderem mit einem Naturfriedhof Rechnung.
Zehn Urnen sind mittlerweile auf dem Naturfriedhof, der in dieser Form seit gut einem Jahr existiert, beigesetzt worden. Nach den jeweiligen Trauerfeierlichkeiten, so der Bad Brückenauer Standesamtsleiter Hans-Joachim Bauer, hätten ihn Angehörige der Verstorbenen mehrfach darauf angesprochen, dass auf dem ansonsten sehr schönen und schlichten Areal hoch über der Ortschaft ein sichtbares christliches Symbol fehle. Die Stadtverwaltung hatte für dieses Anliegen sofort ein offenes Ohr, ein entsprechendes Kreuz wurde in Auftrag gegeben.
Holzkreuz aus massiver Eiche
Entstanden ist ein vier Meter hohes Holzkreuz, das die ortsansässige Schreinerei Berthold Veth in Handarbeit gefertigt hat. Der 20 Zentimeter starke Korpus besteht komplett aus Eiche massiv, das Querholz misst eine Breite von 2,60 Metern.
Bereits im Dezember vergangenen Jahres wurde das weithin sichtbare Objekt unter enormen Kraftaufwand von Fachleuten aufgestellt. "Es war bei dem Riesending einiges an Gewicht zu bewegen", erinnert sich Bauer noch heute an die nicht ganz einfache Aktion.
Der Zeitpunkt für die Segnung musste aber wetter- und terminbedingt immer wieder verschoben werden. Jetzt passte aber alles. Es war schnee- und frostfrei, sonnig und trocken, so dass der evangelische Pfarrer Gerd Kirchner und sein katholischer Amtsbruder Norbert Wahler eine kleine Feierstunde gestalten konnten. Dazu hatten sich in Römershag neben Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) auch Vertreter der Stadt und die heimischen Bestatter eingefunden.
Wie der sprichwörtliche rote Faden zog sich das von Dietrich Bonhoeffer getextete Kirchenlied "Von guten Mächten wunderbar geborgen", das Kirchner auf der Gitarre intonierte, durch die Andacht.
Der Geistliche sprach unter anderem davon, dass das Kreuz nicht nur das Leid absorbiere, sondern auch gleichzeitig ein Zeichen der Hoffnung sei. Nachdem Pfarrer Wahler das christliche Symbol mit Weihwasser gesegnet hatte, klang der andächtige Teil der Feier mit einem gemeinsamen Gebet aus.
Barrierefreier Zugang
Ganz weltliche Fakten sprach die Bürgermeisterin in einer kurzen Rede an, in der sie die Vorteile des Naturfriedhofs aufzeichnete. Zur Sprache kamen dabei die innerörtliche Lage, die gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr und die gut begehbaren Wege. Darüber hinaus könne die Anlage, für die das Interesse in der Bevölkerung mittlerweile geweckt sei, jederzeit besucht werden. "Dank einer klaren Struktur findet man die letzte Ruhestätte seiner Angehörigen schnell wieder", ergänzte Kirchner.
Aber nicht nur aus Römershag sind Neuigkeiten zu vermelden, denn auch auf dem alten städtischen Friedhof gehen momentan einige Veränderungen über die Bühne. Mitarbeiter des Bauhofs pflastern derzeit die Hauptwege, damit das Terrain in Zukunft allgemein leichter begehbar und für auf den Rollstuhl oder Rollator angewiesene Personen auch besser befahrbar wird. So ist laut Bauer nach der Errichtung eines behindertengerechten Zugangs vom Fußweg an der Fuldaer Straße aus der nächste Schritt in Richtung Barrierefreiheit gemacht. Langfristig hat man bekanntlich sogar eine Neugliederung des gesamten Wegenetzes geplant. Im Augenblick müssten die Besucher der Gräber aber einige Unannehmlichkeiten und kleine Umwege in Kauf nehmen.
Dass der Bad Brückenauer Friedhof in der Stadt durchaus viel mehr als eine letzte Ruhestätte ist, war erst Mitte vergangenen Jahres deutlich geworden, als sich die Verwaltung an
der
Aktion "Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur" beteiligte. Nach der detaillierten Bewertung durch eine Expertenkommission war die Anlage auf einem dritten Platz gelandet. Besonders gefallen hatte den Fachleuten unter anderem der parkähnliche Charakter mit dem gewachsenen Baumbestand, was auch in der inzwischen übergebenen Ehrenurkunde an die Stadt dokumentiert ist.