Nach Corona-Lockerungen: Bad Brückenauer Einzelhändler ziehen erste Zwischenbilanz

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Adolf Dörflinger durfte in seinem Geschäft in der Bad Brückenauer Innenstadt aufgrund des Orthopädie-Angebots auch während des Lockdowns Kunden empfangen. Froh über die Lockerungen ist der Geschäftsmann aber trotzdem. Foto: Steffen Standke
Adolf Dörflinger durfte in seinem Geschäft in der Bad Brückenauer Innenstadt aufgrund des Orthopädie-Angebots auch während des Lockdowns Kunden empfangen.  Froh über die Lockerungen ist der Geschäftsmann aber trotzdem. Foto: Steffen Standke

Mit den Corona-Lockerungen dürfen auch die Geschäfte in der Bad Brückenauer Innenstadt wieder besucht werden, teilweise nach vorheriger Anmeldung. Einzelne Geschäftsleute berichten, wie die Nachfrage seitens der Kunden bisher ausfiel. Auch Kritik wird dabei laut.

Seit Montag, 8. März, kann im Einzelhandel wieder vor Ort eingekauft werden. Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 ist es möglich, nach vorheriger Terminvereinbarung in die Geschäfte zu kommen. Das Prinzip nennt sich "Click & Meet". Andere Geschäfte können auch ohne Termin besucht werden und hatten teilweise auch zuvor schon geöffnet. Die Redaktion hat sich bei einzelnen Geschäftsleuten in Bad Brückenau umgehört und wollte wissen, wie die ersten Tage mit den Lockerungen verlaufen sind.

"Es ist viel mehr los als in den Wochen zuvor", sagt Adolf Dörflinger, Inhaber des gleichnamigen Schuhgeschäfts und ehemaliger Vorsitzender des Forums Bad Brückenau. Sein Geschäft sei auch zuvor schon offen gewesen - aufgrund des Orthopädie-Angebots, erklärt er. Aber mit den Lockerungen habe man gemerkt, dass wieder mehr Leute in der Stadt unterwegs sind. Speziell am Freitag sei das der Fall gewesen. Die Kauflaune nehme, auch mit Blick auf den Frühling, wieder zu.

Nicht alle Geschäfte sind auf "Click & Meet" angewiesen

Auch Antje Phillipp, die Inhaberin des Teesana, berichtet, dass das Angebot von den Kunden gut angenommen werde. "Die Leute freuen sich, dass sie wieder in die Läden dürfen." Wie andere Teeläden in der Region auch durfte das Teesana schon vor den Lockerungen Kunden empfangen, wie Phillipp erklärt. Sowohl das Teesana, als auch Dörflinger Schuhe sind Geschäfte, die nicht auf die "Click & Meet"-Regel angewiesen sind.

Anders etwa Euronics Knüttel. Die Resonanz seitens der Kunden sei sehr gut, sagt Hermann Knüttel, der Inhaber des Elektro-Fachgeschäfts. Die Menschen seien froh, wieder einen Ansprechpartner vor Ort im Laden zu haben, etwa wenn es um Reparaturen oder den Kauf neuer Geräte geht. "Von Angesicht zu Angesicht lässt sich vieles einfach besser besprechen als am Telefon oder schriftlich per E-Mail", sagt Knüttel.

Eine Person pro 40 Quadratmeter sei aktuell erlaubt. Aufgrund der großen Geschäftsfläche dürfen sich bei Euronics Knüttel demnach aktuell zehn Personen gleichzeitig im Laden aufhalten, wie Knüttel berichtet. Diese kämen sich nicht in die Quere. "Jeder kommt auch schon mit Maske zu uns. Das ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit geworden."

Zwischen fünf und zehn Minuten dauert der Einkauf im Schnitt

Die Kunden dürften solange bleiben, bis ihr Wunsch zufrieden gestellt ist. Bei den meisten dauere der der Besuch im Geschäft zwischen fünf und zehn Minuten, sagt Knüttel. Termine würden telefonisch oder per E-Mail vergeben. Auch vor Ort könne nach einem Termin gefragt werden. Ist dann einer frei, könne der Kunde diesen gleich wahrnehmen.

Eine Ladeninhaberin, die nicht namentlich in der Zeitung genannt werden will, erklärt, dass die Leute anfangs etwas zögerlich gewesen seien, mittlerweile aber wüssten, dass es das Angebot "Click & Meet" gibt. "Es ist schon einmal besser, als wenn das Geschäft ganz zu war", lautet ihr Zwischenfazit.

Eine weitere Bad Brückenauer Geschäftsfrau, die ebenfalls anonym bleiben will, berichtet, dass die Nachfrage aktuell noch zu niedrig sei. "Die Kunden sind es nicht gewohnt, nach Termin einzukaufen." Nicht zuletzt, weil alles sehr kurzfristig kam: "Wir erfahren am Mittwoch (3. März, Anmerkung der Redaktion) um Mitternacht, dass wir in der kommenden Woche mit ,Click & Meet‘ öffnen dürfen. So schnell kann man nicht handeln, das ist viel zu kurzfristig, um die Kunden zu informieren."

Öffnungsplan schon Anfang des Jahres gefordert

In der Bekleidungsbranche werde außerdem mit Saisonware gearbeitet. Da könne man nach drei Monaten Lockdown nicht innerhalb von vier Tagen das alte Sortiment ausräumen und von den Firmen mit neuer Ware beliefert werden. "Der Einzelhandel hat im Januar schon darauf gedrungen, dass es einen konkreten Öffnungsplan gibt, was nicht passiert ist."

Für kleine, mittelständische Betriebe im Einzelhandel sei es derzeit nicht einfach. "Die Politik hat keine Ahnung, wie der stationäre Handel funktioniert", sagt die Geschäftsfrau. Ohne Online-Shop seien Angebote wie "Click & Collect", der Vorläufer des "Click & Meet", nur schwer umzusetzen. Außerdem fehlten den Händlern der Durchlauf und, gerade in einer Kurstadt wie Bad Brückenau, die Gäste - aufgrund der weiterhin geschlossenen Hotels. "Auch die Gastronomie ist ganz wichtig für eine belebte Innenstadt", fügt die Geschäftsfrau an.

Im Landkreis Bad Kissingen steigt indes - wie andernorts auch - die Sieben-Tage-Inzidenz wieder an. Am Montag vergangene Woche (8. März) lag der Inzidenz-Wert bei 64,9. In dieser Woche meldete das Gesundheitsamt für den Montag (15. März) eine Inzidenz von 88,1. Das entspricht einer Zunahme von knapp 36 Prozent innerhalb einer Woche. Am Dienstag (16. März) betrug die Inzidenz dann bereits 91,1. Als Schwellenwert für die Zurücknahme der Lockerungen gilt die 100er-Marke.