Intensiv Deutsch lernen in Brückenaus Mittelschule

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Brückenaus Mittelschul-Leiterin Birgit Herré ist umringt von den Flüchtlingskindern, die seit wenigen Monaten an die Mittelschule in Bad Brückenau gehen. Foto: Julia Raab
Brückenaus Mittelschul-Leiterin Birgit Herré ist umringt von den Flüchtlingskindern, die seit wenigen Monaten an die Mittelschule in Bad Brückenau gehen. Foto: Julia Raab
Schulleiterin Birgit Herré zeigt die Arbeit einer 8. Klasse zum Thema Flucht und Asyl. Foto: Julia Raab
Schulleiterin Birgit Herré zeigt die Arbeit einer 8. Klasse zum Thema Flucht und Asyl. Foto: Julia Raab
 

Brückenaus Mittelschule erhielt in letzter Zeit 29 Kinder von Asylbewerbern zugewiesen. Nächstes Schuljahr soll es richtige Übergangsklassen geben

Birgit Herré sitzt am Tisch in ihrem Rektorenzimmer. Man sieht ihr an, wie wichtig das Thema für sie ist. "Wir haben hier für die Gesellschaft ein so großes Potenzial, nur muss man sich eben richtig um die Kinder kümmern", meint die Schulleiterin mit Nachdruck. Und weiter: "Diese Situation ist eine völlig andere, als die damals mit den Spätaussiedlern. Damals war es politisch gewollt, und heute ist das eher ein Hin und Her. Viele Kinder müssen in naher Zukunft wieder weg, aber andere dürfen bleiben."


Aussiedlerklassen unterrichtet

Herré selbst hat den Arbeitsschwerpunkt Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und bringt viel Erfahrung im Unterricht von Migranten mit. In den 1990er Jahren hat sie bereits Aussiedlerklassen an der Mittelschule unterrichtet und empfand das immer als eine große Bereicherung. Sie sieht sich der Aufgabe gewachsen, die Flüchtlingskinder in die Schule zu integrieren.

Die Schule erhielt seit September 2014 29 Flüchtlingskinder zugewiesen. Die meisten kamen im Laufe dieses Schuljahres. Sie stammen aus den Ländern Syrien, Afghanistan, der Ukraine, Weißrussland, Georgien und den Balkanländern Rumänien, Bosnien und Serbien. Auch wenn der Aufenthaltsstatus vieler noch nicht ganz geklärt ist, ist abzusehen, dass einige - gerade diejenigen aus den Balkanländern - wieder zurück in ihre Heimatländer müssen. Das sei für alle eine schwierige Situation, meint Herré. Die Flüchtlingskinder nehmen die Situation ganz individuell auf. Jeder habe eine andere Vergangenheit, aber allen gemein sind ähnliche, mehr oder weniger schwerwiegende Problematiken in ihren Herkunftsländern. Sie wurden verfolgt wegen ihrer Ethnie, der Religion und/ oder stammen aus Kriegsgebieten. Alle hatten einen Grund für die Flucht. "Gerade diejenigen aus den Kriegsgebieten wie Syrien sind sehr dankbar für die Angebote, die sie hier bekommen", meint die Schulleiterin.


Sehr offen gegenüber Neuen

Natürlich gebe es auch die Stammtischparolen in den Klassen, aber die seien sehr leise. Die meisten Schüler sind sehr offen den Neuen gegenüber. Hier seien die Lehrer gefragt, Aufklärungsarbeit zu leisten. Es wird viel getan in der Schule: In Arbeitskreisen treffen sich die Lehrer, um Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig Ratschläge zu geben und konkrete Themen in den Unterricht einzubinden. Auf Seiten der Schüler gibt es die Sprachbegleiter, die sich freiwillig um einzelne Flüchtlinge kümmern, ihnen zu Beginn das Schulhaus zeigen und sprachlich zur Seite stehen. Und es sind weitere Aktionen in diesem Schuljahr geplant, wie beispielsweise ein Frühstück, bei dem die Flüchtlingskinder deutsche Freunde einladen können.

Momentan müssen die Flüchtlingskinder noch in die Regelklasse gehen. Das habe Vor- und Nachteile. In den praktischen Fächern und Mathematik gehe das eigentlich ganz gut, meint Herré, sie werden gleich in den Klassenverband mit eingegliedert. Während sie in den meisten sprachlichen Fächern natürlich nicht mitmachen können. Die Schulleiterin selbst unterrichtet die Flüchtlinge deshalb täglich zwei Stunden in Deutsch, aber hier könne sie nicht so individuell auf die verschiedenen Leistungsniveaus eingehen, wie es in der Übergangsklasse sein wird. Die wird es voraussichtlich ab dem nächsten Schuljahr geben und besteht aus maximal 15 Kindern.


Individuelle Förderung

Dort wird es dann möglich sein, die Kinder durch individuelle Förderung noch schneller in den normalen Schulalltag zu integrieren. Da sehe sie gute Chancen für die Kinder. "Je jünger sie kommen, desto einfacher ist es für sie, die Sprache zu lernen und sich in den Klassenverband einzufügen", meint die Schulleiterin.


Weiterführende Schulen

Schon jetzt besuchen manche - in Absprache mit der Realschule und dem Gymnasium - in bestimmten Fächern die weiterführenden Schulen. Herré ist es wichtig, darüber aufzuklären: "Die Kinder müssen lernen, dass es um Sympathie geht, und nicht die Herkunft ausschlaggebend ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass zwei Drittel der Schüler allgemein einen Migrationshintergrund haben, müsste es hinfällig sein, die Flüchtlinge wegen ihrer Herkunft zu diskriminieren. Wir brauchen die Zuwanderer. Sie sind wirtschaftlich eine wichtige Ressource." Und zum Schluss verrät die Schulleiterin noch: "Wir haben wirklich einige Perlen dabei, die ein absolut großes Potenzial haben. Man muss nur richtig damit umgehen."