Franz-Miltenberger-Gymnasium ist Schule ohne Rassismus

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Arbeitkreis "Schule ohne Rassismus": Aaron Kinalele (von links), Nick Schumm, Anna Julius, David Morper und Laura Stich. Meral Kara fehlt auf dem Bild. Foto: Ulrike Müller
Arbeitkreis "Schule ohne Rassismus": Aaron Kinalele (von links), Nick Schumm, Anna Julius, David Morper und Laura Stich. Meral Kara fehlt auf dem Bild. Foto: Ulrike Müller
Kinan Kandalaft mit Schülern des Arbeitskreises "Schule ohne Rassismus". Die Schüler haben den syrischen Flüchtling zu einem Workshop mit Zehntklässlern eingeladen. Foto: Ulrike Müller
Kinan Kandalaft mit Schülern des Arbeitskreises "Schule ohne Rassismus". Die Schüler haben den syrischen Flüchtling zu einem Workshop mit Zehntklässlern eingeladen. Foto: Ulrike Müller
 
Mucksmäuschenstill ist es in der Bibliothek, als Kinan Kandalaft von seiner Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien erzählt. Foto: Ulrike Müller
Mucksmäuschenstill ist es in der Bibliothek, als Kinan Kandalaft von seiner Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien erzählt. Foto: Ulrike Müller
 

Kinan Kandalaft erzählt Bad Brückenauer Schülern von seiner Flucht aus Syrien. Der Arbeitskreis "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" lud ihn ein.

So aufmerksam sind die Schüler wohl selten, aber die Geschichte von Kinan Kandalaft aus Syrien zieht sie in ihren Bann. "Es war für mich ein Traum, nach Deutschland zu kommen. Aber nicht auf der Balkanroute", erzählt der 28-Jährige, der in seiner Heimat Tourismuswissenschaft und Englisch studiert hatte. Im Juli 2015 floh er aus der Stadt Homs nach Deutschland. 5000 Euro zahlte er Schleppern für die Fahrt übers Mittelmeer und den langen Weg nach Deutschland. "Drei Tage ohne schlafen und nur laufen...", insgesamt einen Monat war er unterwegs. Eine Flucht sei schwer, teuer und gefährlich. Deshalb, so sagt Kandalaft, machten sich vor allem junge Leute auf den beschwerlichen Weg nach Europa.


Mehr Toleranz auf dem Pausenhof

"Wie kann man über einen Menschen urteilen, ohne dass man sich mit ihm 20 Minuten unterhalten hat?", fragt Jochen Schiersch die Zehntklässler, die die Bibliothek füllen. Mit großer Leidenschaft macht er den Schülern klar, dass die emotional aufgeheizte Debatte um Flüchtlinge "nicht rational und sehr gefährlich" sein könne - wenn der Mensch dahinter vergessen werde. Deshalb hat der ehrenamtliche Flüchtlingshelfer aus Fulda den Schülern den Kontakt zu Kinan Kandalaft vermittelt. Schiersch ist Pate der Aktion "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" . Seit Juli darf sich das Franz-Miltenberger-Gymnasium so nennen. Ein eigens dafür gegründeter Arbeitskreis koordiniert Vorträge und andere Projekte, die zu mehr Toleranz auf dem Pausenhof beitragen sollen.


Schüler stehen hinter Projekt

"Es geht ja nicht nur um Flüchtlinge", sagt zum Beispiel Laura Stich. Gemeinsam mit Meral Kara, Anna Julius, David Morper, Nick Schumm und Aaron Kinalele will sie sich dafür einsetzen, dass die "Schule ohne Rassismus" nicht nur ein Spruch bleibt. Die Herausforderung: Jedes Jahr verlassen engagierte Oberstufenschüler das Gymnasium mit dem Abitur in der Tasche. "Der Arbeitskreis muss sich immer wieder neu aufstellen", erzählt Nick. So wird das Anliegen an die nächste Klassenstufe weitergegeben. Unterstützung fanden die Schüler bei Lehrerin Kathrin Schiersch - die prompt ihren Bruder als Pate für die Aktion vermittelte.

Es ist still in der Bibliothek, immer noch. "Was denken sie über Wirtschaftsflüchtlinge?", fragt ein Schüler den Mann aus Homs. "Es gibt natürlich die guten und die schlechten Leute. Das ist überall so", antwortet Kandalaft und spricht mit den Jugendlichen über die Übergriffe in Köln oder den Anschlag in Ansbach. Und dann sagt er: "Ich bin wie ihr, auch ein Mensch."


Initiative "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" bezeichnet sich selbst als größtes Schulnetzwerk in Deutschland. Dazu gehören nach eigenen Angaben über 2000 Schulen, die von rund einer Million Schülern besucht werden. Gegründet wurde die Initiative im Jahr 1995 von einem Trägerverein. Das Netzwerk "Schule ohne Rassismus" wird unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Selbstverpflichtung "Schule ohne Rassismus" zertifiziert nicht ein gewaltfreies Miteinander. Vielmehr versteht sich die Aktion als Selbstverpflichtung der Schulfamilie, sich gegen jede Form von Diskriminierung, vor allem Rassismus, einzusetzen. Bevor eine Schule als "Schule ohne Rassismus" benannt wird, müssen mindestens 70 Prozent der Schüler und Lehrkräfte für das Anliegen unterschreiben. Einmal im Jahr wird ein Projekt an der Schule durchgeführt, das das Thema aufgreift. Zudem wird ein Pate gesucht, der die "Schule ohne Rassismus" unterstützt.

Kontakt Weitere ausführliche Informationen gibt's auf der Homepage . Wer zum Arbeitskreis am Franz-Miltenberger-Gymnasium Kontakt aufnehmen möchte, kann sich direkt an die Schule wenden, Tel.: 09741/91280.