Arg nagte der Zahn der Zeit am romantischen Bauwerk. Jetzt hat sich eine Gruppe gefunden, die den Treffpunkt für Verliebte wieder aufbauen möchte
                           
          
           
   
          Dass Bischofsheim einst einen Verlobungs- beziehungsweise Liebestempel  hatte, das weiß die jüngere Generation schon kaum mehr. Dabei stand das  Gebäude bis etwa Anfang der 1970er Jahre. Nun wird der Liebestempel am  alten Standort neu errichtet. In der Rhönstraße am Ortsrand von  Bischofsheim sind derzeit viele fleißige Helfer am Werk, um das  romantische Kleinod neu erstehen zu lassen. 
       
Die Anregung, den Verlobungstempel wieder aufzubauen trugen eine Reihe  Bürger, unabhängig voneinander, schon vor einiger Zeit an Bürgermeister  Georg Seiffert heran. Irene Raimann war eine der Ersten, die sich für  den Wiederaufbau stark machte. Aber auch Fritz Voll, Manfred Markert,  Matthias Hüttner und Edgar Korb, Klaus Kirchner und Klaus Richter wurden  vorstellig. Der Bürgermeister lud zu einer Infoversammlung ein, doch der  erste Anlauf war wenig ermutigend - oder ein ungünstig gewählter Termin. 
Großes Interesse
Das Thema geriet aber nicht in Vergessenheit. Steffi Schöppner gründete  eine WhatsApp-Gruppe. Die Interessengruppe formierte sich und der  Bürgermeister sicherte seine volle Unterstützung zu. "Von Vorteil ist  es, dass einige Maurer, Schreiner und Dachdecker sind. Für sie ist es  eine Selbstverständlichkeit, dass sie selbst "Hand, Hammer und Säge"  angelegen", betonte Seiffert. "Bei den Treffen schwelgte aber auch so mancher in seinen eigenen  Erinnerungen an den Liebestempel in trauter Zweisamkeit in lauen  Sommernächten." 
Bayerischer Rundfunk wurde neugierig
Gleichzeitig wurde Renate Hildmann auf die "Herzplatz-Aktion" des  Bayerischen Rundfunks aufmerksam und meinte, das wäre doch was für  Bischofsheim. Spontan bewarbt sich Seiffert mit dem Projekt. "Hellauf  begeistert waren sie beim BR. Der Verlobungs- und Liebestempel passt  hervorragend ins Konzept." Bischofsheim war also ausgewählt, es fanden  Treffen mit der Aktionsgruppe, Vertretern des BR und dem Bürgermeister  statt. Bei einem zünftigen Weißwurstfrühstück wurde das Projekt  konkretisiert. Geplant war, dass der BR die Aktion vor Ort begleitet und  in der Sendung "Wir in Bayern" live berichtet hätte. Doch dann kam  Corona und die Begleitung des BR war nicht mehr möglich.
 Der "Verlobungs- und Liebestempel" wird trotzdem in Bischofsheim gebaut.  Wie schon in früherer Zeit wird er wieder idyllisch zwischen den Bäumen  der Allee stehen, mit einem herrlichen Blick auf Bischofsheim und den  Kreuzberg. Ein idealer Standort, um den Sonnenuntergang zu zweit zu  beobachten. Soweit der Bürgermeister informiert ist, wurde der Verlobungstempel um  1919 zum ersten Mal errichtet. In den 1950er Jahren wurde er erneuert.  Der Großvater von Georg Seiffert, war damals stellvertretender  Bürgermeister. "Die wunderbare Lage lockte bis etwa Anfang der 70er  Jahre nicht nur Romantiker und Naturliebhaber, sondern auch Menschen an,  die schöne Dinge grundlos zerstören. Daher musste er damals entfernt  werden.
 "Heute erinnert nur noch ein poröses Fundament an das Kleinod von  einst", berichtet Seiffert. Dass nun Bürgerinnen und Bürger den Verlobungs- bzw. Liebestempel wieder  entstehen lassen bezeichnet der Bürgermeister als eine "ganz tolle  Sache". Bürgerschaftliches Engagement dieser Art gelte es auf jeden Fall  zu unterstützen. So konnte eine finanzielle Förderung über das  Regionalbudget des Amtes für ländliche Entwicklung und der  Kreuzbergallianz erzielt werden. "Der große Wunsch der Aktionsgruppe ist es, dass dieser Platz für alle  Menschen wieder ein besonderer Platz mit Herz wird." Für die Aktion "Herzplatz" wird sich Bischofsheim im nächsten Jahr  erneut bewerben, wenn es um die Gestaltung der Außenanlage rund um den  Verlobungs- und Liebestempel geht. Vielleicht ist es ja dann möglich,  dass der BR live aus Bischofsheim von den fleißigen Handwerkern mit Herz  berichtet.