Bis vor wenigen Jahren wurde das Angebot ausschließlich ehrenamtlich. Doch die Stadt hat begriffen, dass Familien mehr Unterstützung als bisher brauchen.
Druckfrisch hält Elisabeth Kinalele den Flyer des Bündnis Familie hoch. "Endlich haben wir etwas in der Hand", freut sich die Diplom-Sozialpädagogin, die als Fachkraft für Sprachbildung und Integration im städtischen Kindergarten Regenbogenland arbeitet. Nach jahrelangen Diskussionen, Verhandlungen und Beratungen erhält das Bündnis Familie ein Fundament, das tragen kann. Auch was die Inhalte und Ziele angeht, sind die Beteiligten einen großen Schritt weitergekommen. Denn, so Kinalele, ehrenamtlich war das in diesem Umfang einfach nicht mehr machbar und spricht damit die Anfänge der Familienarbeit vor über zehn Jahren an.
Die Hebamme Doris Wytopil organisierte bis zum Jahre 2012 im Rahmen von LaMama eine Anlaufstelle für junge Familien, Krabbelgruppen und generationenübergreifende Treffen im evangelischen Gemeindehaus. "Doch alleine war das nicht tragbar", musste Wytopil irgendwann begreifen. "Auch vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen - beispielsweise Frauen, die schnell nach der Geburt wieder arbeiten müssen oder kleine Familien ohne familiäre Unterstützung - bringen sich immer weniger Frauen und Männer ehrenamtlich ein", meint sie, deshalb musste sie LaMama abgeben.
Durchbruch Anfang des Jahres
Dass etwas für die jungen Familien gemacht werden musste, stand jedoch außer Frage, auch vor dem Hintergrund der dezentralen Lage im Landkreis. "Die Anlaufstellen in Bad Kissingen sind zu weit weg", waren sich Doris Wytopil und Elisabeth Kinalele von Beginn an einig. Danach wurde jahrelang gerungen, mit und ohne Unterstützung vom Landkreis. Bis schließlich Anfang des Jahres Raimund Heiny als Prozessbegleiter über das Landratsamt mit ins Boot geholt wurde. "Das hat uns sehr vorangebracht", meint Kinalele erleichtert.
Fachliche Ausrichtung
Seit Mai 2014 ist die Diplom-Sozialpädagogin mit dabei und gibt dem ganzen Thema eine fachlich fundierte Ausrichtung. Auch von Seiten der Stadt gebe es dafür nun offene Ohren, freut sich Kinalele besonders. Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) bestätigt das: "Wir haben großes Interesse an dem Bündnis Familie und möchten das auch weiter verfolgen". Die Verwaltung habe sich verjüngt und mit Stadtrat Florian Wildenauer als Kindergartenreferent und Benjamin Wildenauer als Jugendreferent könne sich die Stadt für das Thema mehr als bisher öffnen, ergänzt Meyerdierks.
Bedarf erkannt
Auch sehe man den Bedarf in der Bevölkerung. Kindergartenreferent Wildenauer selbst ist seit 2015 als Stadtrat tätig und befasst sich seitdem mit dem Thema: "Es ist an der Zeit, dass sich Stadt und Landkreis finanziell an dem Thema beteiligt", meint der bald zweifache Vater. Ehrenamtliche Arbeit könne in der heutigen Gesellschaft nicht ausschließlich für das Thema zuständig sein. Die Stadt habe ein berechtigtes Interesse daran, dass junge Familien - auch mit Hilfe solcher Initiativen - nicht abwandern.
Begleitung ist notwendig
"Viele Eltern sind unsicher, die Anforderungen an sie und die Kinder haben sich verändert", erzählt Kinalele aus ihrem Alltag im Kindergarten. Dass Familienbegleitungen und Beratungen über Kindergarten und Schulen hinaus nötig sind, hat auch der Bund begriffen und bietet vom Ministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Weiterbildungen für Fachkräfte an, die Familien beratend zur Seite stehen sollen.
Eben diese Weiterbildung macht Kinalele momentan, um noch mehr fachlichen Input geben zu können. "Um eine solche Institution aufzubauen, braucht es einen langen Atem", ist sich Kinalele sicher. Und realistisch gesehen werde es auch weiterhin ein langer Prozess sein, fügt sie hinzu: "Wir müssen in kleinen Schritten denken".
Doch der Anfang ist gemacht und eine erste konkrete Aufstellung ist endlich gelungen. Mit vielen Partnern wie der evangelischen und katholischen Kirche, dem Jugendzentrum und den Ehrenamtlichen kann die Arbeit in der Öffentlichkeit nun beginnen. "Der nächste Schritt ist eine Bedarfserfassung bei den Familien selbst", meint die Sozialpädagogin.
Ziel sind keine neuen Angebote
Dabei gehe es um Familien mit Neugeborenen bis hin zum Jugendalter. "Wir wollen wissen, was die Familien mit Kindern in jedem Alter brauchen, von der Krabbelgruppe bis zum Jugendzentrum". Dabei gehe es nicht darum, völlig neue Angebote zu erfinden, sondern die vorhandenen zu stärken. "Wenn die Stadt das Bündnis unterstützt, dann könne sich wirklich daraus etwas Gutes entwickeln", freut sich Kinalele.
Das Bündnis Familie ist Kontaktstelle für Familien und orientiert sich an drei Themen:
1. Familienbildung - Angebote, die den Alltag von Familien unterstützend begleiten.
2. Familienberatung - Anlaufstelle für Fragen aus der Lebenswelt von Familien. Vernetzung von Einrichtungen und Diensten sowie Zugang zu weiterführender Unterstützung.
3. Familienbegegnung - Anlässe schaffen für ein gemeinsames Miteinander, wie z.B. Feste und Veranstaltungen (Martinszug, Kartoffelfest, Vorleseangebote etc.)
Ansprechperson ist: Elisabeth Kinalele, Kiga Regenbogenland: Tel.: 09741/ 93 11 88.