Breitband: Der teure Weg in die Zukunft

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Immer mehr Kommunen rüsten ihre Internetanbindung auf. Dafür werden unter den Straßen Glasfaserkabel verlegt. Foto: Ulrike Müller
Immer mehr Kommunen rüsten ihre Internetanbindung auf. Dafür werden unter den Straßen Glasfaserkabel verlegt. Foto: Ulrike Müller
Baustelle in Riedenberg: Stromkabel und DSL-Leitungen werden verlegt. Foto: Ulrike Müller
Baustelle in Riedenberg: Stromkabel und DSL-Leitungen werden verlegt. Foto: Ulrike Müller
 
Achim Sladek von der Firma Schmitt und Zehe verlegt die Leitungen. Foto: Ulrike Müller
Achim Sladek von der Firma Schmitt und Zehe verlegt die Leitungen. Foto: Ulrike Müller
 
Die Stromanschlüsse führen direkt in die Häuser... Foto: Ulrike Müller
Die Stromanschlüsse führen direkt in die Häuser... Foto: Ulrike Müller
 
... im Gegensatz zur DSL-Leitung. Sie führt unter der Straße bis zum Verteilerkasten. Foto: Ulrike Müller
... im Gegensatz zur DSL-Leitung. Sie führt unter der Straße bis zum Verteilerkasten. Foto: Ulrike Müller
 
Der steht in der Ortsmitte von Riedenberg. Foto: Ulrike Müller
Der steht in der Ortsmitte von Riedenberg. Foto: Ulrike Müller
 
Bauarbeiter haben ein neues Multifunktionsgehäuse aufgebaut. Von hier aus führen Kupferkabel bis in die Häuser. Foto: Ulrike Müller
Bauarbeiter haben ein neues Multifunktionsgehäuse aufgebaut. Von hier aus führen Kupferkabel bis in die Häuser. Foto: Ulrike Müller
 

Mit Nachdruck protestiert Benjamin Wildenauer gegen einen Breitbandausbau auf Sparflamme. Der junge Stadtrat fordert Glasfaser bis ins Haus. Am Ende stimmen die Räte gegen seinen Vorschlag - er ist ihnen schlicht zu teuer.

Was aktuell im Bad Brückenauer Stadtrat diskutiert wird, lässt sich in Riedenberg bestens beobachten: Bauarbeiter legen Stromleitungen und Leerrohre für den DSL-Ausbau in der Kreuzbergstraße. Doch während die Stromanschlüsse direkt in die Häuser führen, liegt das Kabelrohr, in das später die Glasfaserleitungen kommen, nur in der Straße. Die Leitungen enden am Kabelverzweiger, von dort führen Kupferleitungen bis zu den Routern zuhause.

"Das ist nicht zukunftsfähig", kritisiert Stadtrat Benjamin Wildenauer (SPD). Denn auch in Bad Brückenau sollen kleine Teilbereiche mit besserem Internet versorgt werden. Konkret geht es um vier Gebiete: Schulzentrum Römershag und Teile des Gewerbegebiets, ein kleiner Bereich in Volkers, das Gebiet unterhalb des Fondsbergs im Staatsbad und in der Kernstadt Schillerstraße und Goetheweg mit Teilen der Düsseldorfer Straße und des Berliner Platzes.


Stadtverwaltung rechnet mit Eigenanteil von rund 20.000 Euro

Im Staatsbad und in Volkers würde die Telekom gern selbst ausbauen. Was die Kernstadt und Römershag angeht, so muss sich die Stadt am Ausbau beteiligen. Etwa 100.000 Euro würde das kosten - bei einer Förderung von 80 Prozent bleiben noch rund 20.000 Euro Eigenbeitrag übrig. Das ist zu stemmen - trotz der klammen Haushaltslage, ist sich Kämmerer Leo Romeis sicher.

Nun aber kommt Benjamin Wildenauer und sagt, dass die Stadt doch gleich vernünftig ausbauen solle. Er will Glasfaser bis ins Haus. "Wenn wir nicht im Kleinen anfangen, die digitale Infrastruktur richtig auszubauen, werden wir es im Großen auch nicht tun", setzt er sich dafür ein, dass zumindest der Bereich um Schulzentrum und Gewerbegebiet in Römershag mit höherwertigerem Internet ausgestattet werden. Das wäre sogar förderfähig.

Der Haken ist nur: Mit höheren Gesamtkosten steigt auch der Eigenanteil der Stadt, und zwar von 20.000 Euro auf etwa 100.000 Euro, schätzt der Kämmerer. "Wir stehen dem Fortschritt nicht im Wege", sagt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU), "aber man muss sich das auch leisten können." 3. Bürgermeister Dieter Seban (CSU) erinnert an die zähen Verhandlungen zum städtischen Haushalt in diesem Frühjahr. "Wir hätten diese 100.000 Euro gerne für eine weitere Kindergartenkraft gehabt", sagt er und dankt Wildenauer dennoch dafür, dass er diese Diskussion angestoßen hat.


Ein Gesamtkonzept müsste her

"Wenn ich von mir ausgehe, so möchte ich Glasfaser in meinem Haus haben", greift Emanuel Fritschka (PWG) das Thema auf. Man merkt den Räten an, dass sie um die Bedeutung einer schnellen Internetverbindung wissen. Gleichzeitig ist das Thema äußerst komplex. Man müsste es eigentlich für die gesamte Stadt durchdenken und nicht nur für die Teilbereiche, die gerade zur Debatte stehen, fügt Fritschka hinzu und spricht sich für ein Gesamtkonzept aus.

"Wo steht denn die Stadt?", fragt 2. Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) und hat auch gleich den richtigen Ansprechpartner. Klaus Markert von der Telekom ist in der Sitzung zu Gast. "Was die Infrastruktur angeht, so sind Sie auf der Höhe", antwortet Markert. Früher sei die Stadt Knotenvermittlungsstelle gewesen, deshalb seien in vielen Straßenzügen großzügig Leerrohre verlegt worden, die für den DSL-Ausbau genutzt werden könnten. Trotzdem gibt er Wildenauer im Grunde Recht: "Die Zukunft liegt darin, dass jedes Haus Glasfaser hat."

Schlussendlich scheitert Benjamin Wildenauer mit seinem Vorschlag. Die Räte stimmen 14:5 gegen den Kompromiss, zumindest den Teilbereich in Römershag direkt mit Glasfaser zu versorgen. Ein schnelleres Internet kommt trotzdem - eben bis zum Verteilerkasten, und nicht bis in die Häuser.