Lukas Gunkel wächst mit dem Smartphone auf wie seine Eltern mit der Schreibmaschine. An der Schule aber haben Handys nichts verloren - eigentlich.
Die Glocke schellt - Pause. Lukas Gunkel hat's schon geschafft, für ihn geht's nach Hause. Der 17-Jährige sitzt an der Sporthalle, Musik auf dem Ohr. Er schaut hoch, zieht einen Stöpsel aus dem Ohr. Smartphones im Unterricht? "Das liegt eigentlich bei jedem selbst. Wenn's der Lehrer merkt, ist das Handy natürlich weg." Für Lukas gehört das Smartphone dazu, "sinnvoll bei wichtigen Sachen" findet er es, auch an der Schule. Die Regeln kennt er, wobei für die Oberstufe eine Ausnahme gilt.
Ausnahmen für Oberstufe und Ganztag
"Einen Vertrag gibt's nicht", sagt Schulleiter Stefan Bub. Dass Smartphones im Unterricht nichts zu suchen haben, sei klar. In ihrem eigenen Raum dürften die älteren Schüler aber sehr wohl ins Internet. "Erwachsen mit dem Smartphone umgehen", nennt Bub das. Er möchte älteren Schülern nicht verbieten, zum Beispiel mal eben einen Plan am Schwarzen Brett zu fotografieren. "Das basiert auf Vertrauen", sagt Bub auch. Gravierende Vorfälle seien ihm nicht bekannt.
In den benachbarten Schulen - Realschule und Mittelschule - läuft das ähnlich. Erst dieses Schuljahr hat die Mittelschule strikte Regeln eingeführt. Schulleitung und Kollegium, Elternbeirat sowie die Schülermitverwaltung hatten das so vereinbart. Anfangs mussten die Eltern häufiger das Handy ihres Sprösslings abholen. Einzige Ausnahme: Im Ganztagsraum sind Smartphones erlaubt, ganz offiziell. Auch in der Realschule müssen die Schüler ihre Handys ausschalten. Und daran wird sich gehalten? "Ähm, nein", sagt Schulleiter Michael Kreil. Ab und zu, vielleicht einmal pro Woche, werde ein Smartphone eingezogen.
Positive Bilanz in Schondra
Die Volksschule Schondratal geht andere Wege. "Wir haben seit ein paar Jahren einen Handy-Vertrag", berichtet Christel Hentschel, die stellvertretende Schulleiterin. Dieser sei gemeinsam mit den Eltern ausgearbeitet worden und werde von diesen auch unterschrieben. "Das hat sich sehr gut bewährt." Auf dem Schulgelände bleibt das Handy ausgeschaltet. Hält sich ein Schüler nicht dran, drohen Konsequenzen.
Auch an der Volksschule Wildflecken gilt: Nutzt ein Schüler das Smartphone, ist es weg. Die Eltern müssen hinauf zur Rhön-Kaserne fahren und es abholen. Völlig offline sind die Schüler trotzdem nicht. Die Schule hat zum Schuljahr 2015/16 über das Projekt "Snappet" insgesamt 25 Tablets angeschafft, die sich Grund- und Mittelschüler teilen. Der Markt Wildflecken legt dafür jährlich knapp 2000 Euro auf den Tisch - für Geräte, Programme und einen eigenen Router. "Die Lehrer nutzen die Plattform, um im Unterricht thematisch zu arbeiten", berichtet Schulleiterin Christiane Helfrich. Und: Der Jugendschutz wird eingehalten. Das ist der Schulleiterin wichtig.
Geräte werden vielfältiger
Ihr Stellvertreter Stefan Raab, zugleich medienpädagogischer Beauftragter des Schulamtsbezirks Bad Kissingen, hat das Projekt nach Wildflecken geholt. Mittlerweile nutzen nach Angaben des Anbieters mehr als 2000 Schulen in Deutschland, darunter auch etliche in Bayern, die Lernplattform. Für Raab ist klar: Smartphones und Tablets gehören "ausgewählt im Unterricht einsetzbar" an die Schule. "Das wird in Zukunft vermehrt kommen", weil die Geräte immer vielseitiger würden. Er sieht für den Umgang mit den nicht mehr allzu neuen Medien Lehrer genauso wie Eltern in der erzieherischen Pflicht. Denn: "Mobbing gab's schon immer. Mit digitalen Medien geht's nur leichter."
Wie andere Schulen im Landkreis Bad Kissingen mit dem Thema umgehen,
lesen Sie hier.
Einen Bericht über die
Gefahren übermäßiger Nutzung von Smartphones finden Sie hier.