Staubtrockene Arbeit kann durchaus spannend sein. Die Experten Jan Marberg und Roland Heinlein bringen das Bad Brückenauer Stadtarchiv auf Vordermann.
Es hat sich einiges Material angesammelt im Laufe von vielen Jahrzehnten, das in speziellen Schränken im Keller unter dem Rathaus am Marktplatz lagert. Die Ausgangsbasis, die zu Tonnen von Papier unterschiedlicher Qualität führte, war in der Vergangenheit immer gleich. "In jeder Verwaltung entstehen Akten", bringt es Heinlein ganz simpel auf den Punkt. Die bleiben eine gewisse Zeit beim Sachbearbeiter, bevor sie in die Registratur gehen. Nach der gesetzlich vorgeschriebenen Aufbewahrungsfrist wird das Material dem Archiv angeboten. "Wir entscheiden dann, was für die Nachwelt erhaltenswert ist", erläutert Marberg.
Auf jeden Fall aufgehoben werden nach Auskunft der Experten alle Bausachen und Dinge, die mit der stadtgeschichtlichen Entwicklung - hier besonders mit Blick auf den Kurort - zu tun haben. Die systematische Erfassung der Bestände orientiert sich dabei an den Kriterien und Vorgaben des sogenannten Einheitsaktenplanes (EAP).
Wenn kein Papier mehr nachkommt
"Irgendwann gibt es einen Schnitt, an dem zumindest in Papierform nichts mehr nachkommt", wagt das Duo vom Kulturbüro schon einmal einen Blick in die Zukunft. Denn auch im Bad Brückenauer Rathaus schreitet die Digitalisierung erfolgreich voran. So arbeitet die Verwaltung seit einigen Jahren mit dem Dokumenten-Management-System (DMS), das laut Geschäftsleiter Michael Worschech etliche Vorteile bietet. Beispielsweise sei nach der schrittweisen Einführung der Einheitsaktenplan im Computer hinterlegt, zu unterschiedlichen Kriterien werde der Mitarbeiter dank Volltextsuche schnell fündig.
Bis aber alles ganz rund läuft, werden noch einige Jahre ins Land gehen. Denn zur Komplettierung müssen natürlich auch die alten Unterlagen fälschungssicher eingescannt werden. Und das ist eben manuelle Fleißarbeit. "Akten anzuschauen, gleicht vielfach schon einer Autopsie", schildert Marbach recht anschaulich das Prozedere, das ihn im Augenblick täglich am Schreibtisch erwartet.
Nur ein wichtiges Dokument erhalten
Eng verbunden mit der Historie des Archivs ist ein Ereignis aus dem Jahr 1876. Beim vernichtenden Stadtbrand fielen nicht nur große Teile des Ortskerns den Flammen zum Opfer, auch das Archivgut ging fast gänzlich verloren. Als einziges wichtiges Dokument blieb ein Kopialbuch aus dem Jahre 1598 erhalten, das heute streng gehütet wird. "Dieses Schriftstück befand sich bei dem verheerenden Feuer glücklicherweise außerhalb der Stadt", weiß Heinlein aus alten Überlieferungen.
Sinnvoll ergänzt wird das Bad Brückenauer Archiv mit einer zeitgeschichtlichen Sammlung, die zwar vom Gesetz her keine Pflicht sei, trotzdem aber eine Reihe interessanter Aspekte liefere, betont Kulturbüroleiter Marberg. Und sein Kollege Heinlein weist noch auf eine weitere Besonderheit hin: "Wir verwalten auch Nachlässe." Konkret erwähnt er unter anderem etliche Manuskripte von Dr. Kaspar Gartenhof sowie eine nahezu komplette Materialsammlung von Leonhard Rugel und spricht in diesem Zusammenhang von einem "großen Schatz für die Stadtgeschichte".
Umwelteinflüsse verhindern
Papier ist bekanntlich geduldig, aber eben auch sehr empfindlich gegenüber diversen Umwelteinflüssen. Deshalb müssen die Experten darauf achten, dass der Keller unter dem Rathaus möglichst staubfrei ist, und sowohl Raumtemperatur als auch Luftfeuchtigkeit gewisse Werte nicht über- oder unterschreiten. Etliche Papiere dürfen wegen ihrer Beschaffenheit nur mit Spezialhandschuhen angefasst werden. "Und jede Art von Metall, wie beispielsweise Büroklammern oder Heftstreifen, hat in der Archivablage rein gar nichts zu suchen", erläutert Heinlein. Der größte Feind des Materials ist aber nach wie vor der Schimmel, hier müsse regelmäßig einem Befall mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vorgebeugt werden.
Die Bestände der Einrichtung, in der die Benutzungsordnung für die staatlichen Archive in Bayern gilt, stehen übrigens allen Interessenten zur Verfügung. Gern genutzt wird das Material, zu dem auch Pläne und Landkarten gehören, für heimatkundliche und familiengeschichtliche Recherchen. "Je mehr Informationen jemand, der auf der Suche nach bestimmten Sachen oder Ereignissen ist, im Vorfeld zu seinem Anliegen mitbringt, umso eher werden wir fündig", versichert das Team vom Kulturbüro.