Lieder wie ein Tagebuch - nur intensiver
Später werden die Zeilen überarbeitet und mit einer Melodie zum Klingen gebracht. "In der Musik kann ich mich besser ausdrücken. Ich erkenne mich in den Klängen wieder", sagt die heute 16-Jährige. Ein bisschen wie ein Tagebuch, nur intensiver, kann man die sieben Lieder ansehen, die Elisa bis jetzt geschrieben hat. "Ich sehe, was ich geschafft habe, ich sehe die Weiterentwicklung." Während der Textarbeit lässt Elisa alles raus, Negatives wie Positives. Wenn sie das vollendete Lied singt, kommen die Gefühle zurück - aber transformiert.
"Gesang bedeutet für mich so viel, das ist so etwas Großes", beschreibt Elisa das Bedürfnis, sich in der Musik auszudrücken. Evelyn Frech betont die nötige Balance: Die Arbeit an sich und seinen Gefühlen ist "anstrengend. Aber das wollen wir, weil es uns etwas gibt".
Die Gefühle verpackt Elisa intuitiv in die passende Melodie. "Ich komponiere nach Gefühl." Dass Elisa instinktiv den Wechsel zwischen Moll- und Durtonarten anwendet, bestätigte ihre Lehrerin darin, dass "irres Potenzial da ist". Nicht nur setzt Elisa musik-technische Tipps mit Leichtigkeit um, auch nutzt sie die Möglichkeiten der Musik, um ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. "Es ist ein äußerst beglückendes Gefühl, zu sehen, dass das Schicksal als Chance begriffen wird", staunt Evelyn Frech nicht nur über das musikalische Weiterkommen ihrer Schülerin, sondern auch über ihre charakterliche Entwicklung.
"Ich hatte nie vorgehabt, die Lieder zu teilen", gesteht Elisa. Erst später kam der Entschluss, die Gemeinschaft Teil haben zu lassen an ihren Erfahrungen. So wie Elisa aus der Musik Kraft erhalten hat, möchte sie etwas zurückgeben. Hatte Elisa vor drei Jahren Musik als Ablenkung und zur Abschottung benutzt, öffnet sie sich nun in der Musik.
Viele positive Rückmeldungen
"Man bricht das Eis durch gefühlvolle Lieder", hat sie bereits in Konzerten erfahren. "Ich bekam mehr positives Feedback, als ich je erwartet hatte." Zuhörer bedankten sich und bestärken sie, weiterzumachen. Das will Elisa tun. Beruflich sieht sie sich im sozialen Bereich, die Musik möchte sie weiter ausbauen, auch mit der entsprechenden Hardware. Mit einem Mischpult möchte sie ihre Lieder so bearbeiten, dass sie einen Youtube-Kanal einrichten kann.
Elisa hat noch viel zu sagen - wann, wo und wie, wird die Zeit zeigen. "Es dauert so lange, wie es dauert", weiß Evelyn Frech nur zu gut. Impulse reifen, wenn die Freiheit gewährt wird, sie auszuleben. Elisa ist ihren Eltern sehr dankbar, die ihr Zeit gegeben sowie ihrer Musik Verständnis und Wertschätzung entgegengebracht haben. Bei Konzerten wird es nun öffentlich und offensichtlich: Elisa ruht in sich, ist fokussiert und selbstsicher.