Mit 11:9 Stimmen spricht sich der Stadtrat für einen Kompromiss aus. Von 7 bis 13 Uhr dürfen Autofahrer in die Fußgängerzone fahren. Die Einzelhändler reagieren irritiert.
Mehr als 30 Zuhörer waren in die Georgi-Halle gekommen, um die Debatte des Stadtrats zur Fußgängerzone zu verfolgen. Anderthalb Stunden nahmen sich die Stadträte dafür Zeit. Nach Stellungnahmen von Volker Wedde, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern für Unterfranken, und Polizei-Chef Herbert Markert (siehe unten) eröffnete Karlheinz Schmitt (CSU) die Redebeiträge. Der Verkehrsreferent hatte vor gut einem Jahr das brisante Thema erneut auf die Agenda gesetzt.
"Meine persönliche Meinung ist: Eine reine Fußgängerzone ist der weitere Tod unserer Einzelhändler", sagte Karlheinz Schmitt. Dass der Marktplatz zum Parkplatz werde, sei aber nie gewollt worden. Er sprach sich für eine Verkehrsüberwachung durch eigene Kräfte aus. Für Adelheid Zimmermann (FDP) hat sich die Probephase bewährt. Die Befahrbarkeit der Fußgängerzone sei ein wichtiges Kriterium, wie behindertenfreundlich die Stadt sei. Sie sagte aber auch, dass es ein neues Konzept für die Fußgängerzone brauche.
Kindergartenreferent Florian Wildenauer (SPD) plädierte für den Schutz der Kinder: "Eine Fußgängerzone sollte eine Fußgängerzone sein", sagte er, signalisierte aber, dem Kompromiss einer Öffnung bis 13 Uhr zustimmen zu wollen. Almuth Bauer (CSU) hielt dagegen: "Egal, was wir beschließen: Wir machen es für die einen falsch und für die anderen richtig. Aber wir können den Einzelhandel nicht einfach ignorieren." Sie sprach sich für die Beibehaltung der Öffnung bis 18.30 Uhr aus.
Unmut über Geschäftsleute
"Es ist vollkommen Wurst, was wir heute hier beschließen", meinte Benjamin Wildenauer (SPD). Aktionen und Appelle würden keine Wirkung zeigen, umso wichtiger seien bauliche Maßnahmen. Er sprach sich dafür aus, zur alten Regelung zurückzukehren. Auch Birgit Poeck-Kleinhenz (PWG) empfand die Testphase als negativ gerade für die älteren Menschen, die nicht mehr gut sehen und hören könnten.
"Wir eiern jetzt ein Jahr rum", äußerte sich Kurt Abersfelder (CSU). Er berichtete, dass ein Kurgast ihn gefragt habe, warum der Einzelhandel in der Stadt alles kaputt mache. Er selbst warf den Geschäftsleuten vor, außer der Öffnung nichts zur Belebung der Innenstadt auf den Weg zu bringen. "Die Fußgängerzone ist das Wohnzimmer der Stadt, und durch ein Wohnzimmer fährt man nicht", wiederholte er einen bekannten Satz, der in früheren Debatten wohl schon gefallen ist.
Dritter Bürgermeister Dieter Seban (CSU) berichtete, dass er seine Meinung inzwischen geändert habe. Als Immobilienmakler bekomme er regelmäßig Fragen zur Befahrbarkeit der Innenstadt zu hören. "Bei jedem Laden in der Ludwigstraße haben wir Parkplätze in 150 Metern Entfernung. Aber das reicht heute nicht mehr", sagte er. Er sprach sich dafür aus, dem Abkürzungsverkehr nicht nur durch Schilder, sondern durch Pfosten beizukommen.
Versuch der Stadt verlief im Sand
Auch Zweiter Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) zählt nicht zu den Freunden einer befahrbaren Fußgängerzone. Er sprach sich aber für den Kompromiss aus. Erneut machte er darauf aufmerksam, dass die Befahrbarkeit nur ein Mosaikstein sein könne, und bedauerte, dass die von der Stadt angestoßenen Treffen mit Einzelhändlern und Hauseigentümern im Sande verlaufen waren. "Nur zusammen können wir diese schwierige Situation lösen", sagte er und appellierte an die Werbegemeinschaft: "Ich kann nur bitten: Lösen Sie sich nicht auf!"