Punks enterten die erste Wahlkampf-Veranstaltung der AfD in Bad Kissingen. Die Polizei wurde zur Sicherheit gerufen.
Die Alternative für Deutschland trifft sich in Bad Kissingen zwischen China-Kitsch an der Wand und deutschem Gobelin auf massiven Gaststättenstühlen. Es ist Andrea Klingen, die als Direktkandidatin für den Wahlkreis Bad Kissingen in den Bundestag möchte und sich vorstellt. Von der 46-Jährigen hört man an diesem Abend nicht viel. Dafür aber mehr von einer Handvoll aufmüpfiger, kritischer und mutiger junger Menschen aus Bad Kissingen. Zwei Punks und drei ihrer Freunde haben die Veranstaltung geentert. Sie haben Limonade getrunken und versucht, mit denen, die sie als "Nazis" empfinden, zu reden. Was ihnen gelang.
Streife vor der Gaststätte
Ortstermin im Chinapalast in der Landwehrstraße. Ein Mann steht draußen, er ruft die Polizei. Er sagt, es seien "Personen anwesend, die dem antifaschistischen Spektrum" zuzuordnen seien. Er bittet um eine Streife. Drinnen, im engen Hinterzimmer, sitzen wenige dicht gedrängt zur ersten Wahlkampfveranstaltung der AfD in Bad Kissingen. Es sind vielleicht 20, man kennt sich. Zwei ältere Damen sitzen links am Tisch, sie sehen aus, als hätten sie sich im Zimmer geirrt und warteten jetzt auf ihre Ente süßsauer. Eine von ihnen greift auf dem Tisch nach dem Hochglanzflyer von Thomas Thiel, Kandidat für den Wahlkreis Würzburg. Thiel trägt Glatze, "der sieht schon aus wie ein Rechter", flüstert die eine Dame der anderen zu. Es stellt sich heraus, dass sie nur zum Gucken gekommen sind. Sie bleiben so lange, wie es dauert, ein alkoholfreies Weizen zu trinken.
Kritik bei einer Limo
Sie wirken so deplatziert zwischen den AfD-Sympathisanten wie die beiden Jungs gegenüber: grüne Haare, Käppi, viel Leder, viel Nieten, viel Schmuck, der aus Alk-Dosen gebastelt wurde, Aufnäher auf der sauber gepflegten bunten Kleidung mit durchgestrichenem Hakenkreuz. Zwei Punks, augenscheinlich die "Personen" aus dem antifaschistischen Spektrum. Sie bestellen zwei Limos, wollen gleich zahlen, die Bedienung bittet darum, das später zu tun. Die Jungs, etwa kurz vor 20, sind irritiert. "Ich kann nicht dafür garantieren, dass wir dazu noch kommen, wenn wir hier rausgeschmissen werden", sagt der eine Punk verunsichert zur asiatischen Bedienung, die nicht nur von diesem Schwall Deutsch überfordert zu sein scheint.
Es soll an diesem Abend um die Sicherheit der Bürger gehen und darum, dass der Staat sich durch immer mehr Gesetze immer mehr ins Leben und die Freiheit der Bürger einmische. Das behauptet Hauptredner Raimund Swoboda. Das ist zumindest kurios. Der Mittelfranke Swoboda, Leitender Polizeidirektor im Ruhestand, sorgte 2010 für Schlagzeilen, weil er das deutsche Recht arg strapazierte. Er führte einen Prozess wegen eines Strafzettels über 35 Euro, weil er 19 Stundenkilometer zu schnell gefahren war. Er wollte nicht zahlen. In der Verhandlung kam noch ans Licht, dass er am Steuer telefoniert hatte.
Swoboda, im Berufsleben geübt mit schwierigen Situationen, ist ein Profi. Die Punks, auch als sie späte Unterstützung von drei Freunden erhalten, begrüßte das AfD-Mitglied als "Gäste". Die Gäste sind, ja, aufmüpfig. Sie lachen während Swobodas Vortrag, verziehen das Gesicht, aber sie sind aufmerksam. Swoboda nimmt beispielsweise den Doppelmord im oberbayerischen Königsdorf her, um in diesem Zusammenhang auf ausländische Kriminelle zu kommen. Swoboda unterlässt es, klarzustellen, dass die Pflegerin des Paares unter Tatverdacht in U-Haft sitzt und dass nach deren Bruder noch gefahndet wird. Da schnellt die Hand der jungen Punk-Freundin hoch: "Wollen Sie damit sagen, dass nur Ausländer kriminell sind?" Nein, beeilt sich Swoboda zu sagen, da habe man ihn missverstanden.
Über eineinhalb Stunden referiert Swoboda, immer unterbrochen von den jungen Leuten. Es entspinnen sich teils hitzige Diskussionen, den Jugendlichen wird Blauäugigkeit vorgeworfen, wenn sie fordern, die Lebensumstände von Flüchtlingen in deren Heimatländern zu verbessern, wenn sie in die Bresche springen für Diebesbanden, "die machen das doch nicht freiwillig, die müssen sich um ihre Familien in ihren armen Heimatländern kümmern", sie werden belächelt - und dennoch: Es wird geredet. Es finden Kumpeleien statt, "hey, ich war doch auch mal so engagiert wie ihr!", ruft ein AfD-Sympathisant. Und fordert auf, "gegen den ganzen Mist hier in Deutschland" auf die Straße zu gehen.
"Ich interessiere mich"
Kurz vor Ende der Veranstaltung zahlen die Punks ihre Limo und gehen. Der Streifenwagen vor der Tür ist da schon weg. Die Fünf stehen vor der Tür und rauchen. Sie sagen: "Wir wollten uns die AfD mal anschauen und sie mit unseren Meinungen konfrontieren." Sie erzählen, dass sie hier leben, dass sie Jobs haben, in der Ausbildung sind oder noch zur Schule gehen. Bis auf einen dürfen alle im September wählen. Das Mädchen sagt: "So gut bin ich in Sachen Politik nicht informiert. Aber ich interessiere mich. Und ich weiß, dass ich meine Zukunft diesen Leuten nicht überantworten will." Dann gehen sie ihrer Wege.
aufmüpfig, kritisch und mutige junge Menschen: wie wäre das wohl ausgegangen, wenn aufmüpfige, kritische und junge Menschen der AfD dies bei einer Veranstaltung der SPD, CDU/CSU oder der Linken und Grünen gemacht hätten. Wäre der Artikel dann ebenso subjektiv ausgefallen. Denn Objektivität lässt dieser Artikel vermissen.
Die Verfasserin des Artikels hat sich hoffentlich schon einmal mit der Einstellung und Meinungen von "Personen" aus dem antifaschistischen Spektrum auseinandergesetzt. Sie wüsste dann, dass deren Einstellung zum deutschen Staat per se wahrhaft nicht die Beste ist. Auf Seiten der Antifa wurde z.B. 2016 anläßlich des Tages der Dt. Einheit zu Demonstrationen GEGEN diesen Tag aufgerufen.
Und anscheinend war es den "aufmerksamen" Zuhörern nicht möglich, einen Vortrag ohne ständige Unterbrechungen anzuhören. Alleine die Tatsache, dass man auf die offensichtliche Provokation dieser "mutigen" jungen Leute nicht einging, ehrt schon die Veranstalter dieser Zusammenkunft.
Was ich überhaupt nicht verstehe, ist die Rechtfertigung von Diebstählen mit der Begründung, die Diebe und Einbrecher müssten ihre Familien in ihren armen Heimatländern dadurch ernähren. Haben sie diese Einstellung auch, wenn bei ihren Eltern, Großeltern etc. eingebrochen wird? Diese Begründung zeigt, wes Geistes Kind diese Punks sind.
Dem jungen Mädchen, das über Politik nicht so gut informiert ist, gebe ich auf den Weg, das besser mal zu tun, anstatt Veranstaltungen zu stören.