Bürgermeister, Kreisräte, Befürworter und Gegner eines Nationalparks in der Rhön fuhren in den Bayerischen Wald. Erster Anlaufpunkt war der Baumwipfelpfad.
                           
          
           
   
          Bereits seit einem Jahr ist Landrat Thomas Bold (CSU) regelmäßig in deutschen Nationalparks unterwegs. Von Rügen bis in die Sächsische Schweiz, vom Hundsrück bis in den Bayerischen Wald informierte er sich "in unterschiedlicher Intensität", mal als Urlauber, der nur Fragen stellt, mal mit offiziellen Terminen. Gestern startete nun die erste Fahrt einer Delegation aus dem Landkreis Bad Kissingen seit Beginn der NP3-Diskussion: 40 Teilnehmer machten sich auf den Weg in den Bayerischen Wald.
13 Bürgermeister, mehrere Stellvertreter, 17 Kreisräte und weitere Kommunalpolitiker saßen im Bus, der am Donnerstagmorgen um 6.45 Uhr in Reith startete. "Ich erwarte mir viele Informationen aus erster Hand", sagt Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU), der selbst im Kreistag sitzt. Natürlich sei auch er nicht zum ersten Mal im Bayerischen Wald und habe bereits mit Landtagskollegen von dort gesprochen, aber von der Fahrt erwartet er sich neue Informationen, wie der Nationalpark entstanden ist und wie die Verwaltung in der Region verortet ist. Kirchner könnte sich sogar weitere Fahrten vorstellen, etwa zum Nationalpark Schwarzwald, der aus zwei getrennten Gebieten besteht, wie es vielleicht auch für die Rhön in Frage käme, falls Hessen und Bayern zu einer gemeinsamen Lösung kommen.
Das Programm der zweitägigen Fahrt hat Lena Pfister im Landratsamt auf die Schnelle zusammen gestellt. "Uns war wichtig, dass es keine Werbefahrt wird, wir haben bei allen Gesprächen im Vorfeld betont, dass wir immer auch die Gegenseite hören wollen", sagt sie. Heraus gekommen ist ein buntes Programm: Gegen Mittag ging es zunächst ins Nationalpark-Zentrum und auf den Baumwipfelpfad. Danach stand eine erste Diskussionsrunde mit Wirtschaftsförderern, einem Bürgermeister, einem Waldbesitzer, einem Landwirt und einem Jäger an. Am Freitag geht es unter anderem um das Wildmanagement, danach steht die zweite Diskussion an, bei der auch ein Vertreter der Nationalpark-kritischen "Bürgerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldes" spricht.
  
  Netzwerk aufbauen
 
Anregungen für das Programm steuerte der neue Bad Bockleter Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU) bei, der vor kurzem mit seinem Gemeinderat im Bayerischen Wald unterwegs war. "Der erste Tag ist sehr ähnlich, aber auf den zweiten Tag bin ich selbst gespannt", sagt Sandwall. Zudem fahre er mit, um die anderen Bürgermeister kennen zu lernen: "Ich muss mir ja auch ein Netzwerk aufbauen."
Einverstanden mit dem Programm waren offenbar alle Teilnehmer: "Es gab keine Einwände nach dem Verschicken", sagt Lena Pfister. Auch Ingo Queck, stellvertretender Vorsitzender des Vereins "Bündnis Nationalpark", stimmt dem Ablauf zu. "Ich hoffe, dass mancher unbegründete Vorbehalt ausgeräumt wird", sagt der Biologie-Lehrer, der auch einige Semester Forstwirtschaft studiert hat. Allerdings sei natürlich nicht alles übertragbar: "Der Bayerische Wald ist ein ganz anderer Naturraum", verweist Queck zum Beispiel auf den höheren Fichtenanteil und damit eine größere Gefahr von Borkenkäfer-Befall. "Bei uns würde die Fichte ja eh entnommen", sieht er die Gefahr nicht.
"Ich freue mich auf die Fahrt", sagt auch Daniel Wehner, der als einziger Vertreter des Contra-Vereins mit im Bus saß. Einrichtungen wie der Baumwipfelpfad oder das Hans-Eisenmann-Haus seien auf alle Fälle interessant, seien aber noch lange kein Argument pro NP3, denn: "Dafür braucht man keinen Nationalpark", betont Wehner und verweist darauf, dass die Gegner ja trotzdem an einer positiven Entwicklung der Region und an Naturschutz interessiert seien. 
  
  Weitere Fahrten im Visier
 
"Aus der Biosphäre könnte man ja noch viel mehr rausholen", schlägt Wehner eine bessere Nutzung der bestehenden Strukturen vor. Zweifel hat Wehner, ob die Probleme bei der Entstehung des Nationalparks im Bayerischen Wald heute noch nachvollziehbar sind: "Wer damals dagegen war, ist heute ja schon mindestens 80 Jahre alt", vermutet der Burkardrother Gemeinderat. Deshalb kann auch er sich vorstellen, dass die aktuelle Fahrt nicht die letzte zu dem Thema war und sich Kommunalpolitiker aus der Region auch Nationalparks wie Schwarzwald, Hainich oder Hunsrück anschauen sollten.