Asylbewerber in Hammelburg packen auch mit an

2 Min
Pedzet Aziri (rechts) hilft Hermann Fella beim Stapeln der Kisten für die Essensausgabe. Zweimal pro Woche wird das Heim von einem Caterer aus Nürnberg beliefert, der die von den Bewohnern bestellten Sachen in die Gemeinschaftsunterkunft bringt. Fotos: Markus Reeh
Pedzet Aziri (rechts) hilft Hermann Fella beim Stapeln der Kisten für die Essensausgabe. Zweimal pro Woche wird das Heim von einem Caterer aus Nürnberg beliefert, der die von den Bewohnern bestellten Sachen in die Gemeinschaftsunterkunft bringt.  Fotos: Markus Reeh
Informationsbesuch im Asylbewerberheim (vorn von links): Thomas Weingart, Markus Rinderspacher, Ernst Stross und Sabine Dittmar.
Informationsbesuch im Asylbewerberheim (vorn von links): Thomas Weingart, Markus Rinderspacher, Ernst Stross und Sabine Dittmar.
 

Die Asylbewerber bekamen Besuch von Markus Rinderspacher und Sabine Dittmar. Der Fraktionschef der Sozialdemokraten im Landtag und die SPD-Abgeordnete lobten die gute Aufnahme der Flüchtlinge.

Pedzet Aziri fühlt sich wohl in Hammelburg. "Die Leute sind nett und freundlich, die Stadt ist schön, hier ist alles gut", betont der Mazedonier. Er spricht gut Deutsch, weil er früher schon einmal rund 20 Jahre in Schweinfurt gelebt hat.

Seine Berufsausbildung absolvierte er in seinem Heimatland in einer Schneiderei. Gearbeitet hat er später aber auch auf dem Bau. Der 49-Jährige ist handwerklich begabt, kann noch einiges mehr, zum Beispiel Tapezieren.
Hausverwalter Hermann Fella hat in Aziri einen fleißigen Helfer gefunden.

Der Mazedonier ist mit der Gemeinschaftsunterkunft und ihrer Einrichtung sehr zufrieden. "Das einzige, was das Haus noch braucht, ist ein Internetanschluss", meint er.


Derzeit zur Hälfte belegt

Thomas Weingart von der Regierung von Unterfranken informierte, dass das Heim mit 40 Bewohnern derzeit zur Hälfte belegt sei. In der nächsten und übernächsten Woche sollen jeweils 20 weitere Flüchtlinge in das 3. und 4. Obergeschoss einziehen, wo derzeit noch die Handwerker tätig sind.

Die psychosoziale Betreuung der Bewohner soll in Kürze ein Mitarbeiter der Caritas übernehmen. "Ich bin informiert worden, dass jemand eingestellt worden ist", sagte Weingart. Für die Gespräche steht ein extra Raum im Asylbewerberheim zur Verfügung.

Vom großen Saal im Untergeschoss soll bald noch etwa ein Viertel abgetrennt werden. Hier können dann Deutsch-Unterricht und Hausaufgabenbetreuung für die Mädchen und Jungen stattfinden. Derzeit leben sechs Kinder mit jeweils einem Elternteil im Heim.


"Vereine haben sich geöffnet"

Beate Ritter-Schilling vom Freundeskreis für Flüchtlinge lobte das Engagement der Vereine. "Sie haben sich gleich für die Flüchtlinge geöffnet und viele Angebote unterbreitet wie Sport und vieles mehr", berichtete sie. Einer der Asylbewerber zum Beispiel sei Schlagzeuger und spiele schon in der Stadtkapelle mit. Es gebe kein Anspruchsdenken, die Menschen seien bescheiden. "Sie wollen nicht unbedingt was geschenkt haben, sie wollen ihren Teil beitragen", hat sie erlebt.

Bürgermeister Ernst Stross (SPD) dankte dem Freundeskreis für seinen Einsatz. Vor rund 15 Jahren habe es schon einmal eine solche Gruppe gegeben. "Und das Netzwerk funktioniert heute noch", freute sich der Stadtchef.

Der Mann einer städtischen Mitarbeiterin sei Tunesier und könne bei Bedarf dolmetschen, ebenso wie die syrischen Ärzte aus dem Krankenhaus. Die Mappe für Neubürger Stadt sei schon in diverse Sprachen übersetzt worden. Ob die Stadtwerke ermäßigte Preise für den Badbesuch anbieten könnten, müsse noch geklärt werden.


"Ein positives Beispiel"

Annemarie Fell vom Freundeskreis informierte, dass sich auch die Afrika Hilfe Franken für die Asylbewerber engagiere. "Einige Hammelburger haben auch schon Stadtführungen mit ihnen gemacht", berichtete sie.

Markus Rinderspacher zeigte sich von der Aufnahme der Flüchtlinge sehr angetan. "Hammelburg ist ein positives Beispiel", betonte der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion. Andernorts gebe es leider schlimme Zustände, bedauerte der Sozialdemokrat. Dort würden Asylbewerber in Gewerbegebieten, sogar im Rotlichtmillieu, untergebracht.

Sabine Dittmar lobte das "beispiellose bürgerschaftliche Engagement" der Hammelburger. Ernst Stross könne stolz auf seine Bürger sein. "Das bin ich auch", erklärte dieser.