Ein weiteres Problem - gerade bei Flüchtlingen aus dem arabischen Raum - sei die Anerkennung von Abschlüssen. Die gelinge fast nie vollständig. Viele hätten sich in ihrer Heimat Kenntnisse angelernt, ohne dies unabhängig prüfen und beglaubigen zu lassen. Moog nannte Menschen, die frisieren oder Autos reparieren können. Das Wort "Studieren" meine meist einen Ausbildungsberuf.
Vielen Zugewanderten ist es laut dem Mann von der Handwerkskammer unverständlich, dass in Deutschland eine Ausbildung drei bis fünf Jahre dauern kann. Große Firmen würden normalerweise ihre Ausbildungsstellen ein Jahr vorher besetzen, mit Jugendlichen, die sich in ihrem letzten Schuljahr bewerben. Da hätten Menschen mit Fluchthintergrund oft wenig Chancen.
Moog rät ihnen, trotz eventueller, aber nicht nachweisbarer Kenntnisse den Ausbildungsweg von vorne zu beschreiten. Sie sollten ein "Praktikum im Beruf der engeren Wahl" absolvieren. Der Grund: "Wer da ins Team passt, hat schon eine große Hürde hin zur künftigen Stelle genommen."
Lukas Kagerbauer von der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt untermauerte Moogs Erfahrungen mit einer wissenschaftlichen Studie. Thema: "Barrieren und Chancen für die Einstellung von Geflüchteten in deutschen Unternehmen". Den Firmen sei neben der Sprache als Hauptfaktor Disziplin und Zuverlässigkeit wichtig, zudem ein gesicherter Aufenthaltsstatus.
Dennoch falle in 61 Prozent der Fälle die Wahl auf den deutschen Bewerber, obwohl der Ausländer besser gebildet sei. Laut Moog sind "Handwerksbetriebe in der Regel offen für Ausländer".
Laut Studie erhöhen gute Sprache und Bildung immerhin die Chancen auf eine Anstellung. Auch Kagerbauer nannte als Handlungsempfehlungen "Schnupperpraktika und Zertifikate sammeln".
Keine Rettung, nur Linderung
In der abschließenden Diskussion wurden einige weitere Hemmschuhe für die Einbindung von Ausländern in den deutschen Arbeitsmarkt deutlich. So wies Artur Born vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge indirekt darauf hin, dass es wegen des Ukraine-Krieges mit dem Platz in einem Deutschkurs einige Monate dauern kann: "Aktuell haben wir mehr Personen in den Kursen als in den vergangenen zwei Jahren zusammen." Von 200 Teilnehmern seien 140 Ukrainer. Das erinnere an 2015/16.
Die Ukrainerinnen hindert zudem der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen, auf den Arbeitsmarkt zu kommen.
Thomas Stelzer, Chef das Agentur für Arbeit Schweinfurt, riet Bewerbern, sich als Helfer einstellen zu lassen und weiterqualifizieren zu lassen. Sein Fazit: "Die Integration von Ausländern wird uns helfen im Arbeitsmarkt. Als Lösung des Fachkräftemangels ist es zu wenig."