Unterfranken: Alle Corona-Intensivbetten belegt

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Das Verfassungsgericht trifft heute eine Entscheidung zur Gesetzgebung in Sachen Triage
In der Corona-Pandemie droht die Situation, dass Intensivstationen nicht mehr alle Patienten aufnehmen können - und eine Auswahl treffen müssen ...
Das Verfassungsgericht trifft heute eine Entscheidung zur Gesetzgebung in Sachen Triage
Matthias Balk/dpa (Symbolbild)

Neue Covid-Intensiv-Patienten aus der Region Main-Rhön müssen in andere Kliniken transportiert werden. Die Lage spitzt sich zu.

Jetzt ist eingetroffen, was zu erwarten war: "Die für Corona-Patienten vorgesehenen Intensivbetten in den Kliniken in der Region Main-Rhön sind ausgeschöpft", informierte am Dienstag Dr. Michael Mildner, der Krankenhaus-Koordinator für die Region Main-Rhön. Er steuert die Verteilung von Patienten in der Corona-Pandemie in den Landkreisen und kreisfreien Städten auf Ebene der Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF).

Am Dienstagnachmittag (31.11.2021) sei das letzte freie Bett auf dem Rhön-Klinikum-Campus Bad Neustadt mit einem Covid-Patienten aus dem Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus belegt worden. Das in Schweinfurt dadurch frei gewordene Intensivbett sei hausintern sofort wieder genutzt worden.

"Es war die letzte Kapazitätsverlegung innerhalb des Zweckverbands", schildert Mildner den Ernst der Lage. "Ab jetzt muss überregionale Infrastruktur angezapft werden." Das heißt: Neue Covid-Intensiv-Patienten können nicht mehr auf die Kliniken in den Landkreisen Bad Kissingen, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt sowie der Stadt Schweinfurt verteilt werden.

Patienten immer jünger

Vom Intensivregister wurden Mildner am Dienstag, 30. November, für die Stadt Schweinfurt insgesamt 44 zur Verfügung stehende Intensivbetten für Erwachsene der hohen Versorgungsstufe (High Care) gemeldet, alle waren zu diesem Zeitpunkt belegt. Von den 14 gemeldeten Low-Care-Betten (einfache Versorgungsstufe) waren noch zwei frei. Die Anzahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen von Leopoldina- und St.-Josef-Krankenhaus war mit 17 angegeben. Von ihnen waren laut Mildner 15 Personen ungeimpft. Die schwer an Corona erkrankten Patienten werden immer jünger. Inzwischen lägen schon 30-Jährige auf den Intensivstationen.

"Wir werden jetzt versuchen, alle Kapazitäten an Intensivbetten auszuschöpfen", verweist Mildner auf den Plan, Pflegekräfte aus anderen Einrichtungen abzuziehen und in den Akut-Krankenhäusern einzusetzen, damit die vorhandene Intensivbettenausstattung voll genutzt werden kann. "Das dauert aber ein bis zwei Tage." Im Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus wäre auf diese Weise eine Aufstockung um vier Intensivbetten möglich.

"Aber auch das wird nicht reichen", prognostiziert Mildner, "die Lage wird sich noch verschlimmern." Die verschärften Infektionsschutzmaßnahmen hätten seiner Ansicht nach früher kommen müssen. "Wir hinken zwei bis drei Wochen hinterher."

Bei der Versorgung der Patienten treten Schwierigkeiten auf. Es muss viel umgeplant werden. Am Dienstag fehlte laut Mildner in Bad Kissingen ein Dialysegerät, das ein Patient dringend benötigte. Die zwei vorhandenen Dialysegeräte mussten auf drei Patienten aufgeteilt werden.

Das bedeutet mehr Personalaufwand, mehr Planung, zusätzliche Erschwernisse. "Die Kollegen haben sehr schnell reagiert - mittlerweile läuft eine dritte Dialysemaschine." Aber mittlerweile sei auch schon ein vierter Dialysepatient eingetroffen. Solche Situationen seien sehr personalaufwändig. Einzelne Patienten seien nach Würzburg verlegt worden, um eine adäquate Versorgung zu ermöglichen.

"Die Kollegen leisten zum Teil Übermenschliches", sagt Mildner. Die große Breite des Personals ginge bis an ihre Grenzen oder weit darüber hinaus.

Ein weiterführendes Interview mit Dr. Michael Mildner, finden Sie hier.

Von Irene Spiegel und Charlotte Wittnebel-Schmitz