Ärger mit dem Amt: Rentnerin tritt in den Hungerstreik

1 Min
Karin Walter ist in den Hungerstreik getreten. Foto: Edgar Bartl
Karin Walter ist in den Hungerstreik getreten.  Foto: Edgar Bartl

Sie sei ja so verzweifelt, sagt Karin Walter. Sie habe seit Mittwoch nichts mehr gegessen und trat am Freitagnachmittag vor dem Landratsamt in Bad Kissingen in den Hungerstreik.

Damit wollte sie dagegen protestieren, weil die Behörde sie und ihren schwer kranken Mann Günter in einer Notlage im Stich gelassen habe. Ihnen seien 300 Euro "Überbrückungsgeld" für 14 Tage oder drei Wochen verweigert worden. Karin Walter beteuert mehrfach: "Sie sollen uns helfen, wir wollen doch nichts geschenkt."

Die Walters haben schon bessere Zeiten erlebt. Einst gehörte ihnen das Hotel "Elsa", das 1993 abgebrannt ist. Heute leben die beiden Senioren von der Grundsicherung im Alter. Die Zahlung für Juli hätten sie erhalten. Davon ist aber nicht mehr viel übrig: 47,86 Euro genau.

Das Geld hätten sie verwendet, um Schulden bei Freunden abzubezahlen. Die hatten sie angepumpt, erzählt die 71-Jährige, weil sie dringend Geld für die unumgängliche Reparatur ihres Uralt-Kleinwagens benötigt hätten. Auf den sei ihr Mann (74) angewiesen, weil er drei Mal in der Woche zum Arzt müsse. Auch habe sie tanken müssen.

Daher habe sie sich im Sozialamt um das "Überbrückungsgeld" bemüht. Das habe sie zurückzahlen wollen mit einer Heizkostenerstattung, die sie in Kürze sicher erwarte. Aber der junge Sachbearbeiter habe sie "abgekanzelt". Vergeblich habe ihr habe ihr Mann noch am Freitagmorgen mit dem Behördenleiter eine halbe Stunde lang telefoniert, vergeblich. Landrat Thomas Bold sei wegen einer Sitzung nicht zu sprechen gewesen. Andere Organisationen hätten ihnen auch nicht geholfen.

Deshalb sitzt Karin Walter auf dem Pflaster vor dem Landratsamt. Dort will sie zunächst bleiben. Neben sich eine Flasche Wasser und ein Bettlaken. Darauf steht, warum sie in den Hungerstreiks getreten ist: "Wegen Hilfeverweigerung in einer Notsituation." Den allermeisten Passanten fällt das entweder gar nicht auf oder es ist ihnen egal.

Am Freitagmittag war vom Sozialamt niemand zu einer Stellungnahme erreichbar.


Was ist Grundsicherung im Alter?

Grundsicherung im Alter bekommen nur wirklich Arme. Die Leistungen entsprechen in der Höhe der Hilfe zum Lebensunterhalt. Sie sind gestaffelt. Paare und Bedarfsgemeinschaften bekommen zusammen 727 Euro. Dazu kommen die Kosten für die Unterkunft. Mehr gibt es meist nicht.