Die Umfrage zum Radweg von Bad Kissingen nach Euerdorf ist zwar ausgewertet, Lösung gibt es aber trotzdem noch keine. Zwei Drittel nutzen den aktuellen Weg.
Während nach Albertshausen schon geradelt werden kann und der Radweg nach Arnshausen kurz vor der Fertigstellung ist, sucht das Staatliche Bauamt noch nach einer Lösung für das Saaletal. Im Sommer ging die Behörde deshalb einen ungewöhnlichen Weg: 16 700 Postkarten mit einer Umfrage zum Bedarf wurden verschickt, zudem gab es einen Online-Fragebogen. Immerhin 2113 Bürger haben sich beteiligt.
Wichtigstes Ergebnis: "Es gibt einen Bedarf an einer Radwegverbindung zwischen Euerdorf und Bad Kissingen."
Messgerät neben dem Feldweg
Neben der Umfrage im Juli gab es noch eine Zählung auf dem bestehenden Radweg: Am Weg zwischen Euerdorf und Golfplatz stand zwischen 25. September und 12. Oktober ein Messgerät.
"Der bestehende Radweg wird vor allem an Wochenenden intensiv benutzt", fasst Abteilungsleiter Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt das Ergebnis zusammen. Das deckt sich auch mit den Angaben der Umfrage: "Die überwiegende Anzahl von Radfahrern benutzt den bestehenden Weg in der Freizeit oder zur Erholung", verweist Wacker auf ein Teilergebnis.
Bei der Frage nach dem Fahrtzweck waren mehrere Nennungen möglich: 1526 der 2113 Teilnehmer an der Umfrage, also 72,2 Prozent, kreuzten hier "Freizeit" an. "Allerdings wird die Freizeit oft in Kombination mit anderen Zwecken angegeben", heißt es in der Auswertung. 494 Teilnehmer, also 23,4 Prozent, nutzen das Rad (auch) zum Einkaufen, 293 (13,9 Prozent) beruflich und nur 17, also weniger als ein Prozent, für den Schulweg.
Erhebung
nicht repräsentativ
Das Staatliche Bauamt betont in der Auswertung, dass die Umfrage nicht repräsentativ sei: "Personen, die nie oder nur in Einzelfällen das Fahrrad nutzen, sind in den Antworten naturgemäß unterrepräsentiert." Einzelne Teilnehmer hätten jedoch in persönlichen Ergänzungen den Bau eines Radweges aus Kostengründen abgelehnt.
Insgesamt 120 unaufgeforderte Kommentare gab es auf den Postkarten: Die Mehrheit forderte einen Radweg aus Sicherheitsgründen, rund die Hälfte sprach sich wohl für einen Ausbau des bestehenden Radweges abseits der Bundesstraße aus.
1398 der 2113 Teilnehmer, also zwei Drittel, gab an, gelegentlich von Euerdorf nach Bad Kissingen zu radeln. Einen ausgebauten Radweg würden laut Umfrage 1600 Teilnehmer, also gut drei Viertel, regelmäßig nutzen.
Das sind 202 oder 12 Prozentpunkte mehr als derzeitige Nutzer. "Zudem kann davon ausgegangen werden, dass viele der jetzigen gelegentlichen Radfahrer einen ausgebauten Radweg dann öfter als derzeit nutzen werden", heißt es zudem in der Auswertung. Und: Zwei Drittel gaben an, sogar von Auto oder Bus auf das Rad umzusteigen.
Von den 1600 Teilnehmern, die den jetzigen Radweg nutzen, fahren nur 66, also 4 Prozent, täglich.
377 (24 Prozent) nutzen den Radweg mehrfach in der Woche, 580 (36 Prozent) mehrfach im Monat, 155 (10 Prozent) eher selten und 406 (25 Prozent) meist am Wochenende. 16 machten keine Angabe.
"Neben der Umfrage haben uns auch zahlreiche Alternativvorschläge erreicht, die wir in die Trassenentscheidung einfließen lassen", berichtet Wacker weiter. Aus diesem Grund werde derzeit der Planungsraum vergrößert und kartiert.
Details nennt das Staatliche Bauamt auch auf Nachfrage nicht.
"Es werden jetzt weitere Abstimmungsgespräche mit den Beteiligten und dann eine Behandlung in den Gremien der Stadt Bad Kissingen erfolgen", teilte Thomas Hack von der Stadt Bad Kissingen mit. Etwas konkreter wird die Euerdorfer Bürgermeisterin Patricia Schießer: "Das wichtigste ist, dass was passiert, und zwar so schnell wie möglich", drängt sie.
Die Euerdorfer Bürgermeisterin Patricia
Schießer hat ein klares Ziel: "Ich will einfach den Radweg bezahlt haben", sagt sie und verweist auf die überregionale Bedeutung des Lückenschlusses im Saaletal. "Da sehe ich den Bund oder das Land in der Pflicht", betont sie. Schließlich seien auch schon andernorts Radwege ohne Eigentmittel der Kommunen gebaut worden - "und die sind auch nicht alle straßenbegleitend", kommentiert sie die Diskussion über die erforderliche Nähe des Radweges zur
Bundesstraße.
Keine Frage zur Variante
Welche Variante am Ende genau gebaut wird, sei zweitrangig. "Leider wurde das ja nicht abgefragt", hätte sich Patricia Schießer hier ein Meinungsbild durch die Umfrage des Staatlichen Bauamtes erhofft. Diskutiert werden zahlreiche Varianten: Beim Ausbau des aktuellen Weges südöstlich der Saale weigert sich das Staatliche Bauamt bislang, die Kosten zu übernehmen.
Die beiden Kommunen Bad Kissingen und Euerdorf müssten also selbst ausbauen. Zwar mit staatlicher Förderung, aber ein Eigenanteil würde bleiben. Zudem wurden Varianten zu beiden Seiten der Bundesstraße untersucht. Durch Saale-Brücken wäre auch eine Kombination dieser Varianten möglich.
Das Staatliche Bauamt will sich nun zunächst mit Stadt und Landkreis Bad Kissingen, Markt Euerdorf, Unterer Naturschutzbehörde im Landratsamt Bad Kissingen und
Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen abstimmen. Dazu soll es frühestens im Februar einen "kleinem" Behördentermin geben. "Bis dahin werden wir uns intensiv mit der Frage beschäftigen, wie wir den Beginn und das Ende des zukünftigen Radweges gestalten müssen, um ihn auch für den täglichen Pendelverkehr attraktiv zu machen", kündigte Wacker an.
Die Radzählung von Ende September bis Mitte Oktober hat ergeben, dass bei schönem Wetter vor allem an
Wochenenden mehr als 140 Radfahrer auf dem bestehenden Weg unterwegs sind. Selbst an einem Regentag radelten noch 25 Menschen zwischen Euerdorf und Bad Kissingen. Im Mittel waren es unter der Woche 55 Radler, an den Samstagen 95 und an den Sonntagen 120. Anteilig fahren - vor allen an den Sonntagen - mehr Radler saaleabwärts.
Ausgewertet wurden die Ergebnisse nach Postleitzahlen: Die meisten Teilnehmer (675) kamen aus der Stadt Bad Kissingen, gefolgt von den Orten
Aura, Euerdorf, Wirmsthal und Sulzthal (611), der Gemeinde Elfershausen (372), Fuchsstadt (187), Ramsthal (135) und Hammelburg (51). Am höchsten war der Anteil der Radweg-Nutzer an allen Befragten in Hammelburg und Ramsthal mit je 75 Pozent.
Während in Ramsthal durch einen Ausbau die Zahl der Radler nur von 101 auf 105 steigen würde, ergab die Umfrage für den Raum Euerdorf und die Gemeinde Elfershausen ein Potential von jeweils 61 zusätzlichen Radlern und in Fuchsstadt von 39, also bis zu 37 Prozent mehr als aktuell.