• Ukraine-Krieg und Sanktionen gegen Russland lassen überall die Preise steigen
  • Nächster Preisschock droht für deutsche Verbraucher: Weizen wird teurer
  • Agrarminister der Union warnen: Ukraine fällt als Kornkammer aus
  • Größter Weizenexporteur der Welt: Auch Russland Russland beschränkt Getreideexporte
  • Droht jetzt eine Weizenknappheit in Deutschland?

Der Krieg in der Ukraine erschüttert die ganze Welt. In Deutschland bemerken wir erste Folgen in den Supermärkten und Discountern. Produkte, wie beispielsweise Speiseöl, werden zur Mangelware. Nun werden die nächsten Lebensmittel knapp und teuer. Vor allem Weizen wird immer teurer und in ersten Supermärkten stehen Kund*innen vor leergeräumten Regalen. Hier findest du einen Überblick über alle Produkte, die derzeit knapp werden. 

Ukraine-Krieg sorgt für nächsten Preis-Schock im Supermarkt: Weizen wird teurer

Der Krieg in der Ukraine führt zu höheren Preisen bei Weizen. Aufgrund der Sanktionen gegen Russland und deren wichtigste Banken steigt die Sorge im Hinblick auf mögliche Lieferausfälle beim Getreide. Im Januar lag der Preis für Weizen bereits bei ungefähr 275 Euro pro Tonne. Das war schon viel. Seitdem kennt der Preis nur noch eine Richtung: nach oben. Aktuell kostet eine Tonne fast 450 Euro - ein Aufschlag von mehr als 60 Prozent in wenigen Wochen. Ein Preis, den es seit mindestens 15 Jahren so nicht gegeben hat. Wie die Seite agrarheute.de berichtet, kam der physische Handel mit Weizen in vielen Regionen komplett zum Erliegen. Europäische Länder machen sich teilweise Sorgen um die Getreideversorgung: So hat Ungarn alle Getreideexporte verboten, wie Landwirtschaftsminister Istvan Nagy Anfang März bereits mitteilte. Auch andere Länder, wie etwa Bulgarien, eigentlich großer Weizenexporteur, denken jetzt zuerst an die Versorgung der eigenen Bevölkerung. In dem osteuropäischen Land will man zunächst die eigenen Getreidereserven aufstocken und Getreide von lokalen Erzeugern kaufen, um den heimischen Bedarf für ein Jahr im Voraus zu decken.  Das könnte dazu führen, dass Bulgariens Weizenexporte eingeschränkt werden, bis die geplanten Käufe durchgeführt wurden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. 

Mehl online kaufen: Die besten Angebote bei Amazon ansehen

Eine ganz direkte Auswirkung des Ukraine-Kriegs ist auch, dass derzeit rund 80 Handelsschiffe in ukrainischen Häfen im Schwarzen Meer festsitzen. Ein Auslaufen wäre zu gefährlich aufgrund der russischen Aggression. Bereits in der vergangenen Wochen sind zahlreiche Rohstoffe teurer geworden, die aus Russland exportiert werden. Das Land zählt zu den wichtigsten Produzenten von Weizen auf der Welt. Aber auch die Ukraine gehört zu den großen Weizenproduzenten. Beide Länder deckten zuletzt zusammen etwa ein Viertel des weltweiten Weizenhandels ab, wie tagesschau.de berichtet.

Die Ukraine gilt auch als die "Kornkammer Europas". Das Land ist eines der größten Weizenexporteure auf der Welt. Nahrungsmittel sind das zweitwichtigste Exportgut der Ukraine - nach Eisen und Stahl. Deutsche Verbraucher müssen sich wohl auf weiter steigende Preise für Brot und Brötchen einstellen. Allerdings spielen die Getreidepreise beim Endpreis der Backwaren angesichts der deutlich höheren Personal- und Herstellungskosten nur eine untergeordnete Rolle. Sie werden auf einen niedrigen einstelligen Prozentbereich geschätzt.

Agrarminister der Union warnen: Ukraine fällt als Kornkammer aus

Die Ukraine falle als Kornkammer Europas und wichtiger Erzeuger von Sonnenblumen, Mais und Weizen aus, sagte Niedersachsens Ressortchefin Barbara Otte-Kinast am Donnerstag (10. März 2022). Die gesamte Agrarpolitik müsse daher auf den Prüfstand. "Es gilt sofort im Sinne der Landwirtschaft und der Ernährungssicherung zu handeln", sagte die CDU-Politikerin nach einem Treffen mit Sachsen-Anhalts Minister Sven Schulze (CDU).

Schulze und Otte-Kinast präsentierten eine 13 Punkte umfassende Erklärung, die auch aus den zuständigen Ministerien in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen stammt. "Ökologische Aspekte sind wichtig, sie müssen aber jetzt für die nötige Zeit ein Stück zurücktreten", sagte Schulze. In der "Burg Warberger Erklärung" der Unionsminister heißt es, dass die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln in der EU und in Deutschland nicht gefährdet sei. Die Verknappung des Angebots und der starke Preisanstieg etwa beim Weizen könnten aber große Nachteile für die Ernährungssituation in ärmeren Schwellen- und Entwicklungsländern bedeuten. Die Europäische Union wird aufgefordert, alle Mittel zur Versorgung betroffener Länder sicherzustellen.

Die Agrarpolitiker der Union beschreiben in ihrem Papier eine große Sorge vor der Abhängigkeit der deutschen Volkswirtschaft unter anderem von Energieimporten aus Russland. Um eine mangelnde Verfügbarkeit von Energieträgern zu vermeiden, halten es die Ministerinnen und Minister der fünf Länder unter anderem für erforderlich, die Land- und Ernährungswirtschaft prioritär mit Energie zu versorgen.

Auch Russland beschränkt jetzt die Getreideexporte

Jetzt schränkt auch Russland als großer Getreideexporteur die Ausfuhr von unter anderem Weizen, Gerste und Roggen zeitweise ein. Damit solle der Bedarf im Land gesichert und ein Preisauftrieb für Verarbeiter und Verbraucher verhindert werden, sagte die zuständige Vizeregierungschefin Wiktorija Abramtschenko am Montag in Moskau.

Im Grundsatz gilt demnach ab diesem Dienstag bis zum 30. Juni ein Exportstopp für Weizen, Roggen, Gerste, Mais und Mischgetreide, sogenanntes Mengkorn. "Eine Getreideausfuhr im Rahmen von Quoten aufgrund einzelner Lizenzen wird erlaubt", stellte Abramtschenko aber klar. Für Zucker und Zuckerrohstoff gilt der Stopp bis Ende August.

Ausnahmen soll es für Exporte in die von Russland dominierte Eurasische Wirtschaftsunion sowie in die von der Ukraine abgespaltenen Separatistenrepubliken Donezk und Luhansk geben. Russland ist der größte Weizenexporteur der Welt. Auch die benachbarte Ukraine, gegen die Russland Krieg führt, ist ein wichtiger Produzent. Störungen der Getreideausfuhr beider Länder können nach Einschätzung von Experten zu massiven Preissteigerungen auf dem Weltagrarmarkt führen.

Droht in Deutschland Weizenknappheit? 

Dr. Peter Haarbeck – Geschäftsführer Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) – kann gegenüber dem Stern beruhigen: In Deutschland wird zu 95 Prozent Getreide direkt aus Deutschland gekauft. Russland und die Ukraine hingegen liefern "so gut wie kein Getreide" zu uns. Eine direkte Knappheit durch ausfallende Lieferverträge wird es also wahrscheinlich nicht oder nur wenig geben. Es drohe zwar keine Weizenknappheit in Deutschland, dennoch müssen sich Verbraucher auf steigende Preise bei Produkten, die vor allem aus Weizen bestehen, einstellen. 

Die besten Angebote für Mehl: Jetzt bei idealo.de Preise vergleichen

Der VGMS nennt folgende Daumenregel für den Preis: Je weniger verarbeitet die Produkte sind und je größer der Anteil des Getreides im Lebensmittel ist, desto enger hängen auch die Verbraucherpreise für Lebensmittel aus Getreide von den Rohstoffpreisen ab. Bei Nudeln beispielsweise, die ausschließlich aus Hartweizengrieß, Wasser und Salz bestehen, ist der Endpreis für Verbraucher also besonders stark vom Preis der Ausgangsprodukte abhängig. Steigt der Preis für Hartweizen deutlich an, wird das also auch Auswirkungen auf den Verkaufspreis im Supermarkt haben.

In sozialen Medien berichten Menschen allerdings derzeit davon, dass sie im Supermarkt vor leeren Regalen bei Mehl stehen. Dieses Phänomen dürfte wie beim Speiseöl oder bei Klopapier vor zwei Jahren nicht auf eine reale Knappheit zurückzuführen sein, sondern auf impulsive Vorratskäufe, auf die Supermärkte nicht so schnell reagieren können, dass die Regale zu jedem Zeitpunkt prall gefüllt sind. Das zeigte sich auch bei Nudeln und Klopapier im Jahr 2020, als es zwar zu Lieferverzögerungen kam, aber zu keinem Zeitpunkt eine echte Knappheit bestand. 

Zum Weiterlesen: Sprit-Preise steigen rasant: Tanken so teuer wie nie - mit diesen Tipps kannst du trotzdem sparen

ank mit dpa

 Artikel enthält Affiliate Links