Die Deutschen geben Milliarden für Bier aus. Doch der Markt verändert sich: Die Kunden greifen beim Bier immer öfter zu alkoholfreien Varianten. Das klassische Pils hat dagegen gerade unter jungen Leuten Imageprobleme.
Ihr Bier ist den Bundesbürgern teuer: Pro Kopf gaben die Verbraucher in Deutschland im vergangenen Jahr im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten durchschnittlich rund 100 Euro für Bier und Biermixgetränke aus. Das geht aus einer aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen hervor.
Der Rekordsommer 2018 habe bei Bier und Biermixgetränken erst einmal für ein Ende der seit Jahren anhaltenden Durststrecke gesorgt, berichtete der Nielsen-Biermarktexperte Marcus Strobel. Insgesamt seien im vergangenen Jahr rund 6,1 Milliarden Liter Bier und Biermixgetränke über die Ladentheken gegangen, 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz sei sogar um 7 Prozent auf 8 Milliarden Euro gestiegen, da fast alle bekannten Pils-Marken ihre Preise im vergangenen Jahr erhöht hätten.
Hoher Pro-Kopf-.Konsum in Bayern
Besonders in Bayern gilt Bier als "Grundnahrungsmittel": Jeder Bayer trinkt pro Jahr durchschnittlich 135 Liter Bier. Allein die Münchner hätten im vergangenen Jahr zwei Millionen Hektoliter Bier getrunken. Der Großteil davon stammt aus heimischen Brauereien. Die Angestellten im Bereich sollen an dem Erfolg partizipieren: Die Gewerkschaft Nahrung- Genuss-Gaststätten (NGG) Region München fordert für die Beschäftigten der 147 oberbayerischen Brauereien ein Lohn-Plus von 6,5 Prozent, wie sie am Dienstag in München mitteilte.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes setzten die bayerischen Brauer 2018 knapp 24 Millionen Hektoliter ab - ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit stammt mindestens jedes vierte in Deutschland gebraute Bier aus Bayern.
Stagnation des Biermarktes?
"Trotz eines guten Sommers kämpft der Biermarkt langfristig gesehen aber noch immer gegen eine Stagnation", betonte Strobel. Besonders die Klassiker Pils und Weizen seien davon betroffen. Radler, Spezialitätenbiere, Helles und alkoholfreie Biere seien dagegen Umsatztreiber. Biermixgetränke erzielten nach Angaben der Marktforscher zuletzt sogar zweistellige Umsatzzuwächse. Besonders im Trend lägen naturtrübe Radler mit einem Absatzplus von 56 Prozent.
Pils blieb mit einem Absatz von rund 3,2 Milliarden Litern allein im Lebensmittelhandel und in Getränkeabholmärkten zwar die Lieblingssorte der Deutschen. Doch konnte nicht einmal der Supersommer 2018 einen weiteren Absatzrückgang verhindern. Pils habe "mit Blick auf die junge Zielgruppe ein Imageproblem", betonte Strobl. Hinzu komme, dass die Markenloyalität der Verbraucher immer mehr abnehme.
Geschmack verschiebt sich - alkoholfreies Bier immer beliebter
Immer beliebter werden dagegen alkoholfreie Bier-Varianten. "Was früher noch außergewöhnlich war, ist heute längst etabliert. Für den Biermarkt und auch für die strauchelnden Klassiker steckt im alkoholfreien Sortiment noch viel Potenzial", sagte Strobel. In Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland steht alkoholfreies Bier nach den Zahlen der Marktforscher inzwischen auf Platz zwei der Sorten-Beliebtheitsskala. Besonders die Nachfrage nach Biermixgetränken wachse stark. rowa/mit epd/dpa