Benzinpreise so hoch wie nie: Ölkonzerne profitieren von "teuerstem Tank-Jahr aller Zeiten"

2 Min
2022 ist Jahr der Bezinpreisrekorde
2022 hat das bisherige Rekordjahr 2012 mit seinen hohen Benzinpreisen überholt.
2022 ist Jahr der Bezinpreisrekorde
Christoph Reichwein (dpa)

2022 war das Jahr der Krisen. Dadurch wurde alles teurer. Auch Autofahrer*innen mussten tiefer in die Tasche greifen. Die Raffinerien dagegen machten Gewinne.

  • Rekordjahr: So hoch waren die Spritkosten
  • Ursachen: Deshalb explodierten die Preise
  • Mögliche Entwicklung: So viel könnte Benzin und Diesel zukünftig kosten

Bei den Spritpreisen war 2012 das bisherige Rekordjahr. Dieses wird nun aber abgelöst: 2022 waren die Tankkosten in Deutschland so hoch wie nie zuvor. Weit über zwei Euro pro Liter und schlagartige Preisanstiege waren 2022 fast schon Normalität für viele Autofahrer*innen. Der ADAC bezeichnet 2022 als "das teuerste Tank-Jahr aller Zeiten". 

Benzinpreise explodieren: 2022 neues Rekordjahr

Super E10 kostete - Berechnungen des ADAC zufolge - im Durchschnitt der Monate Januar bis November 1,875 Euro pro Liter. Damit übersteigt der Preis den bisherigen Rekord aus 2012 um 28,6 Cent. Bei Diesel lag der durchschnittliche Preis der vergangenen elf Monate bei 1,958 Euro pro Liter. Daraus ergibt sich sogar eine Preisdifferenz von 48 Cent gegenüber 2012. Außerdem gab es bis einschließlich November im Jahr 2022 keinen Monat, in dem die Preise für Diesel oder Benzin unter den Durchschnittswerten des bisherigen Rekordjahrs 2012 lagen.

Doch anders als man vermuten könnte, war der steigende Ölpreis nicht alleine schuld an den hohen Spritpreisen. Früher folgten diese fast immer den Notierungen des Rohöls, wie das ZDF berichtet. Doch als die Spritpreise kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges nach oben geschossen seien, hätten sie das sehr viel stärker getan, als alleine vom Ölpreis her zu erwarten gewesen wäre.

Daher untersucht nun das Bundeskartellamt die "Raffinerie- und Großhandelsebene für Kraftstoffe". In einem Zwischenbericht stellt das Amt eine "nachhaltige Entkopplung der Tankstellenpreise von der Entwicklung des Rohölpreises" fest. Für Preisabsprachen der Mineralölgesellschaften untereinander gebe es bislang aber keine Anzeichen.

Bundeskartellamt: Ölkonzerne machen "sehr große Gewinne"

"Ein maßgeblicher Faktor für die Preisentwicklung der vergangenen Monate könnte die Knappheit aufgrund der kriegs- und krisenbedingten Verwerfungen auf den Märkten sein", heißt es in dem Zwischenbericht. Wenn die Nachfrage nach Kraftstoffen steige, führe dies zu höheren Preisen. Das Kartellamt betont zudem, dass "die meisten Mineralölkonzerne in dieser Zeit mit ihren Raffinerien sehr große Gewinne erwirtschaftet haben." Auch Jürgen Albrecht, Kraftstoffmarktexperte des ADAC, verweist gegenüber dem ZDF auf die Raffinerien. Deren Renditen hätten sich vervielfacht.

Jetzt auf Amazon anschauen: Benzinkanister

Eine abschließende Bewertung durch das Kartellamt sei jedoch noch nicht möglich. In der Analyse würden mehrere Faktoren betrachtet werden: Importe (aus Russland), Exporte, die Entwicklung der weltweiten und nationalen Kapazitäten von Raffinerien, regionale Einflussfaktoren und temporäre Transportschwierigkeiten.

Wie sich die Benzin- und Dieselpreise in Zukunft entwickeln, ist laut ADAC "schwer vorherzusagen". Das von der Europäischen Union am 5. Dezember umgesetzte Embargo für russisches Öl dürfte nach Einschätzungen des ADAC keine größeren Auswirkungen auf die Preise für Sprit in Deutschland haben. Denn bereits jetzt werde kaum noch Öl aus Russland importiert. Außerdem hätten die Märkte Zeit gehabt, sich darauf einzustellen

2023: So könnten sich die Spritpreise entwickeln

Die im Rahmen der CO₂-Abgabe ursprünglich geplante Erhöhung um fünf Euro pro ausgestoßener Tonne Kohlendioxid bei Benzin und Dieselkraftstoff ab 1. Januar 2023 wird aber nach Angaben der Bundesregierung um ein Jahr verschoben. Der Preis wird daher im Jahr 2023 weiterhin bei 30 Euro liegen. Ab Anfang 2024 soll dann ein Preis von 35 Euro gelten, was laut Berechnungen des ADAC pro Liter Benzin beziehungsweise Diesel zu einem Aufschlag von rund 1,5 Cent führen wird.

Artikel enthält Affiliate Links