Nein, mit den Migrationsbewegungen der vergangenen Jahre hat das wenig zu tun. Flüchtlinge dürfen ja nicht wählen. Unabhängig davon hat schon jetzt jeder Vierte in Bayern einen Migrationshintergrund. Hinzu kommt der Zuzug aus anderen Regionen Deutschlands. Diese Menschen ziehen in erster Linie nach Bayern, weil es dort gut bezahlte Arbeitsplätze gibt. Mit der bayerischen Folklore, den Traditionen und auch dem spezifisch bayerischen Selbstbewusstsein können sie dagegen oft nur wenig anfangen.
Wo ist das Problem?
Die CSU war immer eine Partei der regionalen Eigenständigkeit. Dafür benötigt sie aber entsprechenden einen Resonanzraum in der Gesellschaft.
Gibt es diesen Resonanzraum nicht mehr?
Er schrumpft jedenfalls. Es war lange die Stärke der CSU, gesellschaftliche Gegensätze unter ihrem Dach zu versöhnen.
Für diesen Spagat sind die Gegensätze in der Gesellschaft inzwischen zu schroff. Alle Unterschiede zu überbrücken, gelingt heute keiner Partei mehr. Selbst der CSU nicht. Wie kein anderes Thema steht für diese Polarisierung die Flüchtlingspolitik.
Wer profitiert davon?
Parteien mit einem scharfen Profil. In der Flüchtlingsfrage waren dies am stärksten die Grünen und die AfD.
Gehören absolute Mehrheiten folgerichtig der Vergangenheit an?
Es wird absolute Mehrheiten noch in historischen Krisensituationen geben, wenn sich die Bayern um eine Partei und Person scharen. Ansonsten sind die Lebensstile und Einstellungen inzwischen zu vielfältig, als dass eine einzige Partei sie noch repräsentieren könnte.
Also muss sich die CSU künftig ans Verlieren gewöhnen?
Als Partei der bürgerlichen Mitte könnten für die CSU Ergebnisse von knapp 40 Prozent auch künftig noch drin sein. Nur muss die Partei dafür ihren Markenkern besser pflegen.
Woraus besteht er?
Das christliche Menschenbild. Die soziale Marktwirtschaft. Die europäische Integration.
Dem neuen Landtag könnten bis zu sieben Parteien angehören. Drohen uns Weimarer Verhältnisse?
Das ist ein unhistorischer Vergleich. Die 1930er Jahre waren geprägt von einer Weltwirtschaftskrise, von Armut, von schwachen Institutionen und einem parlamentarischen System, das viele Deutsche nicht akzeptierten. Davon sind wir weit entfernt. Bayern ist nicht Weimar. Das Gespräch führte Christoph Hägele.
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