Mann tötet Mädchen auf offener Straße - darum fällt das Urteil besonders hart aus

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Ein Mann attackiert zwei Mädchen, die auf dem Weg zur Schule sind, eine von ihnen stirbt. Das Motiv war laut Gericht eindeutig Rache - entsprechend hart fällt das Urteil aus. Doch wird der Angreifer auch abgeschoben?

Update vom 04.07.2023, 15.00 Uhr: Vorerst keine Abschiebung des Angreifers von Illerkirchberg geplant

Der Mann, der zwei Schülerinnen in Illerkirchberg mit einem Messer attackierte und eine von ihnen tötete, ist zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Ulm stellte am Dienstag zudem die besondere Schwere der Schuld fest. Der 27-Jährige kann damit nur im Ausnahmefall schon nach 15 Jahren freikommen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Eritreer, der als Asylbewerber nach Deutschland gekommen war, hatte im Dezember zwei Mädchen auf ihrem Schulweg mit einem Messer angegriffen. Eine 14-Jährige starb infolge des Angriffs, ihre 13 Jahre alte Freundin konnte fliehen. Das Urteil erging wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung.

Die besondere Schwere der Schuld begründete das Gericht unter anderem mit dem besonders verwerflichen Vorgehen des Täters. Der Angeklagte habe die beiden Mädchen auf dem Schulweg getäuscht, sie noch gegrüßt und dann zunächst das weiter von ihm entfernte Mädchen völlig unvermittelt attackiert, erläuterte der Richter. Er habe keinerlei Risiko eingehen wollen. Auch habe er noch nicht mal geprüft, wie die Mädchen reagierten.

Das Gericht sah zudem mehrere Mordmerkmale erfüllt. Die Kammer habe das Mordmerkmal der Heimtücke und das des Ermöglichens einer anderen Straftat angenommen, sagte eine Gerichtssprecherin nach der Urteilsbegründung. Der 27-Jährige wollte nach Auffassung des Gerichts eigentlich einen Mitarbeiter des Landratsamts töten. Er habe im Dezember gerade mit dem Messer zum Landratsamt aufbrechen wollen, als die zwei Mädchen zufällig an seinem Haus vorbeiliefen. Der Eritreer habe geplant, am Landratsamt Rache zu nehmen. Er habe der Behörde die Schuld gegeben, sein Leben verpfuscht zu haben, weil er ohne Pass nicht nach Afrika haben reisen können, um dort eine Frau zu finden.

Ob der Verurteilte im Verlauf seiner Haftstrafe in sein Heimatland abgeschoben wird, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft offen. Das müsse sich im Verlauf der Vollstreckung zeigen, zunächst müsse das Urteil erstmal rechtskräftig werden, sagte die Staatsanwältin. "Er verbüßt die Strafe grundsätzlich erstmal hier in Deutschland", sagte sie. "Dann gibt es die Möglichkeit, dass man ihn auch abschiebt, aber dann halt von der weiteren Vollstreckung absieht. Aber wann das der Fall sein wird, nach wie viel Jahren, das wird sich zeigen."

Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung hatten eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Mann gefordert, Staatsanwaltschaft und

Nebenklage zudem noch die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Die Familien der beiden Schülerinnen hatten sich dem Verfahren als Nebenkläger angeschlossen.

Update vom 04.07.2023, 10.25 Uhr: Messerangriff von Illerkirchberg - lange Haft für Angeklagten

Im Fall des Messerangriffs auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg ist der Angeklagte zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Das Landgericht Ulm stellte am Dienstag zudem die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist in der Regel eine vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis nach 15 Jahren nahezu ausgeschlossen.

Der 27-jährige Eritreer, der als Asylbewerber nach Deutschland gekommen war, hatte im Dezember zwei Mädchen auf ihrem Schulweg mit einem Messer angegriffen. Eine 14-Jährige starb infolge des Angriffs, ihre 13 Jahre alte Freundin konnte fliehen. Das Urteil erging wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung.

Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung hatten eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Mann gefordert, Staatsanwaltschaft und Nebenklage zudem noch die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.

Der Staatsanwaltschaft zufolge wollte der Mann am Tag der Tat Reisedokumente für eine Eheschließung in Äthiopien beim Landratsamt des Alb-Donau-Kreises mit einem Messer erzwingen. Laut Anklage liefen die beiden Mädchen genau in dem Moment an dem Haus des Mannes vorbei, als dieser mit dem Messer auf die Straße kam. In der Annahme, dass die Schülerinnen das Messer gesehen hätten, habe er spontan beschlossen, sie zu töten. So habe er verhindern wollen, dass die Freundinnen die Polizei rufen und so seinen Plan durchkreuzen.

Die Familien der beiden Schülerinnen hatten sich dem Verfahren als Nebenkläger angeschlossen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Update vom 27.06.2023, 18.26 Uhr: Staatsanwaltschaft fordert im Illerkirchberg-Prozess lebenslange Haft

Für den blutigen Messerangriff auf zwei Schülerinnen im baden-württembergischen Illerkirchberg haben Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung gefordert. Staatsanwaltschaft und Nebenklagevertreter beantragten am Dienstag vor dem Landgericht Ulm außerdem die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Damit ist in der Regel eine vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis nach 15 Jahren nahezu ausgeschlossen.

Angeklagt ist ein 27-jähriger Eritreer, der als Asylbewerber nach Deutschland gekommen war. Er soll im Dezember die zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren auf ihrem Schulweg mit einem Messer angegriffen haben. Die 13-Jährige konnte fliehen, ihre 14 Jahre alte Freundin starb im Krankenhaus an ihren Verletzungen.

An diesem vierten Verhandlungstag machte der Beschuldigte erstmals selbst Angaben zu seiner Person. Mit zwölf Jahren floh er demnach aus Eritrea nach Äthiopien, wo er mehrere Jahre lebte. Über den Sudan und Libyen sei er nach Italien und schließlich nach Deutschland gekommen. Außerdem erklärte seine Verteidigerin, dass er keine Einwände gegen eine Abschiebung habe. Er habe gegenüber dem Regierungspräsidium mitgeteilt, dass er ausreisen werde, sobald das möglich sei, sagte seine Verteidigerin.

Im letzten Wort erklärte der Beschuldigte, dass er selbst von der Tat schockiert sei und der Familie sein Beileid ausspreche. Er bereue und wolle sich entschuldigen.

Die beiden Nebenklagevertreter schlossen sich in ihren Plädoyers unter Tränen der Staatsanwaltschaft an. Der Fall habe sie an ihre Grenzen gebracht, schilderte die Nebenklagevertreterin der Familie der 13-Jährigen. In ihrem Plädoyer wollte sie dem Mädchen eine Stimme geben. Die 13-Jährige habe ihr gesagt, dass sie nicht verstehe, wie ein Mensch einem anderen wehtun oder ihm das Leben nehmen könne. Niemand habe es verdient, so eine wertvolle Person zu verlieren oder auf diese Art zu sterben, habe das Mädchen gesagt.

Die Staatsanwaltschaft ging nach der Beweisaufnahme davon aus, dass der Angeklagte am Tattag mit einem Messer sein Haus verlassen hatte. Mit dem Messer habe er die Ausländerbehörde des Landratsamts Alb-Donau-Kreis aufsuchen wollen, um einen Reisepass zu erzwingen. Den habe er benötigt, um nach Äthiopien zu reisen, wo er eine Frau habe finden wollen. Die Anklagebehörde geht davon aus, dass der Mann den zuständigen Mitarbeiter beim Landratsamt erstechen wollte.

Gerade als der Angeklagte sein Haus mit dem Messer verlassen hatte, sind die beiden Mädchen laut Staatsanwaltschaft daran vorbeigekommen. Der Mann sei davon ausgegangen, dass die Schülerinnen das Messer gesehen hätten. Außerdem habe er geglaubt, dass es eine Straftat sei, in Deutschland auf offener Straße mit einem Messer zu hantieren. Deswegen und damit die Freundinnen seinen Plan, den Pass zu erzwingen, nicht durchkreuzen, habe er spontan beschlossen, die Mädchen zu töten.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft erfüllte der Angeklagte drei Mordmerkmale. So habe er heimtückisch und um eine weitere Straftat zu ermöglichen gehandelt. Außerdem soll er versucht haben, eine Straftat zu verdecken. Denn er habe angenommen, dass es eine Straftat ist, mit einem Messer herumzulaufen. Dass dies tatsächlich keine Straftat darstellt, spiele keine Rolle.

Die Verteidigerin des Angeklagten erklärte, dass die besondere Schwere der Schuld aus ihrer Sicht nicht gegeben sei. Ebenso das Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht. Das Ziel ihres Mandanten sei nicht gewesen, durch die Stiche zu verbergen, dass er ein Messer bei sich hatte. Dem Vorwurf, dass der Mann heimtückisch und zur Ermöglichung einer weiteren Straftat gehandelt habe, stimmte sie zu.

Ein Urteil in dem Verfahren könnte am kommenden Dienstag (04. Juli 2023) ergehen.

Update vom 13.06.2023, 21.06 Uhr: Sachverständiger bringt weitere Details ans Licht

Mit weiteren Details rund um den Messerangriff auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg ist der Mordprozess gegen einen 27-Jährigen vor dem Landgericht Ulm fortgesetzt worden. Weder zu seiner Person noch zur Tat im Dezember machte der mutmaßliche Täter am Dienstag (13. Juni 2023) Angaben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem als Asylbewerber nach Deutschland eingereisten Mann Mord und versuchten Mord mit gefährlicher Körperverletzung vor. Beim Prozessauftakt Anfang Juni war lediglich die Anklage verlesen worden. Am zweiten Prozesstag hatte der beschuldigte Eritreer erstmals die Möglichkeit, sich zu äußern.

Zahlreiche Zeugen sagten am zweiten Prozesstag aus. Ein Polizist, der zu den ersten Einsatzkräften gehört hatte, schilderte unter Tränen seine Erinnerungen. Ein Mädchen sei gerade unter Reanimationsmaßnahmen in den Rettungswagen geschoben worden, als er am Tatort in der Gemeinde bei Ulm ankam. Mit der 13-Jährigen, die den Angriff überlebt hatte, habe er vor Ort gesprochen. "Sie war sehr taff", sagte der Beamte, der mit den Tränen rang.

Ein psychiatrischer Sachverständiger gab mit seinen Schilderungen einen Einblick in das Innenleben des Angeklagten. Wie auch ein Polizist sagte er aus, dass der Angeklagte davon überzeugt gewesen sei, dass das Landratsamt des Alb-Donau-Kreises sein Leben zerstört habe. Laut Anklage hatte der Mann am Tattag beschlossen, Ausweisdokumente bei der Ausländerbehörde des Landratsamts mit einem Messer zu erzwingen.

Nach Angaben der Ermittlungsbehörden wollte der Mann die Ausstellung eines Reisepasses erzwingen, um in Äthiopien eine Frau zu heiraten. Dass er keine Frau hat, habe der Angeklagte dem Sachverständigen als "großes Problem" in seinem Leben geschildert. Er habe von Bekannten gehört, dass sie nach Äthiopien gereist seien, dort geheiratet hätten und mit einer Ehefrau zurückgekommen seien. Das habe er auch gewollt.

In einem ersten Gespräch habe sich der Angeklagte nicht daran erinnern können, dass er zwei Mädchen angegriffen hatte, schilderte der Sachverständige weiter. Inzwischen sei das aber der Fall. Seine Absicht sei nicht gewesen, jemanden zu töten, habe er gesagt. Gleichwohl habe der Angeklagte im Landratsamt schon einmal angedroht, dass er jemanden mit einem Messer schlagen wolle. Drei Mitarbeiterinnen der Ausländerbehörde des Landratsamts waren als Zeuginnen geladen. Von ihnen wusste jedoch keine etwas von einer Drohung des Angeklagten gegenüber Mitarbeitenden des Landratsamts.

Der Angeklagte habe die Schülerinnen nicht gekannt, schilderte der Sachverständige. Als der 27-Jährige seine Unterkunft verlassen habe, habe er das Messer umgepackt. Er sei davon ausgegangen, dass die Freundinnen das gesehen hätten. Mit dem Angriff habe er verhindern wollen, dass sie die Polizei verständigen und seinen Plan so durchkreuzen. Der Polizist, der mit der 13-Jährigen gesprochen hatte, sagte vor Gericht: "Die beiden haben gar kein Messer oder so etwas gesehen." Nach der Tat verletzte sich der Angeklagte Ermittlungsbehörden zufolge in suizidaler Absicht selbst.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag (20. Juni 2023) fortgesetzt. Erwartet werden Aussagen von Ärzten und Ermittlern. Ein Urteil in dem Verfahren könnte am 4. Juli folgen.

Update vom 02.06.2023, 19.24 Uhr: Keine Einlassung auf Mordprozess 

 Im Mordprozess um den Messerangriff auf zwei Schulmädchen in Illerkirchberg ist die Anklageschrift verlesen worden. Demnach war ein Reisepass für eine Eheschließung in Äthiopien das Motiv des angeklagten 27 Jahre alten Flüchtlings, wie die Staatsanwältin am Freitag (02. Juni 2023) nach Prozessbeginn am Landgericht Ulm erklärte. Laut Anklage wollte der Mann am 5. Dezember 2022 mit dem Messer beim Landratsamt die Ausweispapiere erzwingen, als ihm die beiden Mädchen beim Verlassen des Hauses zufällig über den Weg liefen. Er ging demnach davon aus, dass die Schülerinnen das Messer bei ihm gesehen hatten und stach deshalb zu.

Die 14 Jahre alte Schülerin starb an ihren Verletzungen im Krankenhaus, ihre 13 Jahre alte Freundin überlebte schwer verletzt. Laut Staatsanwaltschaft wollte der Asylbewerber aus Eritrea mit der Tat verhindern, dass die Kinder die Polizei verständigten und seinen Plan durchkreuzten. "Tatsächlich bemerkten die Mädchen das Messer bei ihm nicht", so die Staatsanwältin.

Angeklagt ist er wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung. Der Mann wurde kurz nach der Tat in der Gemeinde im Alb-Donau-Kreis festgenommen.

Der Mordprozess gegen den 27-Jährigen endete am Freitag damit auch wieder. Zu einer Einlassung kam es nicht. Die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern, hat der Mann beim nächsten Prozesstag am 13. Juni. Für den Prozess sind insgesamt fünf Verhandlungstage angesetzt. Die Sicherheitsvorkehrungen sind laut einer Gerichtssprecherin für das Verfahren erhöht worden. Ein Urteil könnte am 4. Juli fallen.

Der Andrang auf die Zuschauerplätze hielt sich am ersten Prozesstag in Grenzen. Der Prozessstart verzögerte sich wegen eines verspäteten Dolmetschers.

Update vom 29.05.2023, 7.30 Uhr: Prozess beginnt in wenigen Tagen

Bauzäune stehen da, wo sich in Illerkirchberg eine Gewalttat abgespielt hat, die ganz Deutschland erschüttert hat. Drei bemalte Bauzäune markieren die Stelle, an der eine 14-Jährige durch ein Messer ihr Leben verlor und ihre 13-jährige Freundin schwer verletzt wurde. An diesem Donnerstag (2. Juni) beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter. Angeklagt ist er vor dem Landgericht Ulm wegen Mordes und versuchten Mordes. Die beschauliche Gemeinde im Alb-Donau-Kreis kommt auch fast sechs Monate nach dem blutigen Angriff auf die zwei Schülerinnen nicht zur Ruhe.

Vieles sei liegengeblieben, berichtet Bürgermeister Markus Häußler (parteilos). "Wir haben knapp zwei Monate fast nichts anderes gemacht, als uns mit den Folgen dieser furchtbaren Tat auseinanderzusetzen", sagte er. Medienanfragen hätten die 5000-Einwohner-Gemeinde überflutet. Sein kleines Rathaus-Team habe im Januar einen Bürgerdialog organisiert, der Redebedarf der Bürger sei gerade kurz nach der Tat enorm gewesen. Sein Job als Bürgermeister habe sich verändert.

Medienrummel in Illerkirchberg nach Tod einer Schülerin

Rückblick, Illerkirchberg am 5. Dezember 2022: Die beiden Schülerinnen sind auf dem Weg zum Bus, als sie mit einem Messer schwer verletzt werden. Der mutmaßliche Täter ist ein 27 Jahre alter Flüchtling aus Eritrea, der kurz nach der Tat festgenommen wird. Das Verbrechen spielt sich vor der Flüchtlingsunterkunft ab. Die 14-Jährige erliegt im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.

Der Bürgermeister sitzt zu diesem Zeitpunkt im Rathaus. "Die Polizei rief morgens im Ordnungsamt an - da lief der Einsatz allerdings schon", erinnert er sich. "Meine Ordnungsamtsleiterin informierte mich umgehend. Ich bin dann direkt an die Einsatzstelle gefahren", sagt er. Tiefe Spuren habe dieser Tag in Illerkirchberg hinterlassen. Es sei immer noch eine große Traurigkeit zu spüren. "Wenn man mit den Leuten drüber spricht, geht der Blick meistens mindestens einmal nach unten. Und genau das ist auch die Stimmungslage", sagt der Rathauschef.

"Wir arbeiten immer noch auf", betont der 37-Jährige. Konkret hätten sich die Menschen gewünscht, dass die Straßenbeleuchtung am Tatort wieder eingeschaltet werde. "Die war für wenige Stunden nachts aus Energiespargründen ausgeschaltet." Um dem Gefühl der Unsicherheit entgegenzuwirken, seien die Lampen wieder an.

Auf dem Schulweg mit Messer getötet

Der Tatort liegt zwischen einem Spielplatz und der Schule. Er ist von der Straße einsehbar - ein Platz mit Präsens im Ort. Schulkinder, Einwohner, Eltern - viele Menschen sein dort täglich unterwegs, so Häußler. Zum Tatzeitpunkt standen an dem Weg drei in die Jahre gekommene Häuser, die als Flüchtlingsunterkünfte mit 20 Plätzen dienten. Darin lebt damals auch der mutmaßliche Täter. Die Kerzen, Blumen und Teddybären, die den Tatort markierten, sind verschwunden.

Laut Anklage hatte es der Tatverdächtige eigentlich nicht auf die Mädchen abgesehen. Er soll auf dem Weg zum Landratsamt des Alb-Donau-Kreises in Ulm unterwegs gewesen sein, um mit dem Messer Ausweisdokumente zu erpressen. Angegriffen hatte er die Freundinnen laut Anklage, weil er angenommen hatte, dass die beiden das Messer gesehen hätten. "Das Unerträgliche daran ist einfach dieses Zufällige: Zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt Häußler.

Der Vater der Getöteten sprach sich dafür aus, die Häuser abzureißen und einen Spielplatz oder eine Spielwiese an diesen Ort zu setzen. Im April rollte der Bagger an. Wie der Platz gestaltet werde, darum kümmerten sich die Bürgerschaft und der Gemeinderat, erklärt Häußler. Übergangsweise werde eine Wiese gesät. "Perspektivisch soll dort etwas Schönes entstehen."

Flüchtlingshilfe: Gab es negative Auswirkungen?

Auf die Flüchtlingshilfe habe sich der Gewalttat nicht ausgewirkt, sagt Häußler. "Wir haben nach wie vor einen sehr engagierten Helferkreis." Und auch kurz nach der Tat hätten sich die Menschen im Ort einer politischen Instrumentalisierung mit einem stillen Protest in den Weg gestellt. "Darauf bin ich sehr stolz."

Auch die Eltern der beiden Mädchen hatten in Briefen dazu aufgerufen, die Tat nicht für Hetze zu instrumentalisieren. Dem schlossen sich viele Politiker an. Es gab aber auch Kritik an der deutschen Asylpolitik. Diese spitzte sich zu, als herauskam, dass ein Flüchtling als verurteilter Vergewaltiger zwischenzeitlich wieder in der Gemeinde untergebracht werden musste.

Man habe nach der Tat viel Aufklärungsarbeit zur allgemeinen Sicherheitslage leisten müssen, über Ängste habe man geredet und sie ernst genommen, so Häußler. Ein Selbstschutzseminar sei etwa bezuschusst worden. "Dass Menschen Angst haben, ist nachvollziehbar - wir haben versucht darauf zu reagieren." Die Situation sei für alle sehr belastend.

Bürgermeister äußert sich zu Prozessbeginn

Auch in den Nachbarorten sahen die Rathauschefs Redebedarf. "In der Bevölkerung wird der Unmut über die derzeitigen administrativen Rahmenbedingungen sichtbar", sagt etwa der Bürgermeister von Staig, Martin Jung (parteilos). Die Gemeinde mit rund 3000 Einwohnern liegt neben Illerkirchberg. In der rund 16 000-Einwohner-Stadt Blaustein reagierte die Stadt Anfang des Jahres mit einem Bürgerdialog, um Fragen zur Unterbringung Geflüchteter zu besprechen.

Wie der Kontakt zu den Eltern der beiden Mädchen aussieht, will Illerkirchbergs Bürgermeister Häußler nicht sagen. Er wolle die Privatsphäre der Familien wahren. Beim Prozess werde er nicht dabei sein. "Ich vertraue auf den Rechtsstaat, der in diesem Verfahren seine Funktionsfähigkeit unter Beweis stellen wird."

Auf den Prozessstart blicke er mit gemischten Gefühlen: "Die ganzen Erinnerungen und Emotionen werden sicher noch einmal hochkommen", so der Politiker. "Und das wird natürlich für alle Beteiligten und für alle Betroffenen ein harter Weg werden."

Jeder habe seine eigene Strategie, mit dem Geschehenen umzugehen. "Ich glaube aber, bei allem wohnte eine Grundvoraussetzung inne und das ist Ruhe." Und die wünscht der Bürgermeister sich in Zukunft für eine Gemeinde, damit ein furchtloses Leben wieder möglich sei. Auch wenn die Tat selbst wohl nie vergessen werde.

Update vom 19.01.2023, 9.20 Uhr: Vater der Getöteten hat eine Bitte

Bei einem Bürgerdialog zum blutigen Messerangriff auf zwei Schulmädchen in Illerkirchberg in Baden-Württemberg hat sich der Vater der getöteten 14-Jährigen zu Wort gemeldet. Er und seine Frau wünschten sich für die Zukunft, dass der Tatort so umgestaltet werde, dass nichts mehr daran erinnere. "Meine restlichen zwei Kinder haben Angst, daran vorbei zu laufen", sagte der sichtlich bewegte Mann vor mehr als 250 Bürgern der kleinen Gemeinde am Mittwochabend.

Seine Tochter war bei dem Messerangriff am 5. Dezember auf ihrem Schulweg so schwer verletzt worden, dass sie im Krankenhaus starb. Ihre 13 Jahre alte Freundin konnte schwer verletzt fliehen. Der mutmaßliche Täter ist ein Asylbewerber aus Eritrea. Mittlerweile hat der 27-Jährige die Taten gestanden. Das Motiv ist aber weiter unklar. Den Ermittlungen zufolge kannten sich der Tatverdächtige und die Opfer nicht.

Für Diskussionen bei dem mehrstündigen Austausch sorgte auch der Fall eines rechtskräftig verurteilten Straftäters aus Afghanistan, der wieder in der Gemeinde untergebracht werden musste. Der Mann hatte 2019 mit anderen Männern in einem Flüchtlingsheim in Illerkirchberg eine 14-Jährige mehrfach vergewaltigt. Der 30-Jährige hatte die Auflage sich regelmäßig bei den Behörden nach seiner Haftentlassung zu melden und im Landkreis zu bleiben. Mittlerweile ist er aber untergetaucht. Er ist laut Polizei zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben.

Update vom 20.12.2022, 18.45 Uhr: Tatverdächtiger macht erste Angaben

Rund zwei Wochen nach dem Angriff auf zwei Mädchen in Illerkirchberg hat der Verdächtige erste Angaben zum Tatgeschehen gemacht. Was der 27-Jährige im Gespräch mit einem psychiatrischen Sachverständigen sagte, wollten die Ermittlungsbehörden nicht mitteilen. Die Staatsanwaltschaft Ulm und die Polizei wollen den Beschuldigten zeitnah förmlich vernehmen. Laut seiner Verteidigerin sei er aussagebereit, teilten die Ermittler am Dienstag mit.

Der Mann aus Eritrea sitzt wegen Mordes und versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Er soll zwei Mädchen auf deren Schulweg mit einem Messer attackiert haben. Eine 14-Jährige wurde bei dem Angriff am 5. Dezember getötet. Ihre 13 Jahre alte Freundin wurde schwer verletzt. Sie durfte das Krankenhaus in der vergangenen Woche verlassen. Die Ermittlungen zum Motiv laufen laut Staatsanwaltschaft noch.

Den Ermittlern nach gab es keine Anhaltspunkte dafür, dass Opfer und der Asylbewerber sich kannten. Der Mann hatte zunächst zu den Vorwürfen geschwiegen. Er war nach der Tat mit erheblichen Verletzungen ins Krankenhaus gekommen und wurde stundenlang operiert. Aktuell befindet er sich in einem Justizvollzugskrankenhaus.

Erkenntnisse zu einer psychischen Erkrankung des Mannes gebe es nach wie vor nicht, hatte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft vergangene Woche gesagt.

Update vom 11.12.2022, 17.50 Uhr: Unschuldig Verdächtigter stirbt in bayerischem Bahnhof

Nach einem Todesfall im Bahnhof von Senden in Bayern haben Polizei und Staatsanwaltschaft einen Zusammenhang mit der Bluttat von Illerkirchberg vom Montag eingeräumt. Am Mittwoch (7. Dezember 2022) kam ein 25-Jähriger im Bahnhof der Stadt schwäbischen Landkreis Neu-Ulm zu Tode. 

Der 25-Jährige sei zwei Tage zuvor im Zusammenhang mit dem Angriff auf zwei Mädchen in Illerkirchberg (Baden-Württemberg) vorübergehend in Verdacht einer Tatbeteiligung geraten, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Staatsanwaltschaften Memmingen und Ulm sowie der Polizeipräsidien Schwaben Süd/West und Ulm. Er hatte sich in einer Wohnung befunden, in die der später dringend Verdächtige dieser Tat geflüchtet war. In der Wohnung hatte die Polizei im Zuge der ersten Ermittlungen drei Männer angetroffen und vorläufig festgenommen.

Ein 27-Jähriger befindet sich (wie berichtet) wegen des dringendes Verdachts des Mordes an einer 14-Jährigen und des versuchten Mordes an einer 13-Jährigen in Untersuchungshaft in einem Justizvollzugskrankenhaus. In Bezug auf die beiden anderen Festgenommenen hatte sich der Verdacht nicht erhärtet. Sie wurden noch am Montagabend auf freien Fuß gesetzt. Unter ihnen befand sich auch der 25-Jährige, der im Bahnhof Senden zu Tode kam. Die Umstände des Todes sind nun Gegenstand weiterer Ermittlungen. red/sl

Hinweis der Redaktion: Wir berichten für gewöhnlich nicht über Selbstmorde. Eine Ausnahme bilden Fälle von großem öffentlichen Interesse. Bei der Telefonseelsorge erreichst du unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Hilfe in schwierigen, möglicherweise ausweglos erscheinenden Situationen. Innerhalb von Bayern kannst du dich alternativ unter der 0800-6553000 beim Netzwerk Krisendienste Bayern melden. Dort bekommst du rund um die Uhr qualifizierte Hilfe in psychischen Krisen und Notfällen. Unter www.frnd.de ("Freunde fürs Leben") findest du zudem weitere Informationen und Hilfsangebote.

Update vom 08.12.2022, 7.10 Uhr: "Wann wird endlich reagiert"

Am Tag nach der Tat rollen Tränen über die Gesichter der Menschen in dieser kleinen Seitenstraße in der Gemeinde Illerkirchberg. Sie schluchzen, klagen, halten sich in den Armen - und können die Tat immer noch nicht fassen, die sich genau hier zu Wochenbeginn abgespielt hat. Vor ihnen leuchtet ein Meer aus roten Kerzen, auch Blumen und Grußbotschaften stehen an der niedrigen Mauer. Ein kleiner Teddybär sitzt zwischen den Kerzen, etwas weiter links steht eine Engelsfigur. "Hoffentlich bekommt der Mörder seine gerechte Strafe", steht auf einem handbeschriebenen Zettel. Auf einem Schild prangt die Frage: "Wann wird endlich reagiert?".

Unter dem Meer aus Kerzen und Mitgefühl ist noch die grelle Sprühfarbe der Polizei zu sehen. Damit wurden am Tag zuvor Spuren gesichert und Blutspritzer gekennzeichnet. Direkt gegenüber ist das heruntergekommene Flüchtlingsheim, in das der mutmaßliche Täter unmittelbar nach der brutalen Messerattacke auf zwei Mädchen flüchtete. Eine 14-Jährige ist im Krankenhaus gestorben, ihre 13 Jahre alte Freundin wurde schwer verletzt.

So frisch wie das Verbrechen ist auch der Schmerz in der 5000-Einwohner-Gemeinde südlich von Ulm. "Man kann nicht beschreiben, was hier passiert ist", sagt eine Frau, die diesen Schulweg auch immer mit ihrer Enkelin entlangläuft. "Wir wollen, dass unsere Kinder und Enkel hier friedlich leben." Die Behörden hätten etwas tun können, Probleme rund um das Flüchtlingsheim seien im Ort bekannt gewesen, sagt die 59-Jährige, die türkische Wurzeln hat. "Wir sind aufgebracht und traurig" Deutschland lasse Flüchtlinge hier alleine, ohne Arbeit, ohne Zukunft, so die Meinung hier. Ihr tue deshalb auch der Täter leid, sagt sie.

Die Tat von Illerkirchberg ist nicht nur ein schreckliches Gewaltverbrechen, sondern hat auch eine politische Dimension. Der Täter, ein 27 Jahre alter Mann, ist Asylbewerber aus Eritrea. Gegen ihn ist mittlerweile Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes ergangen, er ist verletzt in einem Justizvollzugskrankenhaus. Das Opfer wiederum hatte die deutsche Staatsangehörigkeit, aber auch einen türkischen Migrationshintergrund. Die AfD nutzt den Vorfall unmittelbar für Stimmungsmache gegen Flüchtlinge. Von einem weiteren Messermord ist da die Rede und von einer fehlgeleiteten Migrationspolitik. Anhand der Polizeilichen Kriminalstatistik kann man bisher keine Aussage dazu treffen, welche Rolle Flüchtlinge bei tödlichen Messerangriffen spielen. Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel wirft der Regierung Heuchelei vor und fordert konsequentere Abschiebungen. Die Südwest-AfD plant bereits eine Protestkundgebung.

Polizei warnt vor Generalverdacht

Dabei sind die Hintergründe der Tat noch vollkommen unklar. Der Verdächtige schweigt bislang zu den Vorwürfen, beruft sich auf sein Aussageverweigerungsrecht. Die zwei Männer, die neben ihm in dem Flüchtlingsheim festgenommen wurden, sind zwischenzeitlich wieder auf freiem Fuß, weil sie nicht länger unter Verdacht stehen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann appelliert am Dienstag, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Teils geschürte Stimmungen nehme die Landesregierung ernst, sagte der Grünen-Politiker. Die Polizei warnt vor einem Generalverdacht gegen Fremde oder Asylbewerber. Auch nach Innenminister Thomas Strobls Überzeugung darf die Tat nicht zu Hass und Hetze führen. Es gebe keine Hinweise auf eine politische oder religiöse Motivation des Täters, so der CDU-Politiker.

Der türkische Botschafter fliegt am Dienstag spontan aus Berlin in die schwäbische Provinz, um mit den Angehörigen des Mädchens zu sprechen, sein Beileid zu bekunden. Ahmet Basar Sen fordert eine lückenlose Aufklärung des Angriffs von den deutschen Behörden. Die türkische Gemeinschaft sei stark verunsichert, erzählt er beim Ortsbesuch. Strobl sichert restlose Aufklärung zu.

Beide, Botschafter und Innenminister, halten am Tatort für eine Gedenkminute inne. Viele Journalisten und Polizisten sind deshalb vor Ort. Zwei Kinder mit bunten Schulranzen bahnen sich einen Weg durch die wartende Menge, sie müssen hier vorbei, um zum Bus zu gelangen - so wie die beiden Mädchen am Tag zuvor. "Die Eltern haben Angst, die Großeltern, die Geschwister - alle haben Angst", sagt eine Anwohnerin.

"Diesmal hat es uns getroffen": Gemeinde macht auf Missstände aufmerksam

Am Nachmittag lädt die Alevitische Gemeinde in Ulm, zu der die Familie des getöteten Mädchens gehört, zu einer Kondolenzstunde. Mehr als hundert Menschen sind gekommen. Sie stehen vor dem Gebäude Schlange, um der Familie im Gebäude ihr Beileid auszusprechen. Auch der türkische Botschafter ist gekommen. Eine 41-jährige Frau steht vor der Tür und wirkt aufgewühlt. Sie kennt die Familie seit ihrer Kindheit, erzählt sie. "Jeder hier kannte sie." Die Familie sei bereits in den 70er Jahren nach Deutschland gekommen und gut integriert gewesen. Die Frau spricht von einem strukturellen Problem. "Die Flüchtlinge werden irgendwo reingesteckt und allein gelassen." Die Behörden dürften Asylbewerber nicht aus dem Blick verlieren. "Das ist nicht das erste Mal", sagt sie. "Diesmal hat es uns getroffen."

Update vom 07.12.2022, 16.35 Uhr: Hunderte Menschen nehmen Abschied von getöteter 14-Jähriger 

Begleitet von Tränen, Trauer und mehreren Hundert Menschen ist das in Illerkirchberg getötete Mädchen am Mittwoch beigesetzt worden. Ein Polizeisprecher sprach von "unglaublich vielen Menschen", die zum Friedhof kamen, um von der 14-Jährigen Abschied zu nehmen. Viele der Trauernden trugen ein Foto von dem Mädchen an der Jacke.

Um den Menschen ein "Gefühl der Sicherheit" zu geben, seien auch mehrere Polizisten beim Friedhof in Illerkirchberg gewesen, sagte der Sprecher. "Es war davon auszugehen, dass in so einem Zusammenhang viele Menschen ihre Anteilnahme zeigen." An der Trauerfeier nahmen auch der türkische Botschafter Ahmet Basar Sen und Illerkirchbergs Bürgermeister Markus Häußler teil.

Ein Mann soll am Montag in Illerkirchberg bei Ulm zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und schwer verletzt haben. Eines der Opfer starb später in der Klinik. Die Obduktion ergab, dass die 14-Jährige mit türkischem Migrationshintergrund nach Stichverletzungen verblutete. Das zweite Mädchen, 13 Jahre alt, erlitt schwere Verletzungen. Die Polizei fand bei dem 27-jährigen Eritreer ein Messer, das als Tatwaffe in Betracht komme.

Gegen den Verdächtigen wurde ein Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes erlassen. Der Mann befand sich zuletzt verletzt in einem Justizvollzugskrankenhaus. 

Update vom 06.12.2022, 19.30 Uhr: Haftbefehl gegen Verdächtigen erlassen - Vorwurf des Mordes und versuchten Mordes

Nach dem Angriff auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg bei Ulm, bei dem eines der Mädchen tödlich und eines schwer verletzt wurde, ist Haftbefehl gegen den Verdächtigen erlassen worden. Dem 27-Jährigen wird nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft Mord sowie versuchter Mord vorgeworfen. Wie die Ermittler am Dienstag mitteilten, äußerte sich der Mann bei der Vorführung in der Klinik, in der er sich wegen eigener Verletzungen befindet, nicht zu den Vorwürfen. Der 27-Jährige aus Eritrea sei nun in einem Justizvollzugskrankenhaus.

Der Mann soll am Montag zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und schwer verletzt haben. Eines der Opfer, ein 14-jähriges Mädchen, starb später in der Klinik. Die Obduktion ergab, dass die 14-Jährige nach Stichverletzungen verblutete. Die Polizei fand bei dem 27-Jährigen ein Messer, das als Tatwaffe in Betracht komme.

Update vom 06.12.2022, 14.30 Uhr: Psychische Lage von 13-Jähriger "schwierig"

Der mutmaßliche Täter der tödlichen Schulweg-Attacke von Illerkirchberg ist den Behörden bislang nie durch Gewaltdelikte aufgefallen. Er sei lediglich einmal als Schwarzfahrer erwischt worden und sonst nicht polizeibekannt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm der Deutschen Presse-Agentur. Der Mann aus Eritrea hatte am Montag zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und vermutlich mit einem Messer schwer verletzt.

Eines der Opfer, ein 14-jähriges Mädchen, starb später in der Klinik. Das andere Opfer sei medizinisch versorgt, aber die psychische Lage des Mädchens sei schwierig, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es habe erfahren, dass seine Freundin getötet worden sei. Der Mann berufe sich auf sein Aussageverweigerungsrecht, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm der Deutschen Presse-Agentur.

Der Tatverdächtige sei nach wie vor mit erheblichen Verletzungen unter polizeilicher Bewachung im Krankenhaus und stundenlang operiert worden. Es gebe weiterhin keine Erkenntnisse zum Motiv. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob sie Haftbefehl beantragt oder ob es Anhaltspunkte für verminderte oder ausgeschlossene Schuldfähigkeit gibt, was gegebenenfalls eine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik nach sich ziehen würde. Derzeit lägen ihm keine Erkenntnisse einer psychischen Beeinträchtigung vor, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft am Vormittag.

Nach der Tat sei der Mann in eine Flüchtlingsunterkunft geflüchtet, aus der er vor dem Angriff auch gekommen sein soll. Dort waren den Angaben zufolge zwei weitere Männer aus Eritrea, die die Beamten mit zur Dienststelle nahmen. Ob sie Auskunft zum Geschehen und den möglichen Motiven des 27-Jährigen machen konnten, war zunächst noch unklar. Die zwei Männer sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Der Verdacht gegen die beiden Männer habe sich nicht erhärtet, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ein Messer sei als mutmaßliches Tatmittel sichergestellt worden und werde nun untersucht.

Update vom 06.12.2022, 9.36 Uhr: Leiche des Mädchens soll nach Bluttat obduziert werden - Hintergründe unklar

Im Fall des Angriffs auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg bei Ulm nahe der bayerischen Grenze stehen die Ermittler erst am Anfang ihrer Arbeit. "Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei, weshalb es zum Angriff auf die beiden Mädchen kam und ob der Tatverdächtige und die beiden Mädchen sich vorher kannten", teilten die Behörden mit. Die Tat, nach der eine der Angegriffenen starb, könnte eine politische Dimension bekommen, weil ein 27-jähriger Asylbewerber aus Eritrea als tatverdächtig gilt. Mehrere AfD-Politiker gingen darauf schon am Montag ein.

Der Beschuldigte hatte die Jugendlichen nach bisherigen Erkenntnissen auf der Straße wohl mit einem Messer angegriffen. Eine 14-Jährige musste noch am Tatort wiederbelebt werden, bevor sie in eine Klinik gebracht wurde. Dort starb sie Stunden später. Eine Obduktion der Leiche soll Hinweise auf die genaue Todesursache geben. Eine 13-Jährige sei schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Die 13-Jährige sei so schwer verletzt worden, dass in ihrem Fall gegebenenfalls auch der Verdacht des versuchten Mordes im Raum stehe. Ihre psychische Verfassung sei schwer zu beurteilen, es habe das Angebot einer Notfallseelsorge gegeben.

Angaben zur Sache habe er aber nicht gemacht, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag. Der Mann sei nach wie vor mit erheblichen Verletzungen unter polizeilicher Bewachung im Krankenhaus und stundenlang operiert worden. Ein Polizeisprecher hatte zuvor gesagt, er habe sich vermutlich mit dem Messer verletzt. Ob absichtlich oder aus Versehen, wüssten die Ermittler noch nicht. Er kam unter polizeilicher Bewachung in ein Krankenhaus.

Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit, ob sie Haftbefehl beantragt oder ob es Anhaltspunkte für verminderte oder ausgeschlossene Schuldfähigkeit gibt, was gegebenenfalls eine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik nach sich ziehen würde. Dafür brauche es aber zunächst ein Kurzgutachten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Nach der Tat sei der Tatverdächtige in eine Flüchtlingsunterkunft geflüchtet, aus der er vor dem Angriff auch gekommen sein soll. Dort waren den Angaben zufolge zwei weitere Männer aus Eritrea, die die Beamten mit zur Dienststelle nahmen. Ob sie Auskunft zum Geschehen und den möglichen Motiven des 27-Jährigen machen konnten, blieb zunächst unklar.

Hintergründe unklar: "Schlimme Tat" soll restlos aufgeklärt werden

"Wir werden diese schlimme Tat restlos aufklären", kündigte der baden-württembergische Innenminister und Vizeregierungschef Thomas Strobl (CDU) an. "Diese Tat rührt uns zutiefst, wenn das Leben eines unschuldigen Kindes so brutal ausgelöscht wird", teilte er mit. "In Gedanken sind wir in diesen schweren Stunden bei den Eltern, der Familie, den Hinterbliebenen der Getöteten sowie bei den Mitschülerinnen und Mitschülern und Freunden des jungen Mädchens."

Auf die Herkunft des Tatverdächtigen ging Strobl in der Erklärung nicht ein. "Die Hintergründe der Tat, insbesondere die Motivlage, stellen sich noch als unklar dar." Die Polizei appellierte in ihrer Mitteilung nach der Tat, "keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten". Ihr sei bewusst, "dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren".

Update vom 05.12.2022, 18.36 Uhr: 27-Jähriger nach Angriff auf Mädchen unter Tatverdacht

Ein 27 Jahre alter Mann soll zwei Mädchen in Illerkirchberg bei Ulm auf dem Weg zur Schule mit einem Messer angegriffen und so schwer verletzt haben, dass eine 14-Jährige starb. Der Angreifer soll nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagmorgen aus einer benachbarten Asylbewerberunterkunft gekommen und nach der Tat wieder dorthin geflüchtet sein.

"Als die Polizei diese mit Spezialkräften durchsuchte, traf sie dort auf drei Bewohner, alle Asylbewerber aus Eritrea", hieß es weiter. Bei dem 27-Jährigen habe die Polizei ein Messer gefunden, das als Tatwaffe in Betracht komme. "Der Verdächtige befindet sich aktuell unter polizeilicher Bewachung in einem Krankenhaus." Die Beamten hätten die beiden anderen Männer mit zur Dienststelle genommen.

Die Polizei bat in der Mitteilung darum, "keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten".

Update vom 05.12.2022, 18.30 Uhr: Mädchen wurden offenbar mit Messer attackiert

Die beiden Mädchen in Illerkirchberg bei Ulm sind nach ersten Erkenntnissen der Ermittler vermutlich mit einem Messer attackiert worden. "Die 14-Jährige musste nach dem Angriff noch am Tatort wiederbelebt werden, bevor sie in die Klinik gebracht wurde, wo sie trotz aller ärztlichen Bemühungen verstarb", teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagabend mit. Eine 13-Jährige wurde schwer verletzt.

Ursprüngliche Meldung: Zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen

Nach dem Angriff eines Mannes auf zwei Kinder in Illerkirchberg bei Ulm ist eines der Mädchen gestorben. Die 14-Jährige erlag am Montag ihren schweren Verletzungen, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte. Das andere Mädchen im Alter von 13 Jahren sei schwer verletzt. Beide waren nach dem Angriff in ein Krankenhaus gekommen. Mehrere Medien hatten darüber berichtet.

Zuvor hatte ein Sprecher mitgeteilt, dass zwei Mädchen am Morgen gegen 7.30 Uhr auf der Straße in einem Wohngebiet angegriffen worden waren. Sie waren auf dem Weg in die Schule. Auf welche Weise und wo sie verletzt wurden, ließ er offen. Ob eine Waffe im Spiel war, blieb zunächst ebenso unklar wie die Antwort auf die Frage, wer die Rettungskräfte alarmiert hatte.

Der mutmaßliche Täter soll nach dem Angriff in ein benachbartes Wohnhaus geflüchtet sein. Die Beamten nahmen ihn sowie zwei weitere Menschen fest. Der Einsatz sei abgeschlossen. Dabei habe ein Spezialeinsatzkommando unterstützt. Es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung, sagte der Sprecher.

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