Zölle, Absatzflaute, Stellenabbau: Mercedes-Benz muss den Gürtel enger schnallen und einen Gewinneinbruch verkraften. Was hinter dem Zahlenwerk steckt - und warum es an der Börse bergauf geht.
Beim Autobauer Mercedes-Benz läuft es gerade alles andere als rund. Der Überschuss ging in den ersten neun Monaten um die Hälfte zurück: Er sackte um 50,3 Prozent auf 3,87 Milliarden Euro ab, wie der Stuttgarter Autobauer mitteilte. Auch der Sportwagenbauer Porsche steckt in einer tiefen Krise. Hier zehrten die Milliardenkosten für die Verbrenner-Verlängerung den Gewinn in den ersten drei Quartalen fast vollständig auf. Und die Porsche-Mutter Volkswagen? Sie legt am Donnerstag Zahlen vor - dort werden gleichfalls schlechte Ergebnisse erwartet.
Als Gründe für die miesen Zahlen im dritten Quartal führte Mercedes-Benz unter anderem die Zölle, geringere Absatzzahlen und Aufwendungen für Sparmaßnahmen an. Was sind die Baustellen bei Mercedes - und woran krankt die ganze Branche?
Nexperia-Krise und E-Mobilität machen den Herstellern zu schaffen
Die exportorientierte deutsche Autoindustrie steckt generell in einer schwierigen Phase. Neben Absatzflaute und wachsender Konkurrenz aus Asien hat sie vor allem mit Problemen beim Wandel zur Elektromobilität zu kämpfen. Dazu kommen EU-Klimaschutzvorgaben für weniger CO2-Emissionen. Die Branche wirbt in Deutschland für neue Kaufanreize für Elektroautos und generell für einen flexibleren Übergang zum emissionsfreien Antrieb.
Aktuell bereiten der Autoindustrie Lieferprobleme des Chip-Herstellers Nexperia Sorgen. Mercedes-Chef Ola Källenius sagte, der jetzige Engpass sei politisch bedingt und müsse von der Politik gelöst werden, vor allem zwischen den USA und China. Dies sei der Unterschied zur Halbleiter-Krise während der Corona-Pandemie. Mercedes-Benz sei kurzfristig noch versorgt mit Halbleitern, man sei aber weltweit auf der Suche nach alternativen Lieferanten. Er könne nicht vorhersagen, wie das Ganze ausgehe, sagte der Vorstandschef. Zuletzt hatte Volkswagen vor möglichen Produktionsausfällen gewarnt.
Das Sparprogramm und Personalabbau belasten
Um die Profitabilität wieder zu steigern, hatte der Vorstand bei Mercedes bereits im Februar ein Sparprogramm angekündigt: Die Produktionskosten sollen bis 2027 um zehn Prozent sinken, ebenso die Fixkosten. Auch die Materialkosten sollen verbessert werden. Mit dem Gesamtbetriebsrat vereinbarte Mercedes ein Paket mit Abfindungsprogramm für Beschäftigte in indirekten Bereichen.
Eine der Folgen: Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Autobauers betrug im dritten Quartal 2 Milliarden Euro nach 2,5 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Das Konzern-Ebit sei um Sondereffekte in Höhe von insgesamt 1,34 Milliarden Euro bereinigt worden, teilte der Hersteller weiter mit. Ein Großteil davon - nämlich 876 Millionen Euro - entfalle auf den Personalabbau in Deutschland sowie auf Sparbemühungen im Ausland.
Das Konzernergebnis gab im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 31 Prozent von 1,71 Milliarden Euro auf 1,19 Milliarden Euro nach. Der Umsatz sank um 6,9 Prozent auf 32,14 Milliarden Euro.