Vergleichsportal liefert Kostenprognose: Wie teuer wird der Heiz-Winter für Gaskunden tatsächlich?

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Die Bundesregierung will für einen befristeten Zeitraum einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz auf Erdgas verlangen.
Olaf Scholz (rechtes Bild, vorne) verkündete eine Verringerung des Mehrwertsteuersatzes auf Gas. Dieser soll die Verbraucher entlasten, die zusätzlich zu den Preissteigerungen auch noch die ...
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kommt mit Regierungssprecher Steffen Hebestreit (r) zum Pressestatement zur Gasumlage. Die Bundesregierung will für einen befristeten Zeitraum einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz auf Erdgas verlangen.
Kay Nietfeld/dpa; Canva; Collage: inFranken.de

Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas für die Verbraucher angekündigt. Diese soll den Kosten der geplanten Gasumlage entgegenwirken. Doch bringt diese Maßnahme den gewünschten ausgleichenden Effekt? Welche Kosten kommen tatsächlich auf die Verbraucher zu?

Am Donnerstag, dem 18. August 2022, verkündete Bundeskanzler Olaf Scholz die Senkung der Mehrwertsteuer für Gas. Die Mehrwertsteuer soll von 19 auf 7 Prozent verringert werden, diese Senkung soll voraussichtlich bis März 2024 andauern. So würden, laut Scholz, die Gaskunden mehr entlastet, als sie durch die umstrittene staatliche Gasumlage belastet werden würden. Voraussetzung: Die Unternehmen müssen die Steuersenkung eins zu eins an die Verbraucher weitergeben. Ob das wirklich geschieht, wird sich erst noch zeigen müssen.

Laut Berechnungen des Vergleichsportals Verivox, die der BILD-Zeitung vorliegen, kann aber auch die Mehrwertsteuersenkung die steigenden Kosten dennoch nicht ausreichend senken. Somit würden entgegen der Behauptungen des Bundeskanzlers die Verbraucher draufzahlen. 

Kostenprognose: Verivox schätzt Mehrbelastung für Gas-Kunden

Eine Einzelperson, die in einer 50 Quadratmeter (qm) großen Wohnung wohnt und einen ungefähren Verbrauch von 5000 Kilowattstunden (kWH) im Jahr hat, muss nach derzeitiger Preislage mit Netto-Gaskosten in Höhe von circa 869 Euro rechnen. Addiert man die Kosten der Gasumlage und berechnet die auf 7 Prozent verringerte Umsatzsteuer mit dazu, kommt der Single-Haushalt auf 1093 Euro. Legt man hingegen den normalen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zugrunde - ohne die Kosten der Gasumlage addieren zu müssen - erhält man den finalen Wert von 1034 Euro an jährlichen Gaskosten. Vergleicht man die beiden Bruttopreise wird ersichtlich, dass trotz der Senkung der Gas-Mehrwertsteuer durch die Gas-Umlage mit rund 56 Euro mehr Heizkosten im Jahr gerechnet werden muss.

Führt man dieselbe Rechnung bei einem Ehepaar durch, das gemeinsam auf circa 100 Quadratmetern wohnt und einen jährlichen Verbrauch von rund 12.000 kWh hat, so kommt man schätzungsweise auf 162 Euro Mehrbelastung. Die Netto-Gaskosten lägen hier bei 1908 Euro. Mit Umlage und verringerte Mehrwertsteuer beläuft sich der Bruttowert auf 2433 Euro. Bei normaler Besteuerung und ohne Umlage sind es hingegen 2271 Euro. Die Differenz dieser beiden Werte ergibt dann die zuvor genannten 162 Euro an Mehrkosten.

Richtig teuer wird es für Familien mit Kindern: Lebt eine Familie mit einem Kind auf 150 Quadratmetern Wohnraum, liegt der Verbrauch bei 18.000 kWh. Das Vergleichsportal prognostiziert hier Gaskosten in Höhe von 3108 Euro als Nettowert. Mit der zuvor beschriebenen Rechnung als Grundlage kalkuliert Verivox ein Heizkosten-Plus von etwa 214 Euro im Jahr. Bei zwei Kindern und einem Verbrauch von 20.000 kWh sind es dann 3435 Euro Nettokosten. Beim Vergleich der beiden Brutto-Szenarien zeigt sich eine Differenz von rund 340 Euro, die Verbraucher mehr zahlen müssen. Verivox geht hier von einer Wohnfläche von 180 qm aus, was ungefähr einem Reihenmittelhaus entspricht.

Am kostspieligsten ist es, ein ganzes Haus zu beheizen, in dem eine Familie mit drei oder sogar noch mehr Kindern wohnt. Die Wohnfläche von so einem Haus veranschlagt das Vergleichsportal auf 250 qm, die Kosten belaufen sich somit ohne Steuern bei einem jährlichen Verbrauch von circa 35.000 kWh bereits auf 5887 Euro. Es ergibt sich ein errechneter Preisaufschlag von stolzen 435 Euro bei der Kostenrechnung.

Die Werte des Vergleichsportals sind Schätzungen und können von den tatsächlichen Werten abweichen, je nachdem wie sich das Marktgeschehen entwickelt. Die Kostenschätzungen basieren auf dem Stand des Gas-Preises vom 20. August 2022.

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