Schock an der Ostsee: Traditionshotels und Restaurants vor dem Aus

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Der Tourismus an der Ostsee steckt in der Krise: Betriebe machen dicht, die Arbeitslosigkeit steigt, Traditionshäuser verschwinden - die Gründe sind vielfältig.

Die Ostseeküste steht vor einem Wendepunkt: Hotels und Restaurants, die jahrzehntelang Urlauber aus aller Welt begeistert haben, müssen schließen. Die touristischen Regionen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein kämpfen mit sinkenden Gästezahlen, steigenden Betriebskosten und einem unberechenbaren Wetter – der Sommer 2025 war geprägt von Regen und kühlen Temperaturen.

Selbst prominente Betriebe wie das "Usedom Palace" oder der "Scheelehof" in Stralsund haben aufgegeben. Die einst strahlende Tourismusregion droht seinen Platz als beliebte Urlaubsdestination zu verlieren.

Umsatz eingebrochen: Immer mehr Hotels und Lokale an der Ostsee dicht

Immer mehr Hotels und Restaurants an der Ostseeküste stehen vor dem Aus. Die Gründe für die Schließungen sind vielfältig, doch eines ist klar: Die Tourismusbetriebe in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kämpfen mit einer immensen wirtschaftlichen Krise.

In den Lübecker Nachrichten erklärte Lars Schwarz, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Mecklenburg-Vorpommern (DEHOGA MV): "Im Vergleich zu 2019, also vor Corona, sind die Umsätze im ersten Halbjahr 2025 um 17,4 Prozent eingebrochen." Die gestiegenen Kosten für Mieten, Energie und Lebensmittel sowie die Kaufzurückhaltung der Menschen, die nun auch beim Urlaub und Restaurantbesuchen sparen, setzen den Betrieben massiv zu.

Axel Strehl, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands von Schleswig-Holstein (DEHOGA SH), beschreibt die Situation in der Bild-Zeitung ähnlich dramatisch: "So ein schlimmes Jahr habe ich noch nicht erlebt." Die Auswirkungen der Krise sind in beiden Bundesländern spürbar und betreffen insbesondere Familienbetriebe, die seit Jahrzehnten Teil der regionalen Identität sind.

Schließungswelle trifft auch Traditionshäuser - Besonders betroffene Regionen

Die wirtschaftliche Lage hat auch prominente Hotels und Restaurants an der Ostseeküste in die Knie gezwungen. In Stralsund musste das traditionsreiche Hotel und Restaurant "Scheelehof", ein Wahrzeichen der Stadt, schließen. Auf der Insel Usedom, einem der bekanntesten Touristenziele der Region, mussten gleich mehrere Traditionsbetriebe schließen. Darunter ist auch das renommierte Hotel "Usedom Palace" in Zinnowitz, ein 5-Sterne-Hotel mit einer 125-jährigen Geschichte. Laut einem Bericht von Ostsee-Zeitung handelt es sich bei vielen der betroffenen Betriebe um langjährige Familienunternehmen. Solche Schließungen sind besonders schmerzlich, da sie nicht nur Arbeitsplätze kosten, sondern auch den Charme der Region gefährden.

Auch auf der Insel Rügen, einem weiteren touristischen Hotspot der Ostsee, ist die Lage besorgniserregend. Die Arbeitslosenzahlen in der Tourismusbranche stiegen hier im Vergleich zum Oktober 2025 um 19,3 Prozent, wie die norddeutsche Online-Nachrichtenplattform Moin.de berichtet. Der Rückgang der Touristen, der unter anderem durch schlechtes Wetter und die gestiegenen Preise verursacht wurde, hat viele kleinere Gaststätten und Hotels dazu gezwungen, ihre Türen dauerhaft zu schließen.

Die Schleswig-Holsteinische Ostseeküste ist ebenfalls stark betroffen. Laut dem Bericht der Lübecker Nachrichten und Moin.de sei die Zahl der rund 1800 Mitgliedsbetriebe im Verband DEHOGA allein in Schleswig-Holstein im Vergleich zum Vorjahr um 130 Unternehmen zurückgegangen - ein Schwund von sieben Prozent. Besonders kleinere Ortschaften und familiengeführte Betriebe entlang der Küste kämpfen mit den Auswirkungen des Rückgangs der Touristenströme und den steigenden Betriebskosten. Das Kult-Restaurant "Anno 1800" in Heiligenhafen, das über 40 Jahre lang ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Urlauber war, schloss seine Türen; die Betreiber begründeten die Entscheidung mit einem Rückgang der Rentabilität. Im Lübecker Stadtteil Travemünde ist das Restaurant "Baltic Bay" nach vielen Jahren Betrieb nun Geschichte; das Lokal in der Marina Baltica war eine bekannte Adresse für gutes Essen und eine entspannte Atmosphäre direkt am Hafen, wie die Ostsee-Zeitung betont. 

Warum die Betriebe an der Ostsee schließen

Ein zentraler Grund für die Schließungen ist der hohe Kostendruck. Energie-, Lebensmittel- und Personalkosten steigen seit Jahren, und viele Betriebe können diese Belastungen nicht mehr auffangen. Lars Schwarz hofft auf die angekündigte Senkung der Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie auf sieben Prozent, die ab Januar 2026 in Kraft treten soll. Er bezeichnete die Entscheidung des Bundestags als "ein wichtiges Signal für die touristischen Orte an der Ostsee". Branchenexperten wie Axel Strehl erwarten jedoch, dass die Vorteile dieser Maßnahme nicht sofort spürbar sein werden, da viele Betriebe bereits jetzt an der Grenze ihrer Belastbarkeit arbeiten, wie auf DEHOGA MV erläutert wird.

Auch das Wetter spielte in diesem Jahr eine Rolle: Der Sommer 2025 war geprägt von anhaltendem Regen und kühlen Temperaturen, was viele Urlauber von einem Aufenthalt an der deutschen Küste abhielt. Inlandsreisen verloren an Attraktivität, und die Branche konnte die verlorenen Umsätze nicht wieder wettmachen. Dies führte zu einer weiteren Verschärfung der Krise.

Ein weiterer Faktor, der die Ostseeküste unter Druck setzt, ist der wachsende Wettbewerb aus dem Ausland. Polen investiert massiv in den Ausbau seiner Ostsee-Region mit neuen Hotels, Autobahnen und Förderprogrammen. Experten warnen, dass Mecklenburg-Vorpommern langfristig seinen Status als beliebtes Urlaubsziel verlieren könnte, wenn es nicht gelingt, mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten.

Politische Unterstützung gefordert

Die Tourismusbranche fordert weitere politische Unterstützung, um den Betrieben langfristig zu helfen. Neben der Mehrwertsteuerreduzierung erhoffen sich viele Unternehmen Entlastungen bei den Energiekosten und bessere Rahmenbedingungen für die Anwerbung von Fachkräften. Der Fachkräftemangel bleibt ein großes Problem: Laut einer Umfrage sind jedes dritte Unternehmen von fehlenden Auszubildenden und Teilzeitkräften betroffen. Eine geplante Akademie zur Ausbildung von Fachkräften wurde jedoch aus Kostengründen auf Eis gelegt, wie der NDR berichtet und Moin.de ergänzt.

Derweil setzen einige Regionen auf innovative Ansätze, um die Attraktivität der Ostsee als Urlaubsziel zu steigern. In Schleswig-Holstein wird die Tourismusstrategie 2025 evaluiert, die eine Steigerung des Bruttoumsatzes um 30 Prozent sowie die Verbesserung der Gästezufriedenheit anstrebt. Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich trotz der Krise optimistisch und verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 dem ZDF zufolge einen Zuwachs von 2,6 Prozent bei den Gästeankünften.

Die Ostseeküste bleibt ein beliebtes Reiseziel, doch die Branche steht vor einem entscheidenden Wendepunkt. Es bleibt abzuwarten, ob die angekündigten Maßnahmen ausreichen, um den Abwärtstrend zu stoppen und die wirtschaftliche Stabilität der Betriebe zu sichern.

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