Nach zwei Jahren Pause findet ab dem 17. September wieder das Oktoberfest in München statt. Doch die Pandemie ist noch nicht vorbei und einige blicken besorgt auf das größte Volksfest der Welt. Die Infektions-Prognose eines Virologen ist eindeutig.
Nach zwei Jahren Pause rückt die Eröffnung der Wiesn 2022 am 17. September immer näher. Der Veranstalter rechnet mit vergleichbaren Besucherzahlen zum Jahr 2019 (rund 6,3 Millionen). Viele blicken deshalb, angesichts der wieder steigenden Corona-Infektionen, mit Sorge auf das Volksfest.
So auch Virologe Oliver T. Keppler von der Ludwig-Maximilians-Universität. Er bezeichnet im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk das Oktoberfest sogar als "synchronisiertes Superspreading".
Oktoberfest während der Pandemie? Ein Virologe wird deutlich
Im Interview betont der Virologe die lange Tradition der Wiesn und deren besondere Atmosphäre. Er sagt aber auch, dass es seit Jahren das Phänomen der "Wiesn-Grippe" gibt. Der enge Kontakt im Bierzelt würde die Verbreitung von Atemwegsinfektionen fördern, so Keppler. Er geht davon aus, dass man als Besucher im Bierzelt mit einem hohen Ansteckungs-Risiko rechnen muss - insbesondere in Bezug auf Corona.
Wir hätten weiterhin eine "hochaktive Pandemie", meint er. Das Virus sei mutationsfreudig und hätte in den vergangenen zwei Jahren auch eine immer höhere Ansteckungsfähigkeit entwickelt. Er wird deutlich: "Auf einer Skala von 1 bis 10 liegt die Wahrscheinlichkeit einer SARS-CoV-2-Exposition nach mehreren Stunden im Zelt nach meiner Einschätzung bei 9 bis 10. Viel mehr geht also nicht."
Aktuell ist besonders die Omikron-Variante verbreitet, die im Moment aber weniger Krankenhausaufenthalte nach sich zieht. Doch das Personal im Krankenhaus sei erschöpft. Die Argumentation, dass "die Intensivstationen nicht überlastet seien und daher kein Problem durch COVID-19 vorliege, ist im besten Fall naiv", sagt Keppler.
Corona: Soll es Maßnahmen auf der Wiesn geben?
Der Experte betont auch die Wirkung nach außen: "Das nun mal größte Volksfest der Welt kann Millionen Neuinfektionen innerhalb von zwei Wochen im Großraum München ermöglichen. Das ist synchronisiertes Superspreading mit weltweiter Sichtbarkeit."
Aus seiner Sicht ergebe es keinen Sinn, eine Maskenpflicht oder Abstandsregeln zu fordern, da diese nicht ernsthaft durchsetzbar wären. Eine Diskussion über mögliche Maßnahmen hätte er sich früher gewünscht, meint er im Interview.