Verfassungsschützer Gerhard Forster bleibt konkrete Antworten schuldig, gibt jedoch Einblick in die Denkweise seines Dienstes.
Der ehemalige Präsident des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz, Gerhard Forster, war vor gut einem Monat schon einmal vor den Landtagsausschuss geladen, der die Rolle der Sicherheitsbehörden bei bei der Mordserie des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) aufklären will. Die Oppositionsparteien aus SPD, Freien Wählern und Grünen bezweifelten offenbar seine erste Aussage, dass die bayerischen Verfassungsschützer keinen V-Mann "dran " gehabt hätten an der Neonazi-Zelle, aus der dann der mörderische NSU wurde. Dies ließ Forster auch gestern in öffentlicher Sitzung im Dunkeln.
Erhellend aber war seine Aussage insofern, als sie die abgeschottete Denkweise der Landesämter erklärte, die einer früheren Aufklärung der Morde im Wege stand. Forster gestern: "Wir kennen nicht die V-Leute anderer Ämter.
Wir haben nicht besonders gern das Bundesamt (für Verfassungsschutz) in Bayern gehabt."
Gerhard Forster ist 71 Jahre alt und seit elf Jahren im Ruhestand, aber es waren weniger die Erinnerungslücken, die ihn gestern von konkreten Angaben über die schon während seiner Dienstzeit deutlichen Verbindungen zwischen einer zunehmend gewaltbereiten Neonazi-Szene in Thüringen und Oberfranken und über die dort eingesetzten V-Leute abhielten. Immerhin rechnet es sich Forster als Erfolg an, dass es gelang, das Übergreifen der Terroristen von Thüringen auf Oberfranken zu verhindern.
Hierbei ging es den Abgeordneten um die Rolle des als Kai D. bekannten Kronacher Neonazis, der als Spitzel des bayerischen Verfassungsschutzes Verbindung zu einem Umfeld gehabt haben soll, aus dem der NSU hervorging.
Immer wieder betonte Forster, dass er nicht öffentlich über einzelne Personen oder Aktionen seines Dienstes Stellung nehmen könne.
Dennoch wurde deutlich, dass Kai D. zuständig war für einen der vier bayerischen Knoten eines insgesamt bis zu 18 solcher Zentralen umfassenden und Thule genannten Mailbox-Systems, das wohl 500 Neonazis verband. Dieses Netzwerk wurde, so Forster, gegründet von "Herrn Hetzer", einem Erlanger Informatik-Studenten.
Trotz seiner zurückhaltenden Aussagebereitschaft, bei deren Begrenzung er auch einen Vertreter des Innenministeriums zu Rate zog, ließ Forster gestern erkennen, dass sich sein bayerisches Landesamt bewusst abschottete gegen die Dienste anderer Bundesländer und gegen den Bund. Offenbar hatte Forster schon wegen des Schutzes seiner Informanten Bedenken gegen ein zentrales Register für V-Leute: "Wir haben den anderen Ländern nichts gesagt."