JFKs wilde Jugendtage in Franken

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"Ich bin ein Berliner", sagte John F. Kennedy am 26. Juni 1963 bei seiner historischen Rede. Welche Sätze schrieben noch Geschichte? "I have a dream" - "Mit Verlaub, Herr Präsident, ..." - "... und das ist auch gut so" - "Ich habe fertig": Wer hat wann wo welche berühmte Rede gehalten? Und worum ging's dabei eigentlich? Klicken Sie sich durch die Bildergalerie und testen Sie Ihr Wissen. Foto: dpa/Archiv
"Ich bin ein Berliner", sagte John F. Kennedy am 26. Juni 1963 bei seiner historischen Rede. Welche Sätze schrieben noch Geschichte? "I have a dream" - "Mit Verlaub, Herr Präsident, ..." - "... und das ist auch gut so" - "Ich habe fertig": Wer hat wann wo welche berühmte Rede gehalten? Und worum ging's dabei eigentlich? Klicken Sie sich durch die Bildergalerie und testen Sie Ihr Wissen. Foto: dpa/Archiv
 
Martin Luther King, Washington, 28. August 1963 Mit dem Satz "I have a dream” ("Ich habe einen Traum”) zeichnet Martin Luther King das Bild einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleich behandelt werden, einer Gesellschaft ohne Rassentrennung - einer zukünftigen Gesellschaft, denn die Realität im Amerika der 60er Jahre sieht anders aus. King beendet seine Rede mit den Worten "I have a dream today" (Ich habe heute einen Traum"). Damit berührt er nicht nur die 250 000, die sich in Washington ...
Martin Luther King, Washington, 28. August 1963 Mit dem Satz "I have a dream” ("Ich habe einen Traum”) zeichnet Martin Luther King das Bild einer Gesellschaft, in der alle Menschen ...
Martin Luther King, Washington, 28. August 1963 Mit dem Satz "I have a dream” ("Ich habe einen Traum”) zeichnet Martin Luther King das Bild einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleich behandelt werden, einer Gesellschaft ohne Rassentrennung - einer zukünftigen Gesellschaft, denn die Realität im Amerika der 60er Jahre sieht anders aus. King beendet seine Rede mit den Worten "I have a dream today" (Ich habe heute einen Traum"). Damit berührt er nicht nur die 250 000, die sich in Washington ...
 
 
Jesus Christus, wohl auf einem hohen Berg in Galiläa, etwa 30 nach ChristusDer Satz über die Armen im Geiste ist ein zentrales Element am Beginn der Bergpredigt, die Jesus Christus dem Neuen Testament zufolge bei einem großen öffentlichen Auftritt vor dem zusammengeströmten Volk hielt. Die Bedeutung wird recht unterschiedlich ausgelegt - von der Ablehnung des Hochmuts bis zur grundsätzlich armseligen Erkenntnisfähigkeit des menschlichen Geistes. Foto der Jesus-Figur an der Salvatorkirche, Cob...
Jesus Christus, wohl auf einem hohen Berg in Galiläa, etwa 30 nach ChristusDer Satz über die Armen im Geiste ist ein zentrales Element am Beginn der Bergpredigt, die Jesus Christus dem Neuen ...
Jesus Christus, wohl auf einem hohen Berg in Galiläa, etwa 30 nach ChristusDer Satz über die Armen im Geiste ist ein zentrales Element am Beginn der Bergpredigt, die Jesus Christus dem Neuen Testament zufolge bei einem großen öffentlichen Auftritt vor dem zusammengeströmten Volk hielt. Die Bedeutung wird recht unterschiedlich ausgelegt - von der Ablehnung des Hochmuts bis zur grundsätzlich armseligen Erkenntnisfähigkeit des menschlichen Geistes. Foto der Jesus-Figur an der Salvatorkirche, Cob...
 
 
Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, New York, 12. Oktober 1960 Der sowjetische Staatschef nutzte die 15. UNO-Vollversammlung für einen spektakulären Auftritt, der als "Schuh-Rede" in die Geschichte einging. Thema war die Entkolonialisierung afrikanischer Staaten und der Kongo, der in pro-westliche und pro-sowjetische Gruppen gespalten war. Als ein philippinischer Delegierter sagte, die Sowjetunion habe den Menschen in Osteuropa ihre politischen und bürgerlichen Rechte geraubt, platzte Chrusch...
Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, New York, 12. Oktober 1960 Der sowjetische Staatschef nutzte die 15 ...
Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, New York, 12. Oktober 1960 Der sowjetische Staatschef nutzte die 15. UNO-Vollversammlung für einen spektakulären Auftritt, der als "Schuh-Rede" in die Geschichte einging. Thema war die Entkolonialisierung afrikanischer Staaten und der Kongo, der in pro-westliche und pro-sowjetische Gruppen gespalten war. Als ein philippinischer Delegierter sagte, die Sowjetunion habe den Menschen in Osteuropa ihre politischen und bürgerlichen Rechte geraubt, platzte Chrusch...
 
 
Giovanni Trapattoni, München, 10. März 1998Mit einem grammatikalischen Desaster wurde der italienische Fußballtrainer Giovanni Trapattoni als Redner unvergesslich: So emotional wie lautstark brüllte er bei einer Pressekonferenz seine Wut über die Leistung einiger Spieler heraus - und schuf dabei legendäre Satzkonstrukte wie "Was erlauben Strunz" und "schwach wie eine Flasche leer". Mit den Worten "Ich habe fertig", stapfte er hinaus.
Giovanni Trapattoni, München, 10. März 1998Mit einem grammatikalischen Desaster wurde der italienische Fußballtrainer Giovanni Trapattoni als Redner unvergesslich: So emotional wie lautstark brüllte er bei einer Pressekonferenz seine Wut über die Leistung einiger Spieler heraus - und schuf dabei legendäre Satzkonstrukte wie "Was erlauben Strunz" und "schwach wie eine Flasche leer". Mit den Worten "Ich habe fertig", stapfte er hinaus.
 
 
Charles Chaplin, New York, 15. Oktober 1940 (Uraufführung)Am Ende von Charlie Chaplins Hitler-Satire "Der große Diktator" wird der jüdische Frisör mit dem Diktator verwechselt. Er hält vor dem Volk des gerade besetzten Osterlitsch eine Rede, die auch im Radio übertragen wird. Der Frisör nutzt sie für als Plädoyer für Frieden und Menschlichkeit, die "Fight for Liberty Rede" geht in die Filmgeschichte ein. Foto: dpa/Archiv
Charles Chaplin, New York, 15. Oktober 1940 (Uraufführung)Am Ende von Charlie Chaplins Hitler-Satire "Der große Diktator" wird der jüdische Frisör mit dem Diktator verwechselt. Er hält vor dem Volk des gerade besetzten Osterlitsch eine Rede, die auch im Radio übertragen wird. Der Frisör nutzt sie für als Plädoyer für Frieden und Menschlichkeit, die "Fight for Liberty Rede" geht in die Filmgeschichte ein. Foto: dpa/Archiv
 
 
Ronald Reagan, Berlin, 12. Juni 1987Reagan, von 1981 - 1989 der 40. Präsident der USA. Bei seinem Besuch in West-Berlin fordert der damalige US-Präsident Ronald Reagan in einer Rede vor dem Brandenburger Tor: "Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall!" ("Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!") Dabei steht er neben dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (r) und dem damaligen Bundestagspräsident Philipp Jenninger auf ...
Ronald Reagan, Berlin, 12. Juni 1987Reagan, von 1981 - 1989 der 40. Präsident der USA. Bei seinem Besuch in West-Berlin fordert der damalige US-Präsident Ronald Reagan in einer Rede vor dem ...
Ronald Reagan, Berlin, 12. Juni 1987Reagan, von 1981 - 1989 der 40. Präsident der USA. Bei seinem Besuch in West-Berlin fordert der damalige US-Präsident Ronald Reagan in einer Rede vor dem Brandenburger Tor: "Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall!" ("Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!") Dabei steht er neben dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (r) und dem damaligen Bundestagspräsident Philipp Jenninger auf ...
 
 
Martin Luther, Worms, 18. April 1521Luther war bereits exkommuniziert und zum Ketzer erklärt worden, durfte sich aber dank einiger Fürsprecher beim Reichstag in Worms noch einmal verteidigen. Vorm Kaiser sollte er seine Lehren widerrufen. Er lehnte ab: " ... Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!" Beendet haben soll er die Erklärung mit den Worten "Hier stehe ich und kann nicht anders! Gott helfe mir...
Martin Luther, Worms, 18. April 1521Luther war bereits exkommuniziert und zum Ketzer erklärt worden, durfte sich aber dank einiger Fürsprecher beim Reichstag in Worms noch einmal verteidigen ...
Martin Luther, Worms, 18. April 1521Luther war bereits exkommuniziert und zum Ketzer erklärt worden, durfte sich aber dank einiger Fürsprecher beim Reichstag in Worms noch einmal verteidigen. Vorm Kaiser sollte er seine Lehren widerrufen. Er lehnte ab: " ... Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!" Beendet haben soll er die Erklärung mit den Worten "Hier stehe ich und kann nicht anders! Gott helfe mir...
 
 
Sokrates, Athen, 399. v. Chr.Das verkürzte Zitat stammt aus der Verteidigungsrede, die der Philosoph Sokrates vor Gericht hielt, weil ihm Gottlosigkeit und verderblicher Einfluss auf die Jugend vorgeworfen wurde. Sokrates wurde zum Tode verurteilt und trank den Schierlingsbecher. Sein Schüler Platon schrieb die Verteidigungsreden in literarischer Form nieder (Apologie des Sokrates). Foto der Büste des Sokrates im Louvre: Eric Gaba - Wikimedia Commons user: Sting
Sokrates, Athen, 399. v. Chr.Das verkürzte Zitat stammt aus der Verteidigungsrede, die der Philosoph Sokrates vor Gericht hielt, weil ihm Gottlosigkeit und verderblicher Einfluss auf die Jugend vorgeworfen wurde. Sokrates wurde zum Tode verurteilt und trank den Schierlingsbecher. Sein Schüler Platon schrieb die Verteidigungsreden in literarischer Form nieder (Apologie des Sokrates). Foto der Büste des Sokrates im Louvre: Eric Gaba - Wikimedia Commons user: Sting
 
 
Mohandas Karamchand Gandhi Gandhi war ein indischer Rechtsanwalt und politischer sowie geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Er entwickelte das Konzept des gewaltfreien Widerstandes, das letztlich 1947 das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien herbeiführte. foto: Archiv
Mohandas Karamchand Gandhi Gandhi war ein indischer Rechtsanwalt und politischer sowie geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Er entwickelte das Konzept des gewaltfreien Widerstandes, das letztlich 1947 das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien herbeiführte. foto: Archiv
 
 
Joschka Fischer, Bonn, 18. Oktober 1984Im Bundestag geht's um Gerüchte über Zahlungen des Flick-Konzerns an Rainer Barzel, der Grünen-Abgeordnete Jürgen Reents bezeichnet den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl als "von Flick" gekauft und wird des Saales verwiesen. Die Grünen protestieren, einer Abgeordneten wird vom Bundestagsvizepräsident das Mikro abgestellt. Der Abgeordnete Joschka Fischer sagt seine Meinung auch ohne Mikro, wird ebenfalls des Saales verwiesen und entgegnet mit dem Satz, ...
Joschka Fischer, Bonn, 18. Oktober 1984Im Bundestag geht's um Gerüchte über Zahlungen des Flick-Konzerns an Rainer Barzel, der Grünen-Abgeordnete Jürgen Reents bezeichnet den damaligen ...
Joschka Fischer, Bonn, 18. Oktober 1984Im Bundestag geht's um Gerüchte über Zahlungen des Flick-Konzerns an Rainer Barzel, der Grünen-Abgeordnete Jürgen Reents bezeichnet den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl als "von Flick" gekauft und wird des Saales verwiesen. Die Grünen protestieren, einer Abgeordneten wird vom Bundestagsvizepräsident das Mikro abgestellt. Der Abgeordnete Joschka Fischer sagt seine Meinung auch ohne Mikro, wird ebenfalls des Saales verwiesen und entgegnet mit dem Satz, ...
 
 
Edmund Stoiber, München, 21. Januar 2002Der geplante Transrapid zwischen Münchner Innenstadt und Flughafen veranlasste Stoiber beim Neujahrsempfang der Münchner CSU zu einer Jahrhundert-Rede, die - äääh - Kultstatus erlangte und hundertfach als Lied vertont wurde.
Edmund Stoiber, München, 21. Januar 2002Der geplante Transrapid zwischen Münchner Innenstadt und Flughafen veranlasste Stoiber beim Neujahrsempfang der Münchner CSU zu einer Jahrhundert-Rede, die - äääh - Kultstatus erlangte und hundertfach als Lied vertont wurde.
 
 
Walter Ulbricht, Berlin (Ost), 15. Juni 1961Auf einer internationalen Pressekonferenz behauptet der Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Am 13. August wird mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen. Foto: dpa-Archiv
Walter Ulbricht, Berlin (Ost), 15. Juni 1961Auf einer internationalen Pressekonferenz behauptet der Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Am 13. August wird mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen. Foto: dpa-Archiv
 
 
Klaus Wowereit, Berlin, 10. Juni 2001Es war ein geschickter Schachzug im Wahlkampf: Als Klaus Wowereit um das Amt des Berliner Oberbürgermeisters kandidiert, verhindnert er, dass seine Homosexualität von der Boulevardpresse, der politischen Konkurrenz oder Erpressern ausgenutzt wird. Die Strategie ist Flucht nach vorne: "Ich bin schwul - und das ist auch gut so!", sagt er auf dem Sonderparteitag der SPD in Berlin. Er gewinnt die Wahl und wird eine Leitfigur der deutschen Schwulen- und Lesben....
Klaus Wowereit, Berlin, 10. Juni 2001Es war ein geschickter Schachzug im Wahlkampf: Als Klaus Wowereit um das Amt des Berliner Oberbürgermeisters kandidiert, verhindnert er, dass seine ...
Klaus Wowereit, Berlin, 10. Juni 2001Es war ein geschickter Schachzug im Wahlkampf: Als Klaus Wowereit um das Amt des Berliner Oberbürgermeisters kandidiert, verhindnert er, dass seine Homosexualität von der Boulevardpresse, der politischen Konkurrenz oder Erpressern ausgenutzt wird. Die Strategie ist Flucht nach vorne: "Ich bin schwul - und das ist auch gut so!", sagt er auf dem Sonderparteitag der SPD in Berlin. Er gewinnt die Wahl und wird eine Leitfigur der deutschen Schwulen- und Lesben....
 
 
Michail Gorbatschow, Berlin (Ost), 6./7. Oktober 1989Der sowjetische Staatspräsident hatte mit seiner Politik von Glasnost und Perestroika den Boden für die Wiedervereinigung vorbereitet. Als er zur Feier des 40. Jubiläums der DDR anreiste, sagte er in die Kameras und zu DDR-Politikern immer wieder sinngemäß, dass jede Gesellschaft sich entwickeln muss. Indirekt forderte er Reformen. Wortgetreu sagte er beispielsweise "Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagiere...
Michail Gorbatschow, Berlin (Ost), 6./7. Oktober 1989Der sowjetische Staatspräsident hatte mit seiner Politik von Glasnost und Perestroika den Boden für die Wiedervereinigung vorbereitet ...
Michail Gorbatschow, Berlin (Ost), 6./7. Oktober 1989Der sowjetische Staatspräsident hatte mit seiner Politik von Glasnost und Perestroika den Boden für die Wiedervereinigung vorbereitet. Als er zur Feier des 40. Jubiläums der DDR anreiste, sagte er in die Kameras und zu DDR-Politikern immer wieder sinngemäß, dass jede Gesellschaft sich entwickeln muss. Indirekt forderte er Reformen. Wortgetreu sagte er beispielsweise "Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagiere...
 

John Fitzgerald Kennedy war 1937 zum ersten Mal in Deutschland. Der 20-Jährige interessierte sich vor allem für Bars, erotische Abenteuer und einen fränkischen Dackel. Doch die frühen Erfahrungen mit Deutschland ließen ihn auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges die richtigen Worte finden. Heute vor 50 Jahren sagte er: "Ich bin ein Berliner."

Fremde Tagebücher zu lesen ist, als würde man heimlich im Innersten eines anderen herumstochern - und genau das macht den Reiz der gerade erst veröffentlichten Aufzeichnungen des jungen John F. Kennedy aus. Als Student reiste er 1937 zum ersten Mal mit einem Kumpel durch Deutschland. Das Reisetagebuch verrät, was dem 20-Jährigen wichtig war: Spaß, das Münchner Hofbräuhaus, Mädchen, Mädchen, Mädchen.

Millionärssohn Kennedy und sein Freund Kirk LeMoyne Billings lassen auf ihrer Europatour die Sau raus; der spätere Präsident macht sich einen Spaß daraus, im Reisetagebuch alle Unterkünfte mit einem Sternchen zu kennzeichnen, die ihm bescheinigten, er sei "kein Gentleman". Immer wieder ist die Rede vom Ärger, den sich die Studenten einhandelten.

In Nürnberg wurde JFK bespuckt

Am 19. August 1937 schreibt er über die Abreise von München in Richtung Nürnberg: "Unter dem üblichen Gefluche und dem Hinweis, dass wir keine Gentleman seien, verließen wir die Pension  ... Hielten unterwegs an und kauften für 8.00 ,Offie‘, einen wunderschönen Dackel, ..." Offie? Der Dackel ist nach dem Sekretär des US-Botschafters in Paris (Carmel Offie) benannt - und er macht Ärger: In Nürnberg werden die Amerikaner samt Hund aus der Pension geschmissen; Kennedy notiert: "Aufbruch wie üblich, mit der Ausnahme, dass wir diesmal das zusätzliche Vergnügen hatten, bespuckt zu werden. .... Offie ist ein ziemliches Problem, denn wenn er muss - muss er." Der Hund ist ein anstrengender Reisebegleiter.

JFK reagiert allergisch, bekommt Hautausschlag. Knapp eine Woche später wird der fränkische Dackel "Offie" in Den Haag für fünf Gulden verscherbelt. Die studentischen Abenteuer und touristischen Impressionen lesen sich amüsant, Kennedy schreibt aber auch politische Gedanken nieder. Seine Sichtweise ist noch sehr naiv, die Kenntnisse mittelmäßig: Das Wort Faschismus (fascism) schreibt er durchgehend falsch (facism). Die Reise fiel in die Zeit nach den Olympischen Spielen 1936, als die Nazis die Welt beeindrucken wollten. 1938 verschärfte sich die Aggressivität des Regimes mit dem "Anschluss" Österreichs und der Besetzung des Sudetenlandes, die offene Gewalt gegen Juden eskalierte. Aber 1937 konnte man Deutschland noch relativ normal als Tourist bereisen - und vieles übersehen.

Beinahe hätten sie Hitler getroffen

Kennedy bedauerte, dass er Hitlers Ankunft zum Nürnberger Reichsparteitag knapp verpasste, er ließ sich von der öffentlichen Ordnung und Sauberkeit in der Diktatur blenden und kam zu dem Schluss, "dass Faschismus das Richtige für Deutschland und Italien ist, Kommunismus für Russland und Demokratie für Amerika und England".

An den Notizen des jungen JFK wurden keine nachträglichen Korrekturen vorgenommen. Es ist die Sichtweise eines jungen, ausländischen Reisenden ohne Kenntnis der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Der Aufbau-Verlag hat die Sammlung "John F. Kennedy - unter Deutschen" klug zusammengestellt: Erläuternde Texte helfen, Kennedys Notizen einzuordnen und die Entwicklung seiner politischen Haltung zu begreifen. Außer dem Reisetagebuch von 1937 gehören zu dem reich bebilderten Werk auch die Briefe, die Kennedy 1939 bei seiner zweiten Reise schrieb, und ein Reisebericht, den er 1945 als Journalist verfasste - der aber in keiner Zeitung veröffentlicht wurde.

1939 erlebte Kennedy in Danzig, Berlin, München und Wien, wie stark die Deutschen hinter Hitler standen. Er ist dabei, als der britische Premier Neville Chamberlain dem Reich den Krieg erklärt, denn sein Vater Joseph P. Kennedy ist Botschafter.

Die Kontakte der Familie ermöglichen JFK 1945 auch die dritte Reise, bei der er Deutschland als ein zerstörtes Land sieht. Seine Notizen sind jetzt geprägt von Zweifeln, wie er diese Nation nach all den widersprüchlichen Erlebnissen einschätzen soll. Der Bericht zeugt aber auch davon, dass Kennedy den Systemkonflikt und den Beginn des Kalten Kriegs bereits erkannt hat.

18 Jahre später kehrt er als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zurück. Seinem Nachfolger werde er einen Brief mit der Aufschrift "Bei Mutlosigkeit öffnen" hinterlassen, erzählt er Bundeskanzler Konrad Adenauer. "Und darin werden nur drei Worte stehen: ,Geh nach Deutschland!‘ Vielleicht werde ich diesen Brief eines Tages selbst öffnen." Kennedy hat seine Position zu Deutschland gefunden. Er hatte das Land als Tourist kennen gelernt, er sah die fahlen Gesichter der Menschen in den Trümmern und er hatte versucht, den Faschismus zu analysieren.

Er war sicher, dass die Adenauerrepublik ihn darin unterstützt den Frieden durch eine begrenzte Zusammenarbeit mit Moskau sicherzustellen. Also sagte Kennedy am 26. Juni 1963 auf dem Balkon des Schöneberger Rathauses: "Alle freien Menschen, wo immer sie leben, sind Bürger Berlins, und deshalb, als freier Mensch, bin ich stolz auf die Worte ,Ich bin ein Berliner‘". Dieser Satz wirkte wie eine Erlösung, wie eine Garantie des Friedens für die Stadt - auch wenn es noch gut 35 Jahre dauerte, bis die Mauer fiel.

John F. Kennedy: Unter Deutschen. Reisetagebücher und Briefe. Herausgegeben von Oliver Lubrich. 256 Seiten. Aufbau Verlag, Berlin, 2013. 22,99 Euro