In Bayern sind mehr als die Hälfte der Bahnübergänge nicht mit Schranken versehen. Ein Gesetz auf Bundesebene soll dieser Gefahr eigentlich ein Ende setzen. Die Realität sieht allerdings anders aus.
Immer wieder kommt es in Bayern zu tödlichen Unfällen an Bahnübergängen. Besonders ungesicherte Bahnübergänge stellen eine Gefahr dar. Schranken könnten vermutlich viele dieser Todesfälle verhindern. Oft scheitert es aber am Ausbau - und das, obwohl Sicherheitsmaßnahmen gesetzlich vorgeschrieben sind.
"Man hat keine Chance", stellt Bertram S. im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) fest. Der Lokführer habe jedes Mal Angst, wenn er mit dem Zug auf einen unbeschrankten Bahnübergang zusteuere. Ein unaufmerksamer Moment beim Autofahren oder ein Kind, das die Gefahr noch nicht richtig einschätzen kann - ein kleiner Fehler kann zu einer großen Katastrophe führen. "Einmal die Woche ist irgendwo eine Schicht dabei, wo man denkt: Das war knapp. Da hat einer nicht aufgepasst. Gott sei Dank hat er es noch erkannt", erzählt der Lokführer gegenüber dem BR.
So unsicher sind die Bahnübergänge in Bayern
Dabei könnten solche Situationen eigentlich vermieden werden beziehungsweise müssten sie das sogar. Denn das Eisenbahnkreuzungsgesetz legt fest, dass für die Sicherheit und die "Abwicklung des Verkehrs" Kreuzungen entweder beseitigt oder mit verschiedenen Maßnahmen gesichert werden müssen. Dazu gehören der "Bau von Überführungen, die Einrichtung technischer Sicherungen, insbesondere von Schranken oder Lichtsignalen" und "die Herstellung von Sichtflächen an Bahnübergängen, die nicht technisch gesichert sind", heißt es im Gesetz. Auch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr betont: "Wird eine neue Straße gebaut, die eine Bahnstrecke kreuzt, ist grundsätzlich eine Brücke zu errichten." Die Umsetzung scheitere aber laut dem BR häufig an lokalen Konflikten.
In Bayern gibt es etwa 3000 Bahnübergänge. Dem BR zufolge sind davon mehr als die Hälfte nicht mit Schranken gesichert. Dadurch sei es allein im vergangenen Jahr zu 35 Unfällen und sieben Toten gekommen. In den vorherigen Jahren seien es teilweise sogar noch deutlich mehr gewesen. Auch im oberbayerischen Soyen bei Wasserburg komme es ungewöhnlich oft zu Unfällen. Der Ort werde durch eine Bahnstrecke geteilt. An den Übergängen seien in den vergangenen Jahren sieben Menschen ums Leben gekommen. Die drei verbliebenen unbeschrankten Bahnübergänge sollen eigentlich modernisiert werden, so die Gemeinde.
"Wir tun gemeinsam alles dafür, dass die Planungen zu einem guten Ende führen. Doch das ist leider nicht so leicht“, sagte die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig nach einem Ortstermin am Bahnübergang Grasweg in Soyen. "Dass es hier immer noch keine Schranken gibt, ist nicht die Schuld des Bürgermeisters, der Gemeinde und auch nicht die der Deutschen Bahn. Sie haben wirklich alles unternommen, damit das Problem gelöst wird", heißt in einer Pressemitteilung des Wahlkreisbüros der Abgeordneten. Pläne zur Modernisierung wären bereits fertig gewesen. Am Ende sei es ein Anlieger gewesen, der sein Veto eingelegt habe.
Modernisierung liegt auf Eis: Bahnübergänge bleiben ohne Schranken
Derzeit passiert in Soyen also nichts. Denn damit die Gemeinde ihre Pläne umsetzen kann, müsste sie außerdem eine Vogelschutzhecke abreißen. Deren Besitzerin will das aber nicht, so der BR. "Erstens, weil das Naturschutz ist, schon seit über 30 Jahren. Und zweitens aus persönlichen Gründen", erklärt sie. "Das Geräusch von der Eisenbahn. Zumindest im Sommer hört man fast nichts. Im Winter hört man es bis ins Schlafzimmer."
Statt die Hecke zu entfernen, fordert die Anwohnerin die Schließung des Bahnübergangs. So sei es ausgemacht gewesen, erklärt sie gegenüber dem BR. Die lokale Politik dagegen mache sie dafür verantwortlich, dass die Modernisierung der Bahnübergänge nicht vorankommt. Daher bekommt derzeit keiner der drei Bahnübergänge in Soyen eine Schranke.