Nürnberg und Erfurt vor Bratwurst-Boxkampf - steigen die Wirte selbst in den Ring?

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Wer hat die älteste Wurstküche der Welt? Erfurt und Nürnberg wollen das jetzt im Boxring entscheiden. Doch die Thüringer haben einen gewichtigen Vorteil.

Update vom 02.09.2025: Bratwurst-Duell - diese Kämpfer steigen in den Ring

Boxring statt Grill: Wo steht sie, die älteste Bratwurstküche der Welt - in Franken oder in Thüringen? Mit einem Boxkampf will die Nürnberger Gastronomin Sofia Hilleprandt diese Frage "ein für alle Mal klären". Auch wenn sie die Antwort schon kennen will. 

Angenommen hat die Herausforderung zum Faustkampf das Bratwurstmuseum in thüringischen Mühlhausen. Geschäftsführer Thomas Mäuer betont, die Bratwurst sei für die Thüringer Kulturgut. "Wir sind von unserer Sache überzeugt, das werden wir auch im Ring beweisen." Selbst steigen die Wirte aber nicht in den Ring: Für Nürnberg tritt der Amateurboxer Hasan Arli an, die Thüringer schicken Kay Löwentraut in den Ring. Fünf Runden zu je zwei Minuten sollen die Entscheidung bringen. Ausgetragen wird der Kampf am 26. September in Mühlhausen.

Museumschef Mäuer sieht einen klaren Heimvorteil und erhofft sich einen riesen Spaß. Sie machten das augenzwinkernd mit, so etwas verleihe dem Leben schließlich Würze. Im Vorteil ist Thüringen auch mit Boxer Löwentraut. Der "mit Bratwurst groß gewordene Thüringer Junge" brachte beim Wiegen etwas mehr als 120 Kilogramm auf die Waage, sein Nürnberger Kontrahent Arli dagegen nur rund 92.

Forscher lösten Streit aus

Der kuriose Wettbewerb war durch neue Erkenntnisse von Erfurter Forschern angestoßen worden. Sie wollen den bislang ältesten Nachweis für einen Bratwurststand in Erfurt gefunden haben. In einer Urkunde von 1269 sei von einer Hütte und einem Bräter an der bekannten Krämerbrücke die Rede, teilten der Projektleiter Welterbe der Thüringer Landeshauptstadt, Martin Sladeczek, und der emeritierte Historiker Karl Heinemeyer mit. Die Urkunde wurde demnach durch Zufall bei Nachforschungen über die Geschichte der Brücke gefunden.

Gastonomin Hilleprandt hält dagegen, dass ihr Nürnberger Restaurant "Zum Gulden Stern" als einzige eine historische Bratwurstküche vorzuweisen habe. Sie sei erstmals 1419 erwähnt worden. Das Restaurant wirbt auf seiner Website damit, die "älteste Bratwurstküche der Welt" zu sein. Das Mühlhausener Bratwurstmuseum will den Titel stellvertretend für Erfurt verteidigen. 

Auch das Regensburger Lokal "Wurstkuchl" wirbt mit dem Titel "Älteste Bratwurststube der Welt". Die erste urkundliche Erwähnung eines Kochs an der Stelle stammt von 1378 - also über hundert Jahre später als in Erfurt. Mit der Bratwursthochburg Nürnberg war vor rund 25 Jahren bereits ein Streit um das älteste Lokal entbrannt. Damals konnten die Regensburger die älteste Erwähnung vorlegen.

Update vom 17.08.2025: Thüringen bereit zu Boxkampf im Bratwurststreit

Thüringen stellt sich der Herausforderung, den Disput um den Ursprungsort der ältesten Bratwurst durch einen Boxkampf zu klären. "Wir gehen darauf ein", äußerte sich Thomas Mäuer vom Trägerverein des Deutschen Bratwurstmuseums in Mühlhausen am Rande des "Thüringer Bratwurstgipfels" gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Nürnberger Gastronomin Sofia Hilleprandt hat das Museum zu dem Kampf um die Wurst mit Fäusten herausgefordert, dies sei augenzwinkernd gemeint. Der Boxwettkampf soll am 26. September in Mühlhausen stattfinden, erklärten Mäuer und Hilleprandt.

Hintergrund dieses kuriosen Wettbewerbs ist, dass Erfurter Wissenschaftler kürzlich den bisher ältesten Beweis für einen Bratwurststand entdeckt haben wollen – in Erfurt. In einer Urkunde von 1269 ist von einer Hütte und einem Bräter an der bekannten Krämerbrücke die Rede, teilten der Projektleiter Welterbe der Thüringer Landeshauptstadt, Martin Sladeczek, und der emeritierte Historiker Karl Heinemeyer mit. Diese Urkunde wurde demnach zufällig bei Nachforschungen zur Geschichte der Brücke gefunden.

Hilleprandt, Geschäftsführerin des Nürnberger Restaurants "Zum Gulden Stern", hält dagegen, dass Nürnberg als einzige Stadt eine historische Bratwurstküche vorzuweisen hat. Diese sei 1419 erstmals erwähnt worden.

Boxer für Kampf gesucht

Das Boxduell der Bratwurstregionen Thüringen und Franken soll als Teil der vom Museum organisierten "Bratwurstiade" in Mühlhausen stattfinden. "Da haben wir ja auch lustige Sportwettkämpfe", sagte Mäuer. Selbst wollen die beiden nicht in den Ring steigen. Sie suchen Boxsportler, in dem Faustkampf antreten. Mäuer sprach augenzwinkernd von einem "Stellvertreterkampf".

Bislang schmückt sich das Regensburger Lokal "Wurstkuchl" mit dem Titel "Älteste Bratwurststube der Welt". Die erste urkundliche Erwähnung eines Kochs an dieser Stelle stammt von 1378 - also über hundert Jahre später als in Erfurt. Doch auch mit der Bratwursthochburg Nürnberg gab es vor etwa 25 Jahren bereits einen Streit um das älteste Lokal. Damals konnten die Regensburger die älteste Erwähnung vorlegen.

Update vom 16.08.2025: Boxkampf soll Streit um älteste Bratwurst klären

Woher kommt die älteste Bratwurst? Der Streit um dieser Frage soll nun durch einen Boxkampf entschieden werden. Eine Gastronomin aus Nürnberg hat das Bratwurstmuseum im thüringischen Mühlhausen herausgefordert, diese Frage ein für alle Mal handfest zu klären.

Sie hätten schließlich als einzige eine historische Bratwurstküche vorzuweisen, sagte Sofia Hilleprandt, Geschäftsführerin des Nürnberger Restaurants "Zum Gulden Stern". Wann genau der Boxkampf ausgetragen wird, sei noch unklar. Es werde ihn aber auf jeden Fall geben. Offiziell herausfordern will Hilleprandt ihre Wurst bratenden Nachbarn beim "Thüringer Bratwurstgipfel" an diesem Samstag (16. August 2025) in Mühlhausen. Zuerst hatte der Bayerische Rundfunk berichtet.

Doch worum geht es bei diesem Streit überhaupt? Erfurter Forscher wollen jüngst den bislang ältesten Nachweis für einen Bratwurststand entdeckt haben. In einer Urkunde von 1269 sei von einer Hütte und einem Bräter an der bekannten Krämerbrücke die Rede, teilten der Projektleiter Welterbe der Thüringer Landeshauptstadt, Martin Sladeczek, und der emeritierte Historiker Karl Heinemeyer mit. Die Urkunde wurde demnach durch Zufall bei Nachforschungen über die Geschichte der Brücke entdeckt.

Wie werden die Thüringer reagieren?

Bislang schmückt sich das Regensburger Lokal "Wurstkuchl" mit dem Titel "Älteste Bratwurststube der Welt". Die erste urkundliche Erwähnung eines Kochs an der Stelle stammt von 1378 - also über hundert Jahre später als in Erfurt. Doch auch mit der Bratwursthochburg Nürnberg war vor rund 25 Jahren bereits ein Streit um das älteste Lokal entbrannt. Damals konnten die Regensburger die älteste Erwähnung vorlegen. Nun will die Nürnberger Bratwurstrestaurant-Inhaberin Hilleprandt die Frage auf andere Art und Weise klären. Die Entscheidung per Boxkampf sei zwar augenzwinkernd gemeint, dennoch könne der Kampf endlich für Klarheit sorgen, sagte sie.

Anlass, die Thüringer herauszufordern, sei auch die Tatsache, dass diese nur einen Koch nachweisen könnten. Nicht aber, dass dieser auch Bratwürste hergestellt habe. Und in Regensburg gebe es nur eine nachgebaute Wurstküche und nicht mehr das Original, ist Hilleprandt überzeugt.

Wie wird der Kampf um die (Brat)Wurst ausgehen? Das hängt auch davon ab, wie die Thüringer auf die Herausforderung aus Franken reagieren werden.

Ursprungsmeldung vom 12.08.2025: Woher kommt die Bratwurst? Forscher machen Sensationsfund

Erfurter Wissenschaftler glauben, den bisher ältesten Beleg für einen Bratwurststand entdeckt zu haben. In einem Dokument von 1269 ist von einer Hütte und einem Bräter an der berühmten Krämerbrücke die Rede, berichten der Projektleiter Welterbe der Thüringer Landeshauptstadt, Martin Sladeczek, und der emeritierte Historiker Karl Heinemeyer.

Die Urkunde wurde zufällig bei Recherchen über die Geschichte der Brücke entdeckt. Muss die Geschichte der Bratwurst nun neu geschrieben werden? Bislang rühmt sich das Regensburger Lokal "Wurstkuchl" mit dem Titel "Älteste Bratwurststube der Welt". Die erste urkundliche Erwähnung eines Kochs an dieser Stelle stammt aus dem Jahr 1378 - also über ein Jahrhundert später als in Erfurt. Vor etwa 25 Jahren entbrannte schon einmal ein Streit mit der Bratwursthochburg Nürnberg um das älteste Lokal.

Damals konnten die Regensburger die älteste Erwähnung vorweisen. Nun könnte der historische Titel nach Thüringen gehen, wo die Bratwurst ebenfalls als Kulturgut gilt. Im Jahr 1404 wurde in Arnstadt "1 Groschen für Bratwurstdärme" ausgegeben. Aus der Perspektive von Thomas Mäuer vom Deutschen Bratwurstmuseum in Mühlhausen ist diese Rechnung der erste Beleg für die Bratwurst überhaupt.

Gab es Bratwürste schon viel früher?

Zwar steht in einem Nürnberger Dokument von 1313, dass Lendenfleisch zu Würsten verarbeitet wurde, sagt er. "Da ist aber auch nicht von einer Bratwurst die Rede." Aus seiner Sicht ist die Angelegenheit klar: In der Arnstädter Urkunde steht zum ersten Mal das Wort Bratwurst geschrieben, alles andere funktioniert nur "über einen Dreisatz". Mit Blick auf die Entdeckung in Erfurt sagt er: "Ich halte es für sehr gewagt, daraus zu schließen, dass dort Bratwürste gebraten wurden."

Die Geschichte muss aus seiner Sicht daher auch nicht neu geschrieben werden. Tatsächlich ist in der Urkunde, die eigentlich die Pachtrechte auf der Krämerbrücke festhalten sollte, nicht vermerkt, was dort gebraten wurde. Aber, so Sladeczek: "Wir wissen, was die Menschen im Mittelalter gegessen haben: Würste und gebratenes Fleisch." Der Nachweis von 1404 sei ein Zufallsfund, genauso wie der ihre. Bratwürste habe es vermutlich auch schon viel früher gegeben.

Er betont jedoch auch: "Wir sind nicht angetreten, um hier den lokalpatriotischen Kampf zu führen." Sein Interesse sei gewesen, zu erforschen, was auf der Brücke früher verkauft wurde. Und was sagen nun die Titelverteidiger zu dem Fund? In der "Wurstkuchl" gibt man sich gelassen. "Uns stört das ehrlich gesagt überhaupt nicht. Wir mögen die Bezeichnung eh nicht so gern", sagt Wirtin Alexandra Meier.

Regensburger "Wurstkuchl"-Chefin reagiert: "Glaube nicht, dass die Leute sagen"

Sie sei eher stolz darauf, dass ihre Familie Würste herstellt und die Leute wegen der Qualität der Produkte kämen. "Ich glaube nicht, dass die Leute sagen: Da gehe ich jetzt nicht mehr hin, weil es nur die zweitälteste ist." Während des Streits mit Nürnberg sei sie persönlich noch nicht im Betrieb gewesen. In Erfurt beansprucht bislang noch kein Lokal den Titel der ältesten Bratwurststube für sich.

Der genaue Ort des erwähnten Rosts ist bislang nicht abschließend erforscht, sagt Sladeczek. Eine bauliche Besonderheit an der Außenmauer eines Restaurants könnte jedoch ein ehemaliger Abzug sein, die Forschung steht dazu erst am Anfang. Auf der Speisekarte des Restaurants stehen - wie könnte es anders sein - Bratwürste.

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Vorschaubild: © Daniel Karmann (dpa)